Zoo kontert Kritik:

“Die Leute machen die Tiere zu kleinen Menschen”

Tierecke
27.03.2014 23:30
Der Tod von vier Löwen im Kopenhagener Zoo hat nach der Aufregung um die geschlachtete Giraffe Marius einen zweiten Sturm der Entrüstung im Internet ausgelöst. Bereits über 100.000 Menschen unterschrieben eine Online-Petition mit dem Titel "Sagt dem Kopenhagener Zoo, dass er aufhören soll, gesunde Tiere zu töten!". Die Verantwortlichen des Tierparks wiederum können die Aufregung überhaupt nicht nachvollziehen: "Die Leute machen die Tiere zu kleinen Menschen", sagte Zoo-Verwaltungsdirektor Steffen Sträde am Donnerstag.

Medien weltweit berichteten über das Schicksal der Löwen - neben zwei alten Tieren mussten auch ihre beiden Jungen sterben. Sie waren am Montag getötet worden, um Platz für einen neuen Zuchtlöwen zu schaffen. Die Verantwortlichen scheuen die Konfrontation nicht: "Wir mussten das tun. Und wir freuen uns darauf, mit Menschen darüber zu sprechen, wieso", so Sträde, der die Petition gelassen sieht. Der Kopenhagener Zoo töte demnach jedes Jahr etwa 20 bis 30 Tiere, etwa weil Inzucht drohe.

Männchen schielte auf seine Töchter
Und dies war laut Sträde auch nun der Fall. Der Löwe sei mit seinen 16 Jahren schon sehr alt gewesen, sagte der Verwaltungschef in einem Interview mit "Spiegel Online". Das Tier habe sich zunehmend für seine zwei Töchter interessiert, die sich nach wie vor im Gehege befinden (kl. Bild). Und: Das Männchen war auch weiterhin der - später ebenfalls getöteten - Löwin nicht abgeneigt, diese sei mit ihren 14 Jahren jedoch viel zu alt gewesen, um noch einmal eine Schwangerschaft zu überstehen. Als der alte Löwe dann kürzlich seinen drei Mitbewohnerinnen gegenüber wieder einmal zudringlich wurde, hätte man einfach handeln müssen, erklärte Sträde.

Neuer Löwe hätte beide Jungen getötet
Dabei sei auch für die beiden Jungtiere kein Platz mehr gewesen, denn sie wären vom neuen Zuchtlöwen getötet worden, meinte der Verwaltungsdirektor des ältesten Zoos Dänemarks. Das nunmehrige Familienoberhaupt, das noch getrennt von den anderen Tieren gehalten wird, entwickle sich übrigens gut und verhalte sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger ruhig.

Keinen Platz für die vier Tiere gefunden
Die Frage, ob es wirklich nirgendwo einen Platz für die Problemlöwen gegeben habe, verneinte Sträde. Man habe natürlich gesucht und andere Tierparks gefragt, jedoch ohne Erfolg. Besser planen habe man ebenfalls nicht können: "Nicht, wenn man natürlich züchtet." Man wisse vorher nie, wann es klappe und wie viel Nachwuchs es gebe.

"Wir haben hier keine Haustiere"
Der massive Protest gegen die Tötung der Tiere habe sich laut Sträde ohnehin eher im Ausland abgespielt. In Dänemark habe demnach kaum jemand den Tod der Löwen hinterfragt. Die Leute hätten aus dem Fall der Giraffe Marius gelernt und die Vorgangsweise des Zoos verstanden. "Wir haben hier keine Haustiere. Die Leute machen die Tiere zu kleinen Menschen", erklärte der Sträde. "Wir sagen nicht, dass das jeder so machen muss, wir erklären nur, was wir tun und warum wir denken, dass das der richtige Ansatz ist."

Kritiker orten "Tötungswahnsinn"
Die österreichische Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" hingegen warf dem Zoo Missmanagement vor. "Einfach nur Tiere planlos zu produzieren und sie dann zu töten, ist verantwortungslos und hat nichts mit einem Bildungsauftrag oder einer wissenschaftlichen Grundlage zu tun - beide Aspekte sollten aber die Säulen eines Zoos des 21. Jahrhunderts sein", erklärte die Organisation in einer Aussendung. Die Tierschutzorganisation "EndZoo" sprach von "Tötungswahnsinn" und forderte Österreich sowie Deutschland sogar auf, aus Protest dem "Eurovision Song Contest 2014" in Kopenhagen fernzubleiben.

"Die traurige Wahrheit in vielen Zoos"
Auch der Deutsche Tierschutzbund kritisierte die Tötung der vier Löwen als "ethisch unverantwortlich". "Es geht um Besucher und letztlich darum, was das Tier einbringt. Hat es seinen Zweck erfüllt, wird es abgeschoben oder getötet - das ist die traurige Wahrheit in vielen Zoos", erklärte Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder.

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