Rados über Syrien:

“In diesen Krieg können alle hineingezogen werden”

Ausland
10.04.2017 14:16

Mit dem US-Luftangriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt hat US-Präsident Donald Trump eine 180-Grad-Wende in der Syrien-Politik vollzogen. Zumindest darüber sind sich fast alle Beobachter einig. Allerdings herrscht große Unsicherheit, was dieser Schritt für die Entwicklung im syrischen Bürgerkrieg und auch im Verhältnis zu Russland bedeutet. "In diesen Krieg können alle hineingezogen werden", warnt jetzt die renommierte Kriegsreporterin Antonia Rados.

Während Washington bereits mit weiteren Angriffen gegen die syrischen Streitkräfte drohte, warf Russland dem Weißen Haus vor, eine "rote Linie" überschritten zu haben. Offen bleibt vorerst die Frage, wie der russische Präsident Wladimir Putin jetzt weiter reagieren wird.

Expertin warnt vor "offenem Stellvertreterkrieg"
Über mögliche Reaktionen des Kremls sprachen Politiker und Experten jetzt auch in der Talk-Sendung "Die richtigen Fragen" der "Bild"-Zeitung. Die in Klagenfurt geborene Krisenreporterin Antonia Rados warnte dabei: "Wir haben erstmals die große Gefahr, dass es einen offenen Stellvertreterkrieg geben könnte, in den alle hineingezogen werden."

Rados zur Lage in Syrien: "Es gibt zwei große Blöcke in Syrien: Assad, der sehr schwach ist, abhängig von den Russen und Iranern. Auf der anderen Seite haben wir eine sehr zersplitterte Gruppe mit westlichen Interessen, Saudi-Arabien, Israel, gemäßigte, aber auch radikale Gruppen." Diese zwei Fronten seien nun durch den US-Luftschlag noch klarer geworden.

Rados glaubt nicht an Zukunft mit Assad
Die Krisenexpertin glaubt jedenfalls nicht an eine Zukunft mit Assad: "Es gibt immer Leute, die glauben, dass, wenn wir Diktatoren wie Hosni Mubarak (Ägypten) und Muammar al-Gadafi (Libyen) behalten hätten, alles wunderbar wäre. Aber die Welt ist nicht wunderbar. Assad ist meiner Auffassung nach nicht die Lösung, sondern das Problem."

Die USA hatten mit Blick auf die Zukunft Syriens erst am Wochenende erklärt, dass ein Regime-Wechsel neben dem Kampf gegen den IS und dem Zurückdrängen des iranischen Einflusses eine der Prioritäten der Regierung von Präsident Donald Trump in dem Bürgerkriegsland sei, wie die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, sagte.

Das ist ein klarer Kurswechsel, hatte Haley doch erst vor wenigen Wochen erklärt, dass - anders als für die Vorgänger-Regierung unter Barack Obama - ein Sturz Assads für die USA keinen Vorrang mehr habe.

Lässt Putin Assad fallen?
Das weitere Schicksal Assads dürfte jedoch genau der Knackpunkt in dem Konflikt sein: Rados etwa ist überzeugt, dass Russland den syrischen Präsidenten nicht fallen lassen wird. "Syrien bleibt der letzte Stützpunkt für Russland in der Region", so die Expertin. Das sei eine Allianz, die sich nicht zerbrechen lasse.

Und auch der Iran wird Assad wohl weiter die Stange halten. Präsident Hassan Rohani sicherte dem verbündeten syrischen Staatschef nach dem US-Militärschlag umgehend weitere Unterstützung zu. "Der Iran wird weiterhin an der Seite des syrischen Volkes stehen", sagte Rohani nach offiziellen Angaben in einem Telefonat mit Assad am Sonntag.

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