Die Flüchtlinge waren in Budapest in den Euronight-Train eingestiegen. In Ungarn wollten sie nicht bleiben, denn in dem EU-Land sind sie "nicht erwünscht". Premierminister Viktor Orbán lässt an der 175 Kilometer langen Grenze zu Serbien einen vier Meter hohen Drahtzaun errichten. Für Flüchtlinge soll die Route über Ungarn damit Geschichte sein. Illegaler Grenzübertritt soll als Verbrechen geahndet werden.
Der verzweifelte Schaffner (29) des Zugs hatte Mitleid und alarmierte die Polizei in Salzburg. Er wollte mit den völlig überfüllten Waggons nicht mehr weiter nach München fahren. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot anrücken. "Alle verfügbaren Streifen sind hingefahren. Mit dem Mannschaftsbus wurden die Flüchtlinge dann in unser Anhaltezentrum gebracht", schildert Valerie Hillebrand von der Polizei. Mit Hilfe von Dolmetschern muss jetzt die Identität der Männer und Frauen geprüft werden. Wenn sie um Asyl ansuchen, kommen sie in der Zeltstadt unter, die allerdings so rasch wie möglich geräumt werden muss, da die Zustände "lebensgefährlich" sind.
Suche nach Quartieren
Landesrätin Martina Berthold sucht weiter nach Quartieren. "In Bruck und Tamsweg können wir die Internate bis Ende August nutzen. In Kleßheim wird auch die Berufsschule geöffnet." In Thalgau rüsten Helfer derzeit noch eine alte Lagerhalle im Industriegebiet um. 50 Flüchtlinge sind dort schon untergebracht, Hundert weitere folgen noch. Insgesamt sollte das Land bis 31. Juli 700 Quartiere anbieten können. Wenn das klappt, können die Zelte an der Alpenstraße endlich abgebaut werden.
Polizist: "Bilder werden mir nicht aus dem Kopf gehen"
Für die Polizisten war der Einsatz in der Nacht zum Samstag psychisch belastend: "Da siehst du eine Frau mit zwei Kindern am Bahnsteig stehen, sie weiß gar nicht, wo sie gelandet ist. Es herrschte ja unbeschreibliches Chaos in dem überfüllten Nachtzug. Und dann musst du - wie es heißt - einschreiten und dich an die Vorschriften halten. Die Bilder werden mir lange nicht aus dem Kopf gehen."
Vor allem junge Polizistinnen sind erschüttert über die Kaltblütigkeit, mit der die nationalistische Regierung des EU-Landes Ungarn der Völkerwanderung begegnet. Bei Einwohnern nahe der Polizeidirektion regt sich indes Unmut, weil mit Handys telefonierende Flüchtlinge bis in die Nacht durch die Straßen gehen.
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