Schulassistenz-Demo

Verzweifelte Eltern gehen in Graz auf die Straße

Steiermark
30.10.2025 06:01

Seit Wochen berichten betroffene – und verzweifelte – Eltern davon, dass zu wenig Schulassistenz-Stunden für ihre Kinder gewährt werden. Und das, obwohl die Kosten dafür laut Land stark steigen. Heute rufen zwei Mütter aus Hausmannstätten zur Demo in Graz. Ein Schreiben der Behörde brachte das Fass zum Überlaufen.

„Wir telefonieren täglich herum, alle putzen sich ab.“ Christine Herzog ist verärgert. Ihr Sohn geht seit heuer in die erste Klasse Volksschule in Hausmannstätten. Er ist auf Unterstützung angewiesen – „in einer 1:1-Betreuung“, so Herzog. Sprich: Es braucht eine Person, die sich ausschließlich um ihn kümmert.

In Summe sind es fünf Kinder in der ersten Klasse, die Schulassistenz benötigen, drei von ihnen laut Herzog eine 1:1-Betreuung, zwei müssen noch gewickelt werden. Bewilligt wurden in Summe lediglich zwei Schulassistentinnen. Das gehe sich hinten und vorne nicht aus. „Es wird in Kauf genommen, dass Kinder früher abgeholt werden müssen“, meint Herzog. Auch bei ihr sei das schon der Fall gewesen.

„Unbeschulbare“ Kinder: Aussage sorgt für Empörung
Seit Ende August wird um eine Aufstockung der Stunden gekämpft. Nun sind schon Herbstferien, und es ist noch keine Lösung in Sicht – obwohl sich zwei Expertinnen der Landesabteilung 6 die Situation vor Ort angesehen haben. Für Bestürzung sorgt vor allem die jüngste Begründung, warum mehr Stunden abgelehnt wurden: Einige der betroffenen Schüler seien „unbeschulbar“, de facto also nicht schulfähig.

Vor großen Herausforderungen steht auch Marie Luise Florineth, ebenfalls aus Hausmannstätten. Ihr Kind, das keine kognitiven, aber starke körperliche Einschränkungen hat, wechselte heuer von der Volks- in die Mittelschule. 27 Schulassistenz-Stunden wurden bewilligt, pro Woche gibt es aber 30 Stunden Unterricht. Die Nachmittagsbetreuung kann nicht genutzt werden, berichtet sie.

Protestmarsch in Grazer Innenstadt
Die beiden Mütter haben sich zusammengeschlossen und für Donnerstagvormittag eine Demonstration in Graz organisiert. Um 10 Uhr zieht man vom Karmeliter- auf den Hauptplatz, um „gemeinsam für eine chancengleiche Schule laut zu werden“. Betroffen sind steiermarkweit viele Familien. Auch in der „Krone“-Redaktion treffen immer wieder Mails verzweifelter Eltern und Lehrer zu diesem Thema ein.

FPÖ-Bildungslandesrat Stefan Hermann
FPÖ-Bildungslandesrat Stefan Hermann(Bild: Jauschowetz Christian)

Neues Gesetz soll schon bald reformiert werden
Politisch zuständig ist FPÖ-Bildungslandesrat Stefan Hermann, der auch in der jüngsten Landtagssitzung zu diesem Thema Stellung nehmen musste. Der Freiheitliche verweist auf eine entscheidende Änderung: Seit dem Vorjahr ist nicht mehr die jeweilige Bezirkshauptmannschaft, sondern die Bildungsabteilung 6 im Land für das Thema Schulassistenz zuständig (bestehende Bescheide bleiben aber unangetastet).

Auch der inhaltliche Ansatz änderte sich: Die 1:1-Betreuungen sind nicht mehr die Regel, forciert werden Mehrfachbetreuungen – also mehr Schüler pro Betreuungspersonen. Dadurch sollen nicht zu viele externe Personen in den Klassen sein, auch die größtmögliche Selbstständigkeit soll gefördert werden. Hermann betont auch immer wieder, dass Schulassistenz Systeme wie Sonderpädagogik, Schulpsychologie und -sozialarbeit unterstützten soll. Doch ihr werden immer mehr Aufgaben übertragen. Nicht zuletzt deshalb stiegen die jährlichen Kosten von 34 auf 48,5 Millionen Euro – darunter leiden auch die mitfinanzierenden Gemeinden. 

All das führt Hermann auch in einem Brief an die Organisatorinnen Florineth und Herzog an. Darin lädt er die beiden zu einem Gespräch ein – zum Protestmarsch könne er wegen der parallel stattfindenden Regierungssitzung nicht kommen. Der Landesrat merkt auch nochmals an, dass an einem neuen Schulassistenzgesetz gearbeitet werde. Bis spätestens März sollen die Details vorliegen. 

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