„Die Volta war ein Tanz wie kein zweiter, eine getanzte Verführung... Ich verbannte den Gedanken an die Königin, die uns zuschaute, aus meinem Kopf. Ich hielt das Haupt hoch erhoben, die Augen starr auf den König gerichtet, und ich tanzte auf ihn zu, schlaue, kleine Trippelschritte, mit schwingenden Hüften und einer Drehung meines Kopfes. Ich spürte, wie mir die Wangen vor Verlegenheit, Triumph und Verlangen brannten... Ich fühlte seinen Atem auf meinen Wangen, und dann sagte er sehr leise: ,In mein Gemach. Sofort.'"
(„The Other Boleyn Girl“ – „Die Schwester der Königin“, von Philippa Gregory)
Ein lasziv-königliches Vorspiel vor den Augen des gesamten Hofstaates: Von Englands König Heinrich VIII. (1491-1547) ist hier die Rede, der dem Vatikan kühn die Stirn bot und die katholische Kirche durch seine eigene anglikanische Staatskirche ersetzten sollte, als Rom ihm die Scheidung von seiner ersten Frau verweigerte. Ein weibstoller Herrscher, ganz im Bann der zarten Kindfrau Mary Boleyn, jene von den Geschichtsschreibern sträflich vernachlässigte Figur, deren gewagte Mätressenschaft angesichts der nicht minder um den König buhlenden Schwester Anne Boleyn erotisch inspirierter Motor in Philippa Gregorys Roman "The Other Boleyn Girl" ("Die Schwester der Königin") ist. Auch wenn die Ex-Journalistin und studierte Historikerin Fakt und romantische Fiktion genüsslich verflicht, ist dies doch die unwiderstehliche Geschichte eines royalen Zickenkrieges unter Geschwistern, die geradezu nach Verfilmung schreit.
Eric Bana zwischen Natalie Portman und Scarlett Johansson
Hollywood zeigte sich interessiert, das Schicksal der Boleyn-Mädchen in einem opulenten - und gleichnamigen - Historiendrama neu aufzurollen, das mit der lichtblonden Woody-Allen-Muse Scarlett Johansson als Mary und Natalie Portman als Anne zwei der derzeit begabtesten und hübschesten Aktricen des internationalen Filmbiz zu raffinierten Rivalinnen macht. Als charismatischer König mit beachtlichem Frauenverschleiß glänzt Eric Bana ("Hulk", "Troja"). Regie in dem rücksichtslos-royalen Intrigenspiel führte Justin Chadwick.
Zwei Schwestern, auf das Engste miteinander verbunden, in Freud und Leid, Liebe und Hass. In knospender Jugend ist Mary die Geliebte Heinrichs VIII., obschon zu dieser Zeit bereits mit einem anderen Mann verheiratet. Später besteht ihre machtbesessene Familie darauf, dass "Sister Anne" Marys Platz einnimmt - als Henrys Gemahlin. Denn das königliche Bett nur zu teilen und zu wärmen genügt ihr wahrlich nicht. Der Hof, die Kirche und das Land sind gespalten in ihrer Sympathie für die noch amtierende Königin Katharina von Aragon, die den ersehnten Thronfolger nicht gebiert, und Anne Boleyn, der ambitionierten Taktikerin. Anne wird 1536 auf dem Schafott enden, des Hochverrats und skandalös-inzestuöser Neigungen dem Bruder gegenüber angeklagt...
Feenstaub der Sinne
Historienverfilmungen schmeicheln ihrer engelsgleichen Schönheit und Anmut. Es ist, als sei Scarlett Johansson, die zarte New Yorkerin mit dem mondhellen Teint, einem prunkvoll-höfischen Sittengemälde entstiegen. Und nicht nur feinster Seidentaft und schwerer Brokat knistern hier verführerisch, sondern vor allem Scarletts Erotik - Feenstaub der Sinne, der Momente atemloser Nähe zu verzaubern weiß. Ihr Image als Glamour-Queen trägt sie nur bei großen Gala-Soireen zur Schau. Die politisch engagierte Aktrice hielt zuletzt eine flammende Rede in Iowa, um Jungwähler im US-Präsidentschaftswahlkampf für Barack Obama zu sensibilisieren. Und gerade erst reiste sie an den Persischen Golf, um die dort stationierten Truppen aufzumuntern. Anfang Mai folgt ihre erste CD "Anywhere I Lay My Head", mit stimmigen Cover-Versionen von Tom Waits. Und Scarletts Stimme hält mit Sicherheit, was ihre sinnliche Ausstrahlung verspricht...
Scarlett als Maria Stuart
In dem Episodenfilm "New York, I Love You" wird sie wie elf andere Kollegen Regie führen. Auf ihre "Big-Apple-Hommage" darf man gespannt sein! Und sie bleibt der englischen Historie treu, steht sie doch demnächst für "Mary, Queen Of Scots" als Maria Stuart, die Elizabeth I nach dem Thron trachtete, vor der Kamera. Wo sie ihre Batterien auflädt? Scarlett Johansson: "Nachts am glitzernden pulsierenden Times Square - wann immer ich in New York City bin!" ("The Other Boleyn Girl" - "Die Schwester der Königin", ab 7. März im Kino).
Von Christina Krisch, Kronen Zeitung
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