"Ein Rechtsbruch"

Abschuss von Wölfen und Bären – WWF: “Unfassbar”

Österreich
31.01.2011 15:26
Die Forderung des Kärntner Landesrats Josef Martinz, Wölfe und Bären im südlichen Bundesland zum Abschuss freizugeben, regt weiter auf. Von allen anderen Parteien wird der Vorschlag des ÖVP-Chefs abgelehnt. Nun mischt sich auch der WWF in die Debatte ein: Wenn die Tiere zum Abschuss freigegeben werden sollten, müsste man sie erst einmal finden.

"In Österreich gibt es insgesamt zwei bis fünf Wölfe", berichtet Christoph Walder vom WWF. Einzelne Wölfe seien bisher in Kärnten, Tirol und der Steiermark gesichtet worden. Dabei handle es sich aber um keine "Österreicher", sondern um Tiere, die bei ihren weiten Streifzügen durch österreichisches Bundesgebiet wandern. Auch die Bären seien nicht gerade üppig vertreten: Fünf bis acht Exemplare seien bisher in Kärnten gezählt worden, einer wurde in Niederösterreich gesichtet.

Walder wertet den Martinz-Vorschlag als eine "unfassbare Entgleisung. Diese Aussage entbehrt jeder rechtlichen und fachlichen Grundlage". Bären und Wölfe seien durch internationale, aber auch Kärntner Gesetze streng geschützt. "Martinz empfiehlt hier praktisch einen Rechtsbruch", so Walder.

ÖVP-Chef stellt sich hinter Almbauern
"Wir brauchen in Kärnten weder Wölfe noch Bären", hatte Landesrat Josef Martinz am Sonntag erklärt. Die Tiere hätten im Vorjahr, so Martinz, rund 250 Schafe gerissen und einen Schaden von etwa 50.000 Euro verursacht. Daher sollten sie zum Abschuss freigegeben werden. Er müsse sich auf die Seite der Almbauern stellen, so der ÖVP-Chef.

Dass es wegen der einwandernden Wölfe derzeit eine gewaltige Unruhe in der Kärntner Bauernschaft gebe, weiß Klaus Kugi vom Kärntner Naturschutzbund: "Sie sind eben sehr schlaue Räuber - und ich befürchte, dass es noch mehr Schwierigkeiten geben wird." Drei bis sechs Wölfe würden seines Wissens derzeit durchs Land streifen. Im Vorjahr dürften wohl mehr als die Hälfte der gerissenen 170 Schafe auf ihr Konto gegangen sein.

Wölfe schaffen 80 Kilometer pro Nacht
Dass Wölfe sehr schnell sind, weiß Wildbiologe Bernhard Gutleb. "So ein Wolf schafft 80 Kilometer in einer Nacht." Außerhalb von Fotofallen hat Gutleb seine "Schützlinge" aber noch nie zu Gesicht bekommen: "So scheu ist das Tier." Deshalb hält er eine Diskussion über einen Abschuss für "völlig überflüssig". Einerseits seien solche seltenen Exemplare durch viele Gesetze bis hin zum Strafgesetzbuch und EU-Vorgaben streng geschützt. Andererseits gelte das Erlegen eines der edlen Räuber als Jagd-Meisterstück. Der letzte Wolf wurde 1938 im Dobratschgebiet geschossen.

"Jetzt kehrt er langsam wieder zurück, wie auch der Bär", fügt Experte Kugi hinzu. Er bereitet gerade ein neues Monitoringprojekt vor: Gemeinsam mit Italien sollen die Spuren von Wolf, Luchs, Bär und Wildkatze im Bereich der Karnischen und der Gailtaler Alpen genau verfolgt werden, um dann auch Lösungen für die Probleme der Bauern anbieten zu können. "Die Tiere einfach zu eliminieren, weil sie Schafe reißen und für Ärger sorgen, ist aber kein guter Weg", so Kugi.

von Kerstin Wassermann (Kärntner Krone) und krone.at

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