Rekordverdächtig

Siebenschläfer bis zu 11,4 Monate im Winterschlaf

Wissenschaft
08.09.2015 11:16
Seinen Namen erhielt der Siebenschläfer wegen seines angeblich siebenmonatigen Winterschlafs. Dabei ruht das Nagetier im Schnitt acht Monate, von September bis Anfang Mai. Und in Jahren mit wenig Futter beginnen die Tiere bereits im Juni mit dem Winterschlaf und können bis zu 11,4 Monate schlafen, wie Wiener Forscher nun herausgefunden haben.

Ein Winterschlaf von bis zu 11,4 Monaten "ist weltrekordverdächtig", erklärte Claudia Bieber vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Diese extremen Werte treten allerdings nicht jedes Jahr auf, sondern nur bei geringer Buchenmast, also wenn die Rotbuchen nur wenige Samen (die Bucheckern, Anm.) produzieren, so die

Höhere Überlebenswahrscheinlichkeit
Von dieser extrem energiereichen Nahrung ist die erfolgreiche Reproduktion und Aufzucht der Jungen abhängig. Fehlt dieses Futter, wählen die Siebenschläfer häufig den frühen Winterschlaf. Als mögliche Erklärung für das Phänomen nennen die Wissenschaftler eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit. Im Winterschlafquartier tief unter der Erde sind sie vor Räubern wie etwa dem Kauz sicher.

Allerdings begeben sich nicht alle Tiere einer Population so früh zur Ruhe. Nur jene Siebenschläfer, die relativ hohe Körperfettreserven durch alternative Nahrung angesammelt haben, beginnen schon im Sommer ihren Winterschlaf. Bei weniger Fettreserven bleiben sie aktiv oder zeigen kürzere Phasen von sogenanntem Sommerschlaf, berichten die Forscher im "Journal of Comparative Physiology B".

"Unsere Ergebnisse widersprechen der gängigen Theorie, dass der Winterschlaf lediglich dazu dient, widrige Klimaverhältnisse und schlechte Futterbedingungen zu überdauern", sagte Bieber. Auch bei mildem Klima und ausreichend Futter kann der Winterschlaf eine Option sein, wenn die Reproduktion aussichtslos ist.

Winterschlaf verlangsamt Alterungsprozess
Die Siebenschläfer dürften durch die extreme Nutzung des Winterschlafs jedenfalls ein hohes Alter erreichen, einige Tiere werden bis zu zwölf Jahre alt. Durch den langen Schlaf weichen sie nicht nur Ihren Fressfeinden aus. Forscher des Instituts für Wildtierkunde zeigten im Vorjahr erstmals, dass der Winterschlaf auch den Alterungsprozess der Siebenschläfer verlangsamt. Sie untersuchten dazu die Telomer-Längen der Tiere. Telomere sind DNA-Stücke an den Enden der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung kürzer werden und deshalb als Marker für den Alterungsprozess gelten. Je länger die Tiere in der Winterschlafphase waren, desto länger waren auch ihre Telomere.

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