Man fasst es nicht, drei Hühner in einer Wohnsiedlung wurden ein Fall für den Verwaltungsgerichtshof. Der hat entschieden: Die Tiere und der Stall müssen weg. Eine Bürgerin hat es gewagt, sich drei Hühner anzuschaffen. Die Gemeinde reagierte sofort, Nutztierhaltung in einem Siedlungsgebiet ist in unserem Land nicht mehr erlaubt, wo kommen wir da hin? Wir müssen das verstehen, vielleicht kommt irgendwann noch jemand mit einer Kuh daher, so etwas darf man einfach nicht durchgehen lassen. Das war nicht immer so, in den Nachkriegsjahren wurden überall Kleintiere gehalten. Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen waren sehr beliebt. Ziegenhalter gehörten schon zur besseren Gesellschaft, diese Tiere waren die Kühe des kleinen Mannes. Vor unserem Haus zupften immer ein paar Hühner im Gras und suchten nach Würmern und Insekten. Wir Kinder liefen meist barfuß herum, nicht selten hatten wir den Hühnerdreck zwischen den Zehen. Das war nicht lustig, doch wir haben es überlebt. Diese „Probleme“ gibt es längst nicht mehr, heute kommt unsere Nahrung meist aus der Massenproduktion. Die Konzerne – vor allem die Pharmaindustrie – müssen schließlich irgendwie über die Runden kommen.
Werner Schupfer, Attnang-Puchheim
Erschienen am Do, 19.7.2018
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