Der Diesel war für den Firmen-Lkw bestimmt – doch er floss in Kanister und private Autos: Neun Lkw-Lenker saßen am Montag vor dem Landesgericht Innsbruck, weil sie bei einer heimischen Firma teils über Jahre Treibstoff veruntreut haben sollen. Der angeklagte Schaden ist enorm.
„Die finanzielle Situation in meiner Familie war schwierig“, gab ein angeklagter Rumäne als Motiv für die Malversationen an. 500 Euro würde man in der Heimat verdienen, gaben gleich mehrere Angeklagte (etwas eigenartig übereinstimmend) an. Die Diäten bei Auslandsfahrten würden dies nur um wenige Hundert Euro auffetten.
Die Trickserei mit dem Abzapfen von Diesel schien sich im Subunternehmen einer Tiroler Firma jedenfalls herumgesprochen zu haben, denn mit dem Rumänen saßen acht Landsleute bzw. auch ungarische Lenker vor Gericht. Laut Anklage soll der Schaden mindestens 500.000 Euro betragen.
Zur Verschleierung Wasser in angezapften Tank geschüttet
Pech, dass die Tankvorgänge in Tirol auf Überwachungsvideos zu sehen waren. Und damit auch die Szenen, als Diesel direkt in private Pkw oder Kanister getankt wurde. An unbeobachteten Orten soll der Diesel auch mit einem Schlauch aus dem Lkw-Tank geleitet worden sein. Zumindest in einem Fall wurde ein offenbar dafür genutzter Schlauch bei einem der Männer gefunden. Zur Verschleierung soll sogar Wasser in den angezapften Tank geschüttet worden sein.
Teilgeständnisse, aber Mengen bezweifelt
Die Angeklagten erklärten fast durchwegs, dass ihnen der Chef für die weite Fahrt ins Heimatland eine Tankfüllung auf Firmenkosten erlaubt hatte.
Die angeklagten Summen befanden die Fahrer meist als zu hoch. „90.000 Liter waren es sicher nicht“, erklärte jener Lenker mit der mutmaßlich größten Summe. Die Verteidigerin betonte, dass eine genaue Zuordnung des Schadens an einzelne Angeklagte gar nicht möglich sei – „die Nutzung der Lkw hat ja gewechselt“. Auch könne der echte Dieselverbrauch stark schwanken, je nach Nutzung von Klimaanlage oder Standheizung bzw. je nach Gelände. Die Anwältin beantragte diesbezüglich ein Gutachten. Dieses wurde aber abgelehnt, weil die vorgeworfenen Handlungen ohnehin gut dokumentiert seien (Bordcomputer usw.).
Ein Lkw-Tank hat 1200 Liter Platz, getankt wurden aber angeblich 1260 Liter. Das konnte nicht sein.
Ein Firmenvertreter als Zeuge
Firmenvertreter schildert, wie alles aufflog
Ein Vertreter der geschädigten Firma schilderte als Zeuge, wie er anhand der Videoaufzeichnungen der Tankstelle auf die Diebstähle aufmerksam geworden sei. Irgendwann habe ihn auch eine Sekretärin aufmerksam gemacht, dass in einem Lkw-Tank mit 1200 Liter Fassungsvermögen 1260 Liter getankt worden sein müssten – das konnte natürlich nicht sein.
Warum fiel alles nicht früher auf? „Wir haben die Tankrechnungen nie angesehen, sondern den Fahrern blind vertraut.“ Danach habe man dem diebischen Treiben auf Anraten der Polizei noch einen Monat zugesehen und es dokumentiert, bevor es zu umfangreichen Emittlungen und nun zum Prozess kam.
Die Angeklagten fassten am Ende bedingte Haftstrafen (neun Monate abwärts) aus, in einem Fall blieb es bei einer Geldstrafe. Bis zu 117.000 Euro Schaden pro Person sind jedoch zurückzuzahlen. Nicht rechtskräftig.

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