Der Rückzug der Eisriesen beschleunigt sich immer stärker. Das Stubacher Sonnblickkees oberhalb des Weißsees im Pinzgau könnte schon in sieben, acht Jahren verschwunden sein ...
Langsam legt sich wieder eine Schneedecke über Salzburgs Gletscher. Der Winter verschafft den Eisriesen eine – immer kürzere – Verschnaufpause. Für die meisten Gletscher im Bundesland wird ihr Rückzug in höhere Gefilde im Lauf der kommenden Jahre und Jahrzehnte ein komplettes Verschwinden bedeuten. Salzburgs Berge sind schlicht nicht hoch genug.
Obwohl der vergangene Sommer kein Jahrhundertsommer war und in der Erinnerung vieler eher als zu kühl abgespeichert ist, hat er die Gletscherschmelze in den Alpen in rasantem Tempo vorangetrieben. Das weiß kaum jemand so gut wie Bernhard Zagel von der Universität Salzburg.
Er koordiniert das Gletschermonitoring im Pinzgauer Stubachtal rund um den Weißsee. Zagel schaut den Gletschern quasi alljährlich beim Schrumpfen zu. „Das Stubacher Sonnblickkees ist in diesem Sommer praktisch in drei Gletscherzungen zerfallen. Vor einem Jahr bedeckte es noch 60 Hektar, jetzt kratzt es an der Marke von 50 Hektar“, berichtet Zagel.
Das Stubacher Sonnblickkees hat wahrscheinlich ein Ablaufdatum von sieben oder acht Jahren. Dann wird es kein klassischer Gletscher mit Nähr- und Zehrgebiet mehr sein, sondern es wird nur mehr einzelne, verstreute Eisflächen geben.

Bernhard Zagel, Gletscherforscher, Universität Salzburg
Bild: Universität Salzburg/Haigermoser
Die Gletscherschmelze nimmt dabei an Tempo zu, weiß der Wissenschaftler. „Je mehr Felsflächen und Felsinseln den Gletscher berühren, desto schneller erfolgt der Abschmelzprozess“, erklärt Zagel. Der Stein, der von der Sonne erwärmt wird, wirkt dabei wie ein Heizkörper. „Eine kompakte große Fläche hält mehr Hitze aus als kleine Eisinseln. Kleine, löchrige Eisflächen können nicht mehr das kühle Mikroklima entwickeln.“
Große, kompakte Flächen gebe es aber immer seltener. Somit wird der Zerfall wohl ungebremst fortschreiten. „Das Stubacher Sonnblickkees hat wahrscheinlich ein Ablaufdatum von sieben oder acht Jahren“, sagt Zagel. Gletscher unterhalb von 3000 Metern Seehöhe wird es bis 2040 nur mehr an steilen Nordwänden geben, schätzt der Experte. „Nur am Großglockner und -venediger reicht das Eis auf 3300 bis 3400 Meter hinauf, da könnte es länger halten.“
Warum hat der durchwachsene Sommer den Rückgang nicht stärker gebremst? „Im kühlen Juli hat es zwar weit heruntergeschneit. Das bisschen Schnee war innerhalb weniger Tage aber wieder weg. Dann war es von Ende Juli bis Mitte September wieder mild und weitgehend ohne Schneefall“, erklärt Zagel. Im August habe es dazu noch zwei warme Wochen mit Schönwetter gegeben, die die Schmelze beschleunigt hätten.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.