Lebende Fackeln

Brandstifter legen Feuer mit brennenden Katzen

Österreich
27.07.2007 11:36
Die verheerende Brandserie, bei denen in den vergangenen Tagen Tausende Urlauber, darunter auch Dutzende Österreicher, nur knapp den Flammen entkommen konnten (Augenzeugenberichte in der Infobox), ist vermutlich das Werk von Brandstiftern. Mit welch grausamen Methoden die kriminellen Pyromanen dabei vorgehen, berichtete jetzt der Chef der italienischen Zivilschutzbehörde Guido Bertolaso: Neben gefährlichen Sprengkörpern, die blitzschnell ganze Brände auslösen, würden viele Brandstifter Benzin auf Katzen schütten, sie anzünden und die brennende Tiere durch die Wälder rennen lassen.

Die Regierung in Italien plant jetzt eine Offensive gegen die Brandstifter, der Konsumentenschutzverband Codacons verspricht ein Kopfgeld von 2.000 Euro für Fotos von Pyromanen am Werk.

Seit Anfang der Woche wurden in Süditalien fast 300 Feuer gezählt. Die schlimmsten wüteten in Apulien, Kalabrien, Kampanien und an der weltberühmten Felsenküste von Amalfi.

Gerettete Urlauber wieder zu Hause
Von weinenden Verwandten empfangen - zum Teil völlig erschöpft und geschockt - sind 40 Österreicher, die der Flammenhölle in Süditalien nur knapp entkommen sind, am Donnerstag in Innsbruck angekommen. Mit wenigen Habseligkeiten in der Hand - Säcken oder kleinen Taschen - stiegen sie aus den Reisebussen.

Insgesamt sind drei vom ÖAMTC und dem Außenministerium organisierte Busse eines italienischen Reiseunternehmens mit 110 Urlaubern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz bei der Tirol-Zentrale des ÖAMTC eingetroffen. Alle sind laut ersten Meldungen unverletzt. Die Touristen wirkten nach der stundenlangen Fahrt großteils erschöpft. Den meisten war die Erleichterung darüber anzusehen, dass sie die dramatischen Ereignisse unverletzt überstanden hatten. 

Bilder der Italien-Heimkehrer findest du in der Infobox.

Mit Privatautos, Taxis, per Zug oder Flugzeug werden sie nun in ihre Heimatorte weitertransportiert. Von der Autofahrerorganisation wurden die rund 110 Personen - darunter mehrere Kinder - verpflegt und über den weiteren Transport informiert. 

Augenzeugen berichten
Urlauber erlebten in der Flammenhölle zum Teil dramatische Stunden. Der 37-jährige Sascha Trathnigg aus Engerwitzdorf (Bezirk Urfahr-Umgebung) ist gemeinsam mit seiner Familie bereits am Mittwoch sicher zu Hause angekommen. Er hatte in Süditalien einen Campingurlaub gemacht. Nur eine halbe Stunde, nachdem er sich zur Flucht entschlossen hatte, stand der Campingplatz in Flammen, berichtet der Oberösterreicher.

"Es war ein mulmiges Gefühl, ob wir wegen der Kinder auch richtig handeln", so Trathnigg. "Wir wussten nicht, ob wir wegen Straßensperren stehen bleiben müssen und dann im Auto verbrennen." Es sei zu sehen gewesen, dass die Flammen immer näher kommen. "Deshalb wollten wir einfach weg", erklärte der 37-Jährige.

"Boote haben uns gerettet"
Elfriede Hoffmann aus Eidenberg (Bezirk Urfahr-Umgebung) schilderte laut Medienberichten, dass ihre Familie vor den Flammen ins Meer geflüchtet und dort mit Booten gerettet worden sei.

Hoffmann verbrachte mit ihrem Mann und den beiden Kindern den Urlaub auf einem Campingplatz in Peschici in der südöstlich gelegenen Region Apulien, als das Feuer ausbrach. Zwei Menschen starben dort in ihrem Auto.

"Wir sollten bleiben und nicht panisch sein", sei ihr von den Einheimischen gesagt worden. Doch: "Fünf Minuten später kamen die Flammen schon über die Berge. Wir konnten nur mehr unsere wichtigsten Wertsachen nehmen und ins Meer flüchten." 

Andere Fluchtwege habe es nicht gegeben, erklärte die Mühlviertlerin. Dann habe die Familie im Meer zwei Stunden auf Hilfe gewartet. "Boote haben uns gerettet", schloss Hoffmann ihren Bericht.

Mafia für die Brände verantwortlich
Ganz Apulien bangt um die Tourismussaison. Mehrere Hotels und Campingplätze sind abgebrannt. Die Behörden vermuten die Mafia hinter der Brandserie.

"Jemand will uns zwingen, unsere Campingplätze und Hotels zu verkaufen, damit die Mafia sie übernehmen kann", sagte der Präsident der Region Apulien, Niki Vendola. Er warnte vor dem Würgegriff des organisierten Verbrechens. "Hier geht es nicht um Geistesgestörte, die Brände legen, oder um Touristen, die versehentlich einen Zigarettenstummel wegwerfen und Feuer auslösen. Hier geht es um einen gut durchdachten, kriminellen Plan", klagte Vendola an.

In der apulischen Adria-Badeortschaft Peschici seien in einer Stunde elf Brände gelegt worden. In den vergangenen zwei Wochen seien in fünf Naturschutzgebieten der Gegend Feuer absichtlich entfacht worden. "So etwas ist bisher in Italien noch nie geschehen. Vor zwei Jahren haben wir elf der 16 Naturschutzgebiete der Gegend eingerichtet. Sehr wahrscheinlich haben wir kriminellen Interessen geschadet", meinte Vendola. Die nationale Anti-Mafia-Behörde DIA ermittelt.

Brände in mehreren Regionen
Die Brandserie trifft auch Kalabrien hart. Allein am Mittwoch wurden dort 524 Brandherde gemeldet. Im Visier der Brandstifter steht offensichtlich der Nationalpark Pollino im Inneren der bergigen Region. 2.000 Hektar Pinienwälder brannten dort. Canadair-Flugzeuge sind im Einsatz, um die Brände zu löschen. "Der Nationalpark ist verwüstet und in eine Mondlandschaft verwandelt worden. Wir erleben hier eine Umweltkatastrophe. Die Flammen haben den schönsten Teil des Parks zerstört", klagte der Leiter des Parkt, Mimmo Pappaterra.

Die mittelitalienische Region Abruzzen will den Notstand ausrufen. Die Regierung müsse alle denkbaren Maßnahmen ergreifen, um die Brandserie zu stoppen. "Die Schäden betreffen nicht nur die Wäder. Auch viele Bürger der Region haben schwere Sachschäden hinnehmen müssen", sagte der Präsident der Region Ottaviano Del Turco.

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