Ursprache in Afrika?

Forscher suchen die “Mutter aller Sprachen”

Wissenschaft
25.07.2007 14:49
Amerikanische Wissenschaftler vermuten, dass vor langer Zeit alle Menschen dieselbe Sprache gesprochen haben könnten. Als Indiz führen sie eine rapide Weiterentwicklung unser Vorfahren vor rund 50.000 Jahren an. Viele Forscher glauben, dass dieser schnelle Fortschritt mit dem Entstehen einer gemeinsamen Sprache zu tun hatte. Das internationale Forschungsprojekt Evolution of Human Languages (EHL) in New Mexico (USA) versucht diese "Mutter aller Sprachen" zu rekonstruieren – ein Vorhaben, das in Fachkreisen umstritten ist.

Sprache ermöglicht dem Menschen abstraktes Denken und ist dadurch die wichtigste Vorraussetzung für Weiterentwicklung. Da die US-Forscher annehmen, dass Sprache nur einmal entstanden ist, schließen sie daraus, dass sich alle Menschen untereinander verstanden haben, bevor sie von Afrika aus aufbrachen, um die Welt zu besiedeln. Um diese Sprache zu rekonstruieren, entwickelt das EHL eine freizugängliche sprachgeschichtliche Datenbank, durch die Gemeinsamkeiten verschiedener Sprachen gefunden werden sollen. 

Experten zweifeln am Erfolg des Projekts
Dabei stoßen die Forscher jedoch auf einigen Widerstand. "Es deutet nichts auf die Existenz einer Ursprache hin", kritisiert etwa Linguistin Leila Behrens. "Alles andere ist Spekulation." Der Anthropologe Bernard Comrie hält die Existenz einer gemeinsamen Sprache zwar für wahrscheinlich, schätzt die Erfolgschancen des Projekts jedoch als gering ein. "Die traditionellen Methoden der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft gewähren unter den besten Umständen eine Rekonstruktion bis etwa 10.000 bis 12.000 Jahre in die Vergangenheit", so Comrie. Um erfolgreich zu sein, müsste die Zeittiefe des Forschungsprojektes EHL zumindest das Fünffache betragen.

Die Aufsplitterung der Ursprache in die verschiedenen Sprachen der heutigen Zeit sei zwar schwer zurückzuverfolgen aber leicht nachzuvollziehen. "Jede lebende Sprache ändert sich unvermeidlich mit der Zeit. Wenn Menschen nicht mehr miteinander in Kontakt sind, was zwangsläufig nach dem Auszug aus Afrika - wahrscheinlich sogar schon viel früher - geschah, entwickeln sich die Sprachen der verschiedenen Gemeinschaften unabhängig voneinander", erklärt Comrie. (pte)

Symbolbild

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt