Vertrauen verspielt

Investoren-Geld als letzter Anker für Wozabal

Oberösterreich
18.08.2017 14:12

"Es liegt an mir, das ordentlich zu regeln", sagt Christian Wozabal. 725 Löhne konnte der Eigentümer des gleichnamigen Wäschereinigers am Montag nicht auszahlen, weil das Geld fehlt. Wozabal hofft auf Investoren, nachdem er zuletzt eine Übernahme platzen ließ.

Liquiditäts-Engpass, 725 der 1096 Mitarbeiter warten auf ihr Geld, das Vertrauen der Banken verspielt - die Situation um das Traditionsunternehmen Wozabal mit Standorten in Enns, Linz und Lenzing ist prekär. Viele Fragen sind offen:

  • Wie will Wozabal noch an Geld kommen? Die drei Hausbanken haben den Geldhahn zugedreht und so die nächste Krediterhöhung verhindert, nachdem Christian Wozabal das bereits fix-fertige Übernahme-Konzept verweigert hatte und damit das Vertrauen futsch ist. Die Trennung vom Sanierer-Duo, das seit Jahresbeginn das Unternehmen führte, war zuletzt nur das Tüpfelchen auf dem i. Wozabal verhandelt nun mit Investoren, denkt an eine Minderheitsbeteiligung und will mit dem Geld die Schulden bei den Banken tilgen. Experten halten das für undenkbar.
  • Wie hoch sind die Schulden des Unternehmens? Wozabal macht dazu keine Angaben, spricht aber von einer jährlichen Kreditrückzahlung in Höhe von 17 Millionen €. Für die Löhne der insgesamt 725 Arbeiter, die offen blieben, wären laut Firmenchef zwei Millionen Euro nötig.

  • Warum erhielten die Angestellten Geld? Weil zu Monatsbeginn, als deren Gehälter fällig waren, die Situation noch nicht so prekär war. Sie bieten laut Betriebsrätin Hittenberger den Kollegen Hilfe an.
  • Was können die Arbeiter tun, die keine Löhne bekamen? Sie sollen weiter arbeiten. "Obwohl sie zu einem vorzeitigen Austritt berechtigt sind, kann man dazu nicht raten", sagt Christoph Zöchbauer von der Gewerkschaft Pro-Ge.
  • In Lenzing wird heute gearbeitet
    Um Textilreinigungs-Aufträge der Hotellerie abwickeln zu können, kommen die Wozabal-Mitarbeiter in Lenzing sogar heute in die Arbeit! "Wir haben gerade Hochsaison", sagt Elisabeth Hittenberger, seit 25 Jahren beim Unternehmen und Betriebsrats-Vorsitzende der Arbeiter und am Standort unweit des Attersees.


    "Helfen alle zusammen"
    "Die Stimmung ist nicht gedrückt" - so beschreibt Hittenberger die Lage unter der Belegschaft, die am Montag erfuhr, dass die Löhne für die 725 Arbeiter nicht ausbezahlt werden können. "Wir helfen alle zusammen", so Hittenberger. Für Mütter wird in privaten Initiativen Geld gesammelt. "Es beginnt ja bald die Schule", sagt Hittenberger. Sogar Angestellte aus dem Betrieb bieten Hilfe an.

    Barbara Kneidinger, Kronen Zeitung

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