BAWAG-Prozess

Flöttl setzt noch mehr BAWAG-Geld in den Sand!

Österreich
09.08.2007 19:17
Die Schlammschlacht zwischen Elsner, Weninger, dem BAWAG-Vorstand und Flöttl wirkt als Zuschauermagnet. Erstmals musste auch die Galerie im Großen Schwurgerichtssaal geöffnet werden. Und das Publikum kommt prompt auf seine Kosten - es geht um die Reise nach Zürich zu Flöttls Bildern und weitere Verluste.

Tag 16 im BAWAG-Prozess: Richterin Claudia Bandion-Ortner, äußerst resolut, hat ein weiteres Gutachten des Börsensachverständigen Imo bestellt: "Wir schauen uns genau an, welche Geschäfte tatsächlich getätigt wurden."

Geschäfte Flöttls, für die ein "Management Agreement" vorliegt - und damit für einen weiteren Geldfluss in Höhe von 250 Millionen US-Dollar sorgt. Damit wurden wieder Optionen gezeichnet, die auf einen fallenden Yen gegenüber Dollar und Deutscher Mark zielten. In der Vereinbarung findet sich ein Haftungsausschluss des Managers der Flöttl-Firma. Was, so Flöttl, nicht unwesentlich war: "Das war reiner BAWAG-Invest. Es bestand ein hohes Risiko, es könnte auch wieder Totalverlust eintreten." Was dann auch der Fall war.

Noch mehr "Spielgeld"
Doch zuvor gab es weiteres "Spielgeld" - übrigens pikanterweise wenige Stunden später, nachdem Elsner im einstigen Konsum-Prozess als Zeuge aussagte. Vor einer Richterin namens Claudia Bandion-Ortner. Und obwohl sich die Innenrevision der Bank gegen diese "Sondergeschäfte" aussprach! Insgesamt verlor die BAWAG durch Flöttls falsche Yen-Prognosen samt dem ersten Verlust 890 Millionen US-Dollar...

Dabei ist noch gar nicht der "Betriebsmittelkredit" berücksichtigt. Mit insgesamt 90 Millionen betrieb er nicht nur sein Privatflugzeug weiter, sondern zahlte auch "Erfolgsprämien" an seine Investment-Abteilung. Nur zum Vergleich: Ausbezahlt wurden fast 50 Millionen US-Dollar. Das ist mehr als ein komplettes Jahresgehalt aller damals rund 3000 BAWAG-Beschäftigten...

Geldquelle sprudelte
Und die Geldquelle sprudelte weiter: Das Flöttl-Flugzeug wurde im November 1999 doch verkauft - und er kassierte 2,7 Millionen Dollar vom Nettoerlös. "Er verwertete also eigenes Vermögen und bekam auch noch Provision dafür?", wundert sich die Richterin und fragt, wer dies angeordnet haben könnte. Elsner gibt sich ahnungslos, eine Paraphe auf der Kopie der entsprechenden Anweisung entpuppt sich als die von Nakowitz. Als aber plötzlich das Original auftaucht, das auch Elsners Unterschrift zeigt, gibt es Raunen im Publikum. Elsner: "Das war sicher ein Vorstandsbeschluss!" Der gesamte Vorstand zeigte sich einmal mehr geschockt.

Doch vor dem Verkauf war der Jet noch einmal im Einsatz - man unternahm eine Reise nach Zürich. Zu der Kunstsammlung Flöttls, die ja die Verluste abdecken sollte. Deren Vorhandensein niemand prüfte, deren Wert man "einfach annahm".

Mit an Bord an diesem 22. Jänner 1999: Elsner, Flöttl, Zwettler, Nakowitz, Ex-Aufsichtsratspräsident Weninger und Bankenprüfer Reiter. "Ein bisserl spät, wenn doch die Gelder schon geflossen sind", so die Richterin. Elsner: "Es ging darum, sich als neue Eigentümer auch vor Ort zu zeigen!" Und Nakowitz, der zuvor noch "einen Monet nicht von einem Manet" hatte unterscheiden können verfertigte ein Protokoll: "Der Bestand in außergewöhnlicher Qualität kann bestätigt werden"... Jetzt folgt eine Woche Prozesspause.

Von Gabriela Gödel, Kronen Zeitung

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