Arbeitsmarkt absurd

Mehr Arbeitslose trotz mehr Beschäftigter

Wirtschaft
17.10.2015 08:12
Trotz der hohen Arbeitslosigkeit gibt es für bestimmte Sparten nicht genügend Facharbeiter. Man nennt sie "Mangelberufe", weil das Verhältnis Jobsuchende zu freier Stelle 1,5:1 oder kleiner ist. Offenbar werden zu wenig Menschen für diese Berufe ausgebildet. Die zusätzlichen freien Jobs werden dann aber oft nicht von jenen Menschen besetzt, die beim AMS arbeitslos gemeldet sind.

"Es kann auch sein, dass manche Jobs oder die Lehre zu wenig attraktiv sind, auch vom Finanziellen her", mutmaßt Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte des IHS (Institut für Höhere Studien). Aber er ortet auch Mängel in der Schulausbildung, vor allem "zu wenig technisches Verständnis, was man an den PISA-Daten sieht".

Die meisten offenen Stellen (Tendenz steigend) gibt es für vergleichsweise einfachere Tätigkeiten, angeführt von der Tourismusbranche. In Summe wurden beim AMS im ersten Halbjahr 217.049 offene Stellen gemeldet, um 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

"Haben sogenannte stille Arbeitsmarktreserve"
Viele werden auch besetzt, was man daran sieht, dass die Zahl der Beschäftigten jeden Monat steigt, aktuell sind es 3,58 Millionen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Konjunktur langsam besser wird, sagen Experten. Doch die Zahl der Arbeitslosen sinkt deshalb überhaupt nicht, im Gegenteil. Hofer: "Wir haben eine sogenannte stille Arbeitsmarktreserve. Darunter sind Frauen, die bisher zu Hause waren, Schulabsolventen oder Migranten, auch Pendler aus Osteuropa." Da diese vorher nicht arbeitslos gemeldet waren, schienen sie nirgends auf.

Daher steige auch die Verweildauer der beim AMS Gemeldeten. Mit einem Mythos räumt Hofer allerdings auf: dass Über-50-Jährige größere Probleme haben. "Es gibt zwar mehr Arbeitslose über 50, aber genauso steigen die neuen Arbeitsverhältnisse in dieser Altersgruppe." Das liegt daran, dass erstens die Babyboom-Generation jetzt in diesem Alter ist und zweitens man "keine Arbeitslosen mehr in der Frühpension verstecken kann".

Arbeitskräfteangebot durch Flüchtlinge erhöht
Das Arbeitskräfteangebot wird jetzt zusätzlich durch die Flüchtlinge erhöht. Sie sorgen dafür, dass die Prognosen über die sinkende Erwerbsbevölkerung (aufgrund der schwächeren Geburtsjahrgänge) nicht mehr gelten. Auch Hofer plädiert für rasche Asylverfahren, damit die Betroffenen bald die Chance zur Integration auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Doch trotz der steigenden offenen Stellen schätzt man, dass bis zu 30 Prozent der Asylberechtigten zunächst arbeitslos sein werden.

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