Ein Krieg in Europa ist eigentlich unvorstellbar, aber es gibt viele Experten, die eine Kriegsgefahr in der Ukraine für real halten. Sollte Russland militärisch intervenieren, dann erscheint eine Besetzung der Region Donezk am wahrscheinlichsten, die jetzt schon von russischen Separatisten regiert wird. Außerdem könnte dieses Gebiet durch einen Korridor mit der Halbinsel Krim verbunden werden. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin ist die Einflussmöglichkeit auf die Ukraine ein strategisches Ziel. Die Ukraine ist für Russland das Tor nach Zentral- und Südosteuropa, zugleich eine Pufferzone gegen die NATO und deshalb sicherheitspolitisch von großer Bedeutung. Russland versucht, die Ukraine mit einer hybriden Kriegsführung zu zermürben und das Land politisch zu destabilisieren. Es strebt eine neue Art von Sowjetunion an. Diese moderne Konfliktaustragung basiert darauf, die strukturellen Schwächen der Ukraine auszunutzen. Dabei kann, durch vereinzelte Scharmützel, auch ein schleichender Übergang in einen „heißen Krieg“ entstehen. Ob der russische Präsident Putin grundsätzlich militärische Gewalt einsetzen will, kann niemand vorhersagen. Da die NATO bei einer Aggression nicht eingreifen wird, wäre für Russland eine militärische Intervention kalkulierbar. Noch verhandeln die Verantwortlichen miteinander, und eine Deeskalation ist möglich.
Oberst i. R. Kurt Gärtner, Wels
Erschienen am Do, 27.1.2022
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