In der Grazer Burg, dem Sitz des Landeshauptmannes und seiner Stellvertreterin, laufen aktuell spektakuläre Bauarbeiten: die Machtzentrale wird revitalisiert. Im Burghof werden die Mauerreste eines mittelalterlichen Wohngebäudes freigelegt. Welche historischen Funde dabei gemacht wurde, berichtet die Grabungsleiterin.
Stadtkrone-Flaneure und Besucher der berühmten Doppelwendeltreppe haben die Baustellengitter im Hof der Grazer Burg längst bemerkt: Es wird eifrig gegraben, Arbeiter und Wissenschafter greifen fast täglich zu Schaufel und Archäologenkelle. Was geschieht hinter den großen Sichtplanen?
Bis 2028 läuft ein großes Revitalisierungsprojekt, das die Öffnung und Revitalisierung bisher nicht zugänglicher historisch wertvoller Räumlichkeiten in der Grazer Burg vorsieht. Dazu kommt die Neugestaltung der drei Höfe. Im sogenannten Registraturtrakt soll neben einem Foyer samt Gastronomie und einem Mehrzwecksaal für Empfänge ein Ausstellungsraum entstehen, wo die Geschichte der Burg ab 1918 erklärt werden soll.
Gotische Kapelle in Burg wird wiederhergestellt
Kürzlich wurde im Kapellenzimmer der Burg ein spektakulärer Schritt gesetzt: Seit dem 19. Jahrhundert hatte eine Zwischendecke die gotische Kapelle durchtrennt, nun wurde diese abgetragen. Nach 150 Jahren hat das Sakralgebäude jetzt wieder die ursprüngliche Höhe wie zur Zeit der Entstehung im 15. Jahrhundert unter Kaiser Friedrich III.
In der ebenfalls gotischen Einsäulenhalle steht in den kommenden Wochen eine bauliche Herausforderung bevor: Die zentrale Säule wurde in den 1970er-Jahren aus statischen Gründen mit Beton ummantelt, nun wird dieser Bereich der Säule ausgetauscht und das ursprüngliche Erscheinungsbild wiederhergestellt.
Zwei Pfennige aus dem Mittelalter geborgen
Sämtliche Arbeiten begleitet ein Archäologenteam des Universalmuseums Joanneum (UMJ), das vielfach Grund zum Jubeln hatte: So kamen schon allerlei historisch wertvolle Funde zutage. „Wir haben zum Beispiel zwei mittelalterliche Pfennige geborgen, die in die Zeit vor der Errichtung der Burg gehören“, berichtet Karl Peitler, Leiter der UMJ-Abteilung Archäologie und Münzkabinett, der „Krone“.
Die Grabungen im Machtzentrum der steirischen Politik leitet Gudrun Praher-Malderle: „Man vermutete, dass im Burghof Mauer-Überreste des Wohngebäudes Friedrichs III., das 1854 abgerissen wurde, zum Vorschein kommen. Und so war es auch – das historisch Wertvolle wird fotografisch dokumentiert, sodass man ein 3-D-Modell erstellen kann“, berichtet die Archäologin.
Am Tag des Denkmals rücken auch sie wieder in den besonderen Fokus des Publikums – die drei steirischen Corona-Denkmäler. Vor genau fünf Jahren lief ein viel beachteter Kunstwettbewerb des Landes, den es in dieser Dimension noch nie in der Steiermark gegeben hatte: 220 Künstler machten mit, rekordverdächtige 300 Entwürfe wurden von Experten begutachtet.
Der damalige steirische Kulturreferent Christopher Dexler war von Beginn an Feuer und Flamme für die Idee der „Krone“, die nachfolgenden Generationen an die Ausnahmesituation auf künstlerische Art und Weise zu erinnern. Und so errichtete Wolfgang Becksteiner seine Beton-Installation „Distanzierte Nähe“ im Grazer Burggarten, danach ließ Werner Reiterer das kugelige Stahl-Kunstwerk im Leibnitzer Stadtpark anrollen. Als drittes Kunstwerk enthüllte Michael Schuster sein Covid-19-Denkmal im Herzen der Grazer Stadtkrone.
„Mit ihrer Initiative zur Errichtung dieser Denkmäler hat die ,Steirerkrone’ einen wertvollen Impuls zum Nachdenken gesetzt. Als Arzt, der auf einer Corona-Station gearbeitet hat, aber auch als Vater und Landesrat weiß ich um die vielfältigen Auswirkungen, die die Pandemie auch heute, fünf Jahre nach dem Ausbruch, noch auf unsere Gesellschaft hat. Diese Denkmäler mahnen uns alle, Abstände hinter uns zu lassen und auf unsere Mitmenschen zuzugehen“, sagt heute Kultur- und ÖVP-Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl.
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