Video beweist:
Auch Erdogan selbst wurde handgreiflich
Das Video, das zuerst von der türkischen Zeitung "Sol" und dann von der Zeitung "Sözcü" in einer besseren Version über das Internet verbreitet wurde, zeigt, wie der Regierungschef und seine Entourage vor einer wütenden Menschenmenge in einen nahe gelegenen Supermarkt flüchtet. Der Weg wird immer wieder von Demonstranten versperrt, sodass Erdogans Leibwächter immer aggressiver einschreiten und die Leute wegdrängen müssen.
Aufnahmen zeigen den Premier im Clinch
Kurz vor dem Eingang des Supermarkts eskaliert dann die Situation. Von einem gellenden Pfeifkonzert und Buhrufen begleitet, kommt es zu einer ernsten Rangelei zwischen Erdogan-Vertrauten und einem jungen Mann. Die Szenen sind zwar ziemlich verwackelt, sodass das Verhalten des Premiers nicht einfach zu erkennen ist. Doch man sieht die linke Hand Erdogans den Kopf des Mannes treffen, während dieser von zwei Leibwächtern in den Schwitzkasten genommen wird.
Die Pfiffe werden während dieser Szene lauter. Laut türkischen Medien soll Erdogan auch eine antisemitische Aussage während der Ausschreitungen getätigt haben. Sinngemäß soll er den Mann gefragt haben: "Warum rennst du weg, du israelische Brut?"
Erdogan soll auch Mädchen attackiert haben
Ein drittes Medium berichtete sogar über ein weiteres Erdogan-Opfer. Dabei soll es sich laut der Zeitung "Evrensel" um ein 15-jähriges Mädchen - noch dazu um die Tochter eines der Todesopfer von Soma - gehandelt haben. Weitere Details zu diesem Zwischenfall sind jedoch nicht bekannt.
Der von Erdogan attackierte Mann jedenfalls meinte gegenüber türkischen Medien, der Premier habe ihn unbeabsichtigt geschlagen, weil er wütend auf die Demonstranten gewesen sei und die Kontrolle verloren habe. "Ich werde den Herrn Ministerpräsidenten nicht anzeigen. Ich erwarte nur eine Entschuldigung", so Taner Kuruca.
Weit mehr erwarten sich oppositionelle Politiker. Erdogan sei rücktrittsreif, so die Conclusio vieler Debatten auf Twitter, wo die Empörung enorm ist. "Das ist unser Ministerpräsident, den wir sehr gut kennen. Alle über Manieren belehren, aber sich selbst unverschämt verhalten", sagte unter anderem der oppositionelle Politiker Gürsel Tekin. Kritik kam auch aus der ultranationalistischen Partei MHP.
Grubenunglück in Soma forderte über 280 Tote
Bei dem Grubenunglück in Soma im Westen der Türkei starben mehr als 280 Menschen. Mittlerweile wurden laut Regierung fast alle Opfer gefunden. Die Wut über das Unglück hatte sich dabei zuletzt zunehmend gegen die Regierung Erdogans gerichtet. In Ankara, Izmir und Istanbul gingen Zehntausende Menschen auf die Straße. Sie werfen der Regierung vor, Sicherheitsmängel in den Bergwerken der Türkei in Kauf genommen zu haben und so für das Drama in Soma verantwortlich zu sein.
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