In "Sommergespräch"

Salzburger Wirtin bringt Vizekanzler ins Schwitzen

Österreich
10.09.2014 13:03

Am Dienstagabend stellte sich Neo-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner im ORF-"Sommergespräch" den Fragen der Bürger. Mit dabei: die besorgte Salzburger Wirtin Frieda Nagl. Und die hatte einiges zu sagen, denn in ihrem Heimatort Rauris hat schon vor Jahren das Wirtshaussterben eingesetzt. Schuld daran seien die Politiker und Banken, so Nagl. Von Mitterlehner forderte sie daher: "Lasst uns nicht verrecken."

"Ich bin mein Lebtag gerne Wirtin gewesen, mit Leib und Seele", so Frieda Nagl im ORF. Ihre Tochter Petra betreibt in Rauris den Gasthof "Alpenrose", Frau Nagl selbst hilft mit ihren 75 Jahren in der Küche. Doch die wirtschaftlichen Bedingungen in der Region sind alles andere als rosig. Den Kindern werde es unmöglich gemacht, die Betriebe der Eltern weiterzuführen, meint die resolute Wirtin. Schuld daran: Banken und Politiker.

"Die Steuern sind so hoch, den Kindern bleibt nichts mehr. Und weiterhin Sklaven von der Bank und vom Staat brauchen sie auch nicht bleiben", so Nagl. Nur 14 Prozent der Betriebe würden weitergeführt: "Das ist trostlos." Auch die Banken seien schuld an der Abwanderung der Jungen, so Nagl: "Die haben jahrelang teure Kredite vergeben." Von der Politik verlangt sie: "Lasst uns nicht verrecken!"

"Haben mich als Schwarzarbeiterin aufgeschrieben"
Seit 1965 arbeitet die Salzburgerin in der Gastronomie. Jetzt steht sie hin und wieder bei ihrer Tochter in der Küche - und das nicht ohne Folgen, wie Nagl im ORF-Studio erzählt: "Mich haben sie als Schwarzarbeiterin aufgeschrieben, weil ich meiner Tochter beim Kochen geholfen habe." Vizekanzler Mitterlehner, der beim "Sommergespräch" am Tisch saß, las die Wirtin die Leviten: "Seit Jahren reden Sie von einer Steuerreform, und nichts ist geschehen." Nagl fordert: "Ich möchte Taten sehen und keine leeren Versprechungen."

Mitterlehner reagiert zurückhaltend auf die Forderungen der rebellischen Salzburgerin: "Es tut mir leid, wenn Sie diesen Eindruck haben, was die Vergangenheit angeht." Aber er müsse Frau Nagl in einem Punkt recht geben, so der Vizekanzler. "Wir haben viele Regionen, in denen wir eine Entsiedelung haben. Die Lebensqualität leidet natürlich, wenn keine Betriebe mehr da sind." Aber, so Mitterlehner, man bemühe sich sehr wohl, durch Maßnahmen wie thermische Sanierung für bäuerliche Betriebe und bessere Verkehrsanbindungen wieder Wertschöpfung in die Region zu bringen.

"Das geht so nicht weiter"
Die Finanzierungskonditionen seien aber nicht das Problem, meint der Minister. "Soweit ich das sehe, haben wir für den Hotel- und Tourismusbereich sehr günstige Konditionen, und das nicht erst seit heute." Der Salzburger Wirtin reicht diese Antwort aber nicht: "Jahrelang habt ihr nichts getan. Die Lohnsteuer ist wieder teurer geworden. Das geht so nicht weiter."

ORF-Moderator Peter Resetarits versucht zu beschwichtigen: "Frau Nagl, wir sehen uns dann noch im Sondergastraum. Vielleicht auch mit dem Herrn Mitterlehner..." Frau Nagl hat dem Vizekanzler auf jeden Fall ordentlich die Leviten gelesen.

Das Video zur Diskussion zwischen Frieda Nagl und Reinhold Mitterlehner beim ORF-"Sommergespräch" gibt's hier!

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