"Krone"-Interview

Claudia Jung: “Frauenherzen schlagen schneller”

Musik
19.07.2016 15:52

Schlager-Queen Claudia Jung sorgt für den nächsten großen Charthit. Nach ihrem gefeierten Coveralbum "Seitensprung" folgt nun mit "Frauenherzen" das erste echte Studioalbum seit vier Jahren. Im ausführlichen Interview sprachen wir mit der ex-Politikerin über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, das Geheimnis einer glücklichen Ehe und wieso die Schlagerbranche heute viel schwieriger ist als vor 20 Jahren.

(Bild: kmm)

"Krone": Claudia, nach deinem Coveralbum "Seitensprung" aus dem Vorjahr veröffentlichst du jetzt das brandneue Studioalbum "Frauenherzen" - gibt es bei diesen beiden in irgendeiner Art und Weise einen Zusammenhang?
Claudia Jung: Nein, natürlich nicht. (lacht) Für mich war es nur wichtig, ein richtiges Album mit brandneuen Songs und modernem deutschen Schlager zu machen. Eigentlich genau das, was man von Claudia Jung erwartet.

"Krone": Gibst du auf dem Album einen Einblick in die Welt der Frauen? Willst du uns etwas Bestimmtes mit dem Titel und dem Konzept mitteilen?
Jung: Du interpretierst da viel zu viel rein. (lacht) Das Album heißt einfach so, weil der gleichnamige Song drauf ist und mir der Titel für das gesamte Werk gefiel. Es geht um Liebe, Lust und Leidenschaft. Themen, zu denen Frauen sowieso einen guten Bezug haben. Männer reden da ja eher wenig drüber und haben manchmal auch Probleme, Gefühle zu zeigen - wir Frauen nicht. Wir Frauen ticken einfach anders und dementsprechend begeistern wir uns auch für andere Dinge.

"Krone": Eine Textzeile aus dem Titelsong heißt "Frauenherzen ticken anders und ticken schneller" - was sind die eklatantesten Unterschiede zwischen Frauen- und Männerherzen?
Jung: In erster Linie, dass Frauenherzen wirklich schneller schlagen als die von Männern - das ist tatsächlich wissenschaftlich erwiesen. Andererseits interessieren wir uns für andere Sachen und unsere Herzen schlagen in anderen Situationen höher. Auch wenn das manchmal sehr klischeehaft klingt, ist das durchaus so von der Natur vorgegeben.

"Krone": Ist das Album daher vorwiegend für die Frauenwelt geschrieben?
Jung: Nein, es ist auf jeden Fall für alle. Es ist für jede Altersklasse was dabei und es werden sich alle damit identifizieren können.

"Krone": Du bist seit mittlerweile 19 Jahren mit Musikproduzent Hans Singer verheiratet. Welche Ratschlag würdest du für eine glückliche Ehe geben?
Jung: Egal ob verheiratet oder nicht ist es wohl am Wichtigsten zu respektieren, dass der andere hier oder da einfach andere Interessen hat und anderen Hobbys nachgeht. Jeder braucht seinen Freiraum. Man kann sich annähern, aber man sollte nicht versuchen, den anderen komplett zu verändern. Sonst ist das nicht mehr der Mensch, in dem man sich verliebt hat.

"Krone": Gibt es auch andere Geheimnisse, wodurch Männer und Frauen leichter in trauter Einigkeit leben können?
Jung: Das gegenseitige Zuhören ist das A&O neben den Freiheiten, die man sich lässt. Der Mensch macht im Laufe der Jahre sehr viele Entwicklungen durch und es ist wichtig, dabei nicht den Blick für den anderen zu verlieren. Zwei Menschen können sich unterschiedlich entwickeln, aber man muss den anderen einfach weiterhin sehen und schätzen.

"Krone": "Frauenherzen" reflektiert verschiedene Tempi und auch verschiedene Emotionen. Willst du deinen Hörern durch diese Abwechslung eine bestimmte Botschaft mitgeben?
Jung: Nein, das unterscheidet sich von Song zu Song. Manche sollen fröhlich stimmen und Spaß machen und andere sollen einfach ein bisschen zum Denken anregen und es einem in gewissen Situationen ein bisschen leichter machen.

"Krone": Auf dem Album befindet sich unter anderem der Song "Hollywoodgefühl". Wann hast du das erlebt und hängen da besondere Erinnerungen dran?
Jung: Natürlich wurde ich da von den Filmen meiner Jugend inspiriert. Welche Frau aus meiner Generation kann von sich nicht behaupten, "Dirty Dancing" nicht mindestens zehn Mal gesehen zu haben? Es gibt gewisse Erinnerungen, die man mit sehr vielen Menschen teilt.

"Krone": Ist das Album sehr persönlich? Wie viel floss von dir und deinen eigenen Erfahrungen hinein?
Jung: Es ist auf jeden Fall persönlich, aber natürlich nicht alles autobiografisch, denn dafür müsste ich selbst deutlich älter sein. (lacht) Mir ist es aber wichtig, dass die Geschichten ehrlich sind und sich jeder damit auseinandersetzen kann, weil er das selbst erlebt hat oder jemanden kennt, dem ähnliches widerfahren ist.

"Krone": Fällt es dir leichter über Songs zu singen, deren Inhalt du wirklich selbst erfahren hast?
Jung: Ich kann mich schon auch gut in andere Sachen reinversetzen. Ich muss nicht zwingend alles selbst erlebt haben, um die Songs authentisch rüberzubringen.

"Krone": Deine Songs sind nicht alle fröhlich und lebensbejahend. "Denn etwas bleibt" dreht sich etwa um einen Abschied und auf "Prinzessin" gibst du den Rat, eine quälende Beziehung hinter sich zu lassen. Gehört diese schwere Melancholie genauso zu dir, wie Fröhlichkeit und Optimismus?
Jung: Absolut. Es ist nicht jeder jeden Tag gleich gut drauf. Es fällt mir auch schwer, bei guter Laune traurige Lieder zu singen - umgekehrt verhält sich das genauso. Das ist sogar noch schwieriger. Wenn ich gut drauf bin fällt mir nicht wirklich irgendwas schwer, aber wenn man selbst gerade eine melancholische Phase hat ist es verdammt schwierig, fröhliche Titel authentisch wiederzugeben. Die Zuseher sollen beim Zuhören auch das Lachen spüren, dass in diesen Titeln vorkommt. So etwas gut hinzukriegen, ist in einer schlechten Phase extrem schwierig.

"Krone": Du hast auch viele Pop-Zitate in deinem Schlager, aber nicht so viele, wie andere Schlagerstars, die derzeit die Charts aufrollen. Ist das eine bewusste Entscheidung von dir, um nicht ganz mit dem Strom zu schwimmen?
Jung: Nein, ich war ja immer dafür bekannt, dass unsere Sounds modern sind und es nicht der klassische, herkömmliche Schlager ist. Ich habe immer darauf geachtet, dass wir einen internationalen Sound haben, aber vorwiegend liegt das an den Leuten, die diese Sachen einspielen und programmieren. Darauf habe ich selbst weniger Einfluss, die Arbeit machen andere. Ich finde vor allem, dass es dementsprechend wichtig ist, sich mit Jüngeren zu umgeben, die anderes hören und andere Einflüsse reinbringen.

"Krone": Gibt es dabei auch Momente, wo du dein Veto einlegst? Weil ein Song zu poppig oder zu schmalzig geraten ist?
Jung: Natürlich. Wenn ich mich bereits in der Demophase an gewisse Sounds gewöhnt habe, die mir danach fehlen, dann sage ich das natürlich schon. Da müssen wir dann noch daran schrauben.

"Krone": Der moderne Schlager mit Pop-Zutaten ist derzeit so beliebt wie nie zuvor. Selbst die junge Generation, die vor zehn bis 15 Jahren noch die Nase rümpfte, ist dem Genre verfallen. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Jung: Ich weiß es gar nicht. Man kennt aber auch aus der Volksmusik, dass das immer ein Auf und Ab ist. Totgesagte leben bekanntlich am längsten und jede Musikrichtung unterläuft diversen Wellenbewegungen. Wir Menschen sind auch so gestrickt, dass wir nicht zeit unseres Lebens dasselbe hören wollen. Wir brauchen Abwechslung und das schlägt sich wohl auch auf den Markt aus.

"Krone": Was hörst du privat für Musik?
Jung: Ich höre zuhause sehr wenig Musik. Wenn, dann höre ich über das Internet Country-Radio, was ich vor allem im Auto mache. Die meisten CDs in meiner Sammlung sind auch dem Country zugeneigt oder Schlager, um zu schauen, was die Kollegen so tun und was es Neues gibt. Zwischendurch habe ich auch Italo-Pop-Phasen - das ist ganz unterschiedlich.

"Krone": Wäre es für dich reizvoll, mal ein reines Country-Album aufzunehmen?
Jung: Ja, aber wer will das von mir hören? (lacht) Man muss immer darauf achten, wo man zuhause ist und sollte seine Wurzeln nicht ganz kappen. C"Krone": Deine musikalische Karriere läuft mittlerweile mehr als 30 Jahre lang. Wie würdest du diese Zeit im Großen und Ganzen bilanzieren?
Jung: Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich das nach 30 Jahren noch immer machen kann. So etwas ist nicht selbstverständlich, ich konnte mein liebstes Hobby zum Beruf machen. Gerade heute ist alles noch viel schnelllebiger geworden und eine Karriere in der Form ist gar nicht mehr möglich. Ich hatte einfach großes Glück, dass ich wohl kurz vor Torschluss zur richtigen Zeit kam, als alles noch ging. Seitdem hat sich leider sehr viel verändert. Als ich anfing gab es einfach mehr Radiosender, die den deutschen Song gespielt haben und wir hatten auch mehr Fernsehsendungen. Die Plattformen existieren in der Form nicht mehr und auch die Firmen sind nicht mehr so langatmig, dass sie an einem Künstler dranbleiben. Heute geht alles ratzfatz. Es werden zwei Singles gemacht und wenn das dann nicht funktioniert, dann war es das.

"Krone": Du spielst seit jeher in der ersten Liga des Genres, was auch sehr viel Druck mit sich bringt. Wie fühlt sich das für dich an? Wie viel Stress bedeutet das?
Jung: Der Druck ist schon da, aber man kann nicht 30 Jahre lang immer ganz oben die Nummer eins sein. In den 90ern kam niemand an mir vorbei, aber irgendwann verschieben sich die Prioritäten. Ich habe geheiratet und jetzt Familie und dann ist das andere natürlich noch wichtig, aber es gerät auch ein kleines bisschen ins Hintertreffen.

"Krone": Wie ist eigentlich das Miteinander in der Schlagerbranche? Herrscht unter der Kollegenzunft viel Konkurrenz oder kann das auch ganz locker ablaufen?
Jung: Das kommt ganz darauf an. Mit manchen Kollegen hat man ein sehr gutes Verhältnis, aber ich mache auch keinen Hehl daraus, dass man von manchen doch lieber nur die Rücklichter sieht, weil sie mit anderen nicht kompatibel sind. Es gibt sehr viele Einzelkämpfer.

"Krone": Würdest du dich tendenziell auch als Einzelkämpferin bezeichnen? Liegt dir das mehr?
Jung: Wichtig ist doch, dass wir darauf achten, dass es der Branche insgesamt gut geht. Geht es der Branche gut, geht es uns allen gut. Wenn es immer nur einzelne sind, die wahrgenommen werden und die nicht über den Tellerrand schauen, funktioniert es auch nicht.

"Krone": Du hast unlängst auch eine Rolle in "Der Schatz im Silbersee" bei den süddeutschen Karl-May-Festspielen gespielt. Wolltest du das schon immer machen und ist diese Schauspielerei für dich mit der Musik gleichwertig?
Jung: Natürlich nicht, im Musikbereich bin ich um ein Vielfaches erfolgreicher, aber mir macht es Spaß und es hat auch mit Kunst und Kreativität zu tun. Für mich waren das Ausflüge, die ich nicht missen möchte und die ich jederzeit wieder machen würde.

"Krone": Kann man einen Vergleich ziehen, zwischen Schauspielerei und Musik?
Jung: Beide Seiten sind sehr schwierig. Es gibt so viele gute Schauspieler, die keine guten Engagements haben und nicht wissen, wie sie davon leben sollen. Bei Sängern ist das nicht anders.

"Krone": Welche Rollen würden dich im Schauspielbereich reizen?
Jung: In erster Linie möchte ich gerne beim Singen bleiben, weil mich das ausmacht. Ansonsten, keine Ahnung. (lacht) "Traumschiff", "Tatort" oder "Rosamunde Pilcher" wären schon fein. In der Unterhaltung bin ich Zuhause und da bleibe ich auch gerne daheim.

"Krone": Zumindest kannst du Reality-Shows ausschließen?
Jung: Ja, "Big Brother" oder "Dschungelcamp"? Dazu braucht man ja kein Schauspieltalent, das ist uninteressant. (lacht)

"Krone": Vor drei Jahren hast du deine fünfjährige Zeit als Politikern im bayrischen Landtag beendet. Würde dich ein Comeback auf dieser Bühne noch einmal reizen?
Jung: Nein, denn dafür bin ich zu ehrlich und harmoniesüchtig. Als Politiker kann man in gewissen Situationen nicht immer ehrlich sein. Im Wahlkampf kommt es hauptsächlich darauf an, wer am schönsten lügt und nicht, wer die meiste Wahrheit sagt.

"Krone": Was waren die wichtigsten Lehren, die du aus deinem politischen Engagement gezogen hast?
Jung: Die kochen auch alle nur mit Wasser - das war die wichtigste Lehre. Es ist bei Weitem nicht so erstrebenswert Politik zu machen, wie ich früher dachte. Man kann erstaunlich wenig bewegen, vor allem, wenn man in dem Moment nicht in der richtigen Partei ist. Außerdem macht man es noch weniger jedem Recht als in der Kunst. Es herrscht ein wahnsinniger Druck und es wird miteinander sehr harsch umgegangen. Ich habe vor anderen Menschen viel zu viel Respekt und Achtung, als das ich mich immer hinstellen und sie runtermachen könnte. Ich möchte selbst nicht so behandelt werden und kann deshalb auch andere nicht so behandeln. Ich bin da fehl am Platz.

"Krone": Wie geht es bei dir in näherer Zukunft weiter? Welche Pläne und Ziele verfolgst du?
Jung: Anfang September bin ich bei der Starnacht aus der Wachau und so geht dann die Zeit dahin und ehe wir uns versehen, haben wir schon Weihnachten. Im neuen Jahr habe ich gemeinsam mit Stefan Mross eine 70-Tage-Tournee, die leider nur durch Deutschland geht. In Österreich ist derzeit noch nichts geplant. Vielleicht schaffen wir das ja auch noch einmal. An das nächste Album muss ich dann auch mal ran, aber vor Mai 2017 werde ich wohl nicht damit beginnen können. Es braucht alles seinen Raum.

Die "Starnacht aus der Wachau" geht am 2. und 3. September über die Bühne. Wer noch Tickets für Claudia Jung und Co. haben möchte, erhält diese unter 01/585 88-100 oder im "Krone"-Ticketshop.

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