Das freie Wort

Ist unser politisches System tot?

Wo bleibt die zukunftsfähige Politik, wenn aus endlosen Parteien-Koalitionen nur faule Kompromisse entstehen? Bei der Regierungsbildung gleichen die Verhandlungen nicht nur einem Machtrausch, sondern auch einem chaotischen Basar, in dem Leistungen und Ämter wie Waren gehandelt werden. Und nicht im Interesse des Landes, sondern um jedem einzelnen Verhandler und seinen Gönnern gerecht zu werden. Man muss sich fragen, ob es wirklich noch Sinn macht, auf ein System zu setzen, in dem hinter den Kulissen mächtige Interessenverbände und regionale Spitzenpolitiker die Fäden ziehen. Offiziell sollen die Interessen des Landes an erster Stelle stehen, doch in Wahrheit dominiert oft das Eigeninteresse derjenigen, die in Parteischulen ausgebildet wurden und kaum praktische Erfahrung in unternehmerischer Führung haben. Man stelle sich vor, wir würden diesen veralteten Mechanismus durch ein System ersetzen, das auf unternehmerischer Effizienz basiert. Was, wenn statt Hunderter Abgeordneter künftig eine gemeinnützige Geschäftsführung mit einem klaren Auftrag gewählt würde? Mehrere Teams präsentieren ihre Wirtschafts-, Finanz-, Digitalisierungs-, Sicherheits-, Sozial- und Entbürokratisierungsprogramme – kurz und prägnant auf maximal 30 Seiten in der Volkssprache. Wie sie was machen, wem sie Geld wegnehmen und wen sie fördern. Wie alles gegenfinanziert wird, wie ihre Geschäftsführung arbeitet und finanziert wird. Diejenige Führung, die die meisten Stimmen bei der Wahl für ihr Programm erhält, regiert dann für zwei Jahre alleine und haftet persönlich mit dem eigenen Geld für die Umsetzung ihres Programms. Auf Punkt und Beistrich unter der Aufsicht der Nationalbank und/oder der Präsidentschaftskanzlei. Ein solches Modell hätte klare Vorteile: Es verhindert endlose Parteidiskussionen, schafft Transparenz und Verantwortung und setzt auf messbare Ergebnisse. Selbst Krisen hätten weniger Spielraum, denn wie in einem soliden Businessplan wäre ein finanzieller Puffer von mindestens 10% eingeplant, um auch unvorhergesehenen Ereignissen begegnen zu können. Und falls die Geschäftsführung mehr als 3% vom geplanten Kurs abweicht, könnte sie innerhalb von zwei Wochen durch eine neue, z. B. per Online-Abstimmung gewählte Führung ersetzt werden. Hat sie aber Erfolg, dann sollte sie eine mächtige Erfolgsprovision im zweistelligen Millionenbereich erhalten. Es ist an der Zeit, endlich klar zu sagen: Unser politisches System, so wie es heute bei uns in Österreich funktioniert, hat seinen Geist verloren. Wozu brauchen wir bei so einem kleinen Land wie Österreich so viele Abgeordnete, Bundesräte sowie für jedes Bundesland eine eigene Regierung? Wozu brauchen wir im Zeitalter der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz Hunderttausende von Beamten? Wir brauchen Visionen und einen radikalen Neuanfang, der die verkrusteten Strukturen aufbricht und den Anforderungen unserer Zeit gerecht wird. Eine Übergangs- oder Expertenregierung sollte den Mut haben, jetzt für ein neues System des Regierens Fakten zu schaffen.

Mag. Markus Ulrich, Bad Gleichenberg

Erschienen am Fr, 14.2.2025

Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
28.12.2025Datum auswählen
Europas Selbstknebelung
Europa könnte wirtschaftlich und auch gesellschaftlich im internationalen Vergleich tatsächlich nicht so schlecht dastehen wie aktuell, wenn Brüssel ...
Mag. Martin Behrens
Gedanken von Meinl-Reisinger
Einer davon, nämlich dass die USA, Russland und China ein Interesse daran hätten, Europa kleinzuhalten, ist keine Überraschung. Bei der ...
Heribert Dierer
Marterbauer und Spritpreis
Finanzminister Marterbauer will gegen hohe Spritpreise kämpfen. Wer hindert ihn daran? Will, möchte, täti, wari, alles Augenauswischerei. Wer ...
August Riegler
Bravo, Herr Minister Marterbauer!
Unser Finanzminister möchte sich jetzt die Benzinpreispolitik anschauen. In einer Zeitung wird er zitiert – da ist etwas faul! Gott sei Dank wacht ...
Heribert Kasper
Der Spritpreis ist zu teuer!
Urplötzlich fällt Finanzminister Marterbauer auf, dass die Spritpreise an den Zapfsäulen Österreichs zu hoch sind. Na da schau her. Der Rohölpreis ...
Stefan Weinbauer
Kein Frieden in der Welt!
Das, was Putin stets verteufelt, das erfleht die Welt verzweifelt! Ja, es ist ein Trauerspiel. Ein jeder zwar den Frieden will, doch der Krieg geht ...
Fred Stöger
Kritik an der Regierung
Danke für die Veröffentlichung des vortrefflichen Leserbriefs von Ing. Kern am 27. 12.! Es ist gut, wenn möglichst viele Menschen Kritik am Verhalten ...
Dr. Christine Sperl
Horrorszenario
Die Geschehnisse von Trump und Putin zielen darauf ab, sich die Welt aufzuteilen. Trump lässt nicht locker, er will sich unter allen Umständen ...
Josef Roider
Drei Bundesländer
Vollkommen richtig, der Ansatz von Herrn Schellhorn. Aber es reicht ein „Bundesland“, Österreich. Endlich ein Tierschutzgesetz, ein ...
Rene Weber
Ein Österreich!
Die Idee von Hans-Peter Lorenz (Leserbrief vom 27. 12.) ist hervorragend – ein Österreich, keine Bundesländer und alle Gesetze überall gleich! Man ...
Michael Heine
Bombenhagel auf ukrainische Städte
Der Weihnachtsfrieden interessiert Putin nicht. Auch nicht der Aufruf von Papst Leo, wenigstens für 24 Stunden die Waffen schweigen zu lassen. ...
Heinz Vielgrader
Gedanken zum Jahreswechsel
Leserbriefe per E-Mail: leser@kronenzeitung.at Liest man täglich die „Krone“ und deren Leserbriefe, muss man sich fragen – was ist aus unserem ...
Walter Itzlinger
Spenden statt böllern!
Der Jahreswechsel rückt näher, und einmal mehr werden für die Silvesterknallerei Millionen für Raketen und teilweise verbotene Feuerwerksgegenstände ...
Mag. Hans Rankl
Die Weihnachtshetze ist vorbei
Ja, die Weihnachtshetze ist vorbei. Was kommt jetzt? Es beginnt die Hetze um die Silvesterknallerei. Man zweifelt am Verstand der Menschheit. Überall ...
Franz Neller
Silvesterknallerei
Alle Jahre wieder warnen Tierschutzvereine, Rotes Kreuz, Feuerwehr und viele andere Organisationen vor den Folgen der Silvesterknallerei. Wildtiere ...
Paul Rosenegger
Uwe Kockisch wird mir fehlen!
Denke ich an den Schauspieler Uwe Kockisch (1944–2025), dann denke ich auch an die Donna-Leon-Krimireihe, in der er die Rolle des Commissario Guido ...
Riggi Schwarz
Jahresende
Das Jahr geht zu Ende. Trotz aller Unkenrufe ist Österreich nach wie vor eines der wohlhabendsten und sichersten Länder der Erde. Für das neue Jahr ...
Rudolf Danninger
Meinungsfreiheit?
Offensichtlich gibt es immer mehr Menschen, die das Bedürfnis haben, ihre freie Meinung in Form von Leserbriefen zu äußern. Herzlichen Dank, dass die ...
Kurt Höfferer
Gefängnis-Neubau
Bevor unsere SPÖ-Justizministerin die ausländischen Verbrecher, welche sehr dazu beitragen, dass unsere Gefängnisse überfüllt sind, außer Landes ...
Hermann Schmitz
Pflichtlektüre
Vorweg einen herzlichen Dank an die „Krone“ zur Veröffentlichung der Leserbriefe, die anscheinend unsere realitätsfernen Politiker wenig bis gar ...
Ernst Petronczki
Ist das Demokratie?
Ich wurde nie gefragt, ob ich damit einverstanden bin, dass mein Steuergeld für Kriegstreiberei verheizt wird. Ich wurde nie gefragt, ob ich mit der ...
Alexander Platzer
Immer wieder erquickend.
.was Leserbriefschreiber so bringen. Ob unsere Politiker diese auch lesen würden, lesen sollten, lesen müssten? Was nützt es aber, sollten diese die ...
Franz Umgeher

Voriger Tag
28.12.2025Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt