Nach Urteil geflohen

Böhm-Entführer springt bei Verhandlung aus Fenster

Österreich
19.05.2017 15:38

Das passiert auch nicht alle Tage: Ein 26-Jähriger, der sich am Freitag wegen eines Einbruchsdiebstahls in Innsbruck vor Gericht verantworten musste - der Verdächtige soll auch für die Entführung von Sissy Böhm, der Tochter des verstorbenen Schauspielers Karl-Heinz Böhm, und zwei weitere Raubüberfälle auf Frauen verantwortlich sein - , ist nach der Verhandlung aus dem Fenster im ersten Stock des Gerichtsgebäudes gesprungen und danach getürmt. Weit kam der bereits Verurteilte allerdings nicht: Wenig später konnte er in der Innsbrucker Innenstadt von der Polizei festgenommen werden. Der Fall wird nun untersucht.

Nach der Verkündung des Urteils sah der 26 Jahre alte Kroate offenbar seine Zeit gekommen, sich aus dem Gerichtssaal auf spektakuläre Art und Weise zu entfernen. "Der Mann nutzte die Beratungssituation mit seinem Verteidiger aus, rannte zum Fenster, riss dieses auf und sprang hinaus", schilderte der Sprecher des Landesgerichts, Andreas Stutter.

Die Justizwachebeamten befanden sich zum Zeitpunkt der Flucht des Angeklagten im Verhandlungssaal konnten aber nicht mehr rechtzeitig reagieren, präzisierte der Gerichtssprecher.

Nach der Landung in einem Gebüsch rannte der Verdächtige davon und nahm den Weg in Richtung Innenstadt. Sofort nahm ein Großaufgebot von Polizei und Justizwache die Verfolgung auf. Lange konnte der Mann seine widerrechtlich erlangte Freiheit nicht genießen: Nach etwa 30 Minuten konnten die Einsatzkräfte ihn ausfindig machen und festnehmen.

Ministerium untersucht Vorfall
Das Justizministerium hat eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Man überprüfe, ob es Verfehlungen gegeben habe, sagte der für Fragen des Strafvollzugs im Ministerium zuständige General Josef Schmoll. Justizwachebeamte müssten vor Gericht jedenfalls immer bei einem Angeklagten verbleiben, so Schmoll.

Überfallsserie auf drei Frauen
Bei dem geflohenen Angeklagten handelt es sich um jenen 26-jährigen Kroaten, der beschuldigt wird, im vergangenen Dezember eine Überfallsserie auf drei Frauen in Innsbrucker Tiefgaragen verübt zu haben, wie Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr sagte. Gegen den Verdächtigen wird in diesem Zusammenhang in zwei Fällen wegen versuchten Mordes ermittelt.

Am Freitag war der Angeklagte allerdings wegen Einbrüchen vor Gericht gestanden, die ihm im Zuge der Ermittlungen zu den Raubüberfällen nachgewiesen werden konnten.

Sissy Böhm als Opfer des Gewalttäters
Das erste Opfer war eine 34-jährige Schwangere, die am 20. Dezember gegen Mittag in einer Tiefgarage im Gewerbegebiet Mühlau/Arzl von hinten niedergeschlagen und beraubt wurde. Der Angreifer machte sich danach mit einem Fahrrad aus dem Staub. Einen Tag später wurde die Tochter des bekannten Schauspielers Karl-Heinz Böhm, Sissy Böhm, Opfer des mutmaßlichen Gewalttäters. Die 61-Jährige wurde in der Tiefgarage ihres Hauses in ein Auto gezerrt und entführt. Ein Unfall in Hall stoppte schließlich die Entführungsfahrt. Die 61-Jährige schwebte daraufhin in Lebensgefahr.

Handschellen klickten
Danach soll der Verdächtige eine weitere Frau in einer Tiefgarage attackiert und beraubt und mit ihrem Wagen geflüchtet sein. Der mutmaßliche Täter baute jedoch im Zuge einer Verfolgungsjagd neuerlich einen Autounfall und rannte danach zu Fuß weiter. In Zirl war dann Endstation, die Polizei nahm den Verdächtigen am 22. Dezember fest.

Die Ermittlungen in den Fällen sind noch nicht abgeschlossen, erklärte Mayr. So sei noch ein psychiatrisches Sachverständigengutachten sowie der Abschlussbericht des Landeskriminalamtes ausständig.

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