Es birgt Zündstoff, kann aber auch zielführend sein, was die Gewerkschaft in Tirol da anregt: Sie will eine Aufdecker-Plattform, damit Mitarbeiter von Krankenhäusern oder Pflegeheimen anonym auf drohende Missstände aufmerksam machen können.
Mitarbeiter merken oft zuerst, wenn in so wichtigen und sensiblen Versorgungseinheiten wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen Fehlentwicklungen passieren. Mehrfach hat die „Krone“ bereits über die verheerenden Auswirkungen solcher Fehlentwicklungen berichtet – zuletzt auch über Todesfälle.
Das Ziel von Meldesystemen ist nicht Bestrafung, sondern Verbesserung. Transparenz rettet Leben – Verschweigen gefährdet sie.

Herbert Frank, Gewerkschaft vida Tirol
Bild: Birbaumer Christof
„Es geht bei der Whistleblower-Plattform nicht darum, Unternehmen an den Pranger zu stellen.“ Das betonen Gertraud Pichler und Herbert Frank von der Gewerkschaft vida Tirol gleich vorweg. Vielmehr sei die Plattform als übergeordnete Anlaufstelle für Mitarbeiter gedacht, um Überlastungsanzeichen und drohende Probleme in der Versorgung rechtzeitig zu erkennen. Dieses Wissen könne Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen Gesundheitseinrichtungen wichtige Hilfe beim Verhindern von Fehlern sein, sehen die Gewerkschaftsvertreter auch für Unternehmen einen großen Nutzen so einer Einrichtung.
Gesundheit ist keine Sparübung, sondern Daseinsvorsorge. Jede Kürzung trifft unmittelbar Beschäftigte, aber auch Patientinnen und Patienten.

Gertraud Pichler, Gewerkschaft vida Tirol
Bild: Birbaumer Christof
AK, Bund, Länder und Gemeinden als Partner?
Den Bedarf sieht Pichler als vida-Gesundheitssprecherin auf jeden Fall gegeben. Die Realität in den Spitälern sei alarmierend. „Der Personalmangel bringt Mitarbeiter jetzt schon an die Grenzen. Mögliche Einsparungen – die immer wieder im Raum stehen – verschärfen die Situation zunehmend. Betroffen sind davon nicht nur die Mitarbeiter, sondern unmittelbar auch Patienten und Pflegebedürftige“, erläutert die Gewerkschafterin. Als vida-Landesvorsitzender kann sich Frank vorstellen, dass sich die Gewerkschaft an einer Whistleblower-Plattform beteiligt. Frank sieht auch die Arbeiterkammer als wichtigen Partner. „Aber auch Bund, Länder und Gemeinden brauchen wir dafür. Nur so kann Verbesserung funktionieren“, ergänzt er.
Einheitliche Vorgaben gefordert
Grundsätzlich sei es an der Zeit, die Strukturen im Gesundheitswesen zu durchleuchten und Vorgaben zu vereinheitlichen: „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“, lautet eine der Forderungen. Auch einheitliche Versorgungsvorgaben und ein gesetzlich festgeschriebener Personalschlüssel seien essenziell. Dieser solle festlegen, wie viele Beschäftigte pro Patient im Dienst sein müssen. „Das ist sinnvoller, als nur Betten zu zählen“, so die Gewerkschafter.
Das Kompetenzwirrwarr zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung dürfe nicht länger auf dem Rücken der Beschäftigten und der Patienten ausgetragen werden. Auch vor Sparplänen warnen die Gewerkschafter. Pichler: „Sparen im Gesundheitsbereich geht gar nicht.“
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