Mieter-Horror

Vermieter: „Behörden ließen Frau verwahrlosen“

Niederösterreich
25.09.2025 05:45

Ein Vermieter aus dem Bezirk Melk schlägt Alarm: Seit über einem Jahr kämpft er darum, dass eine Dame mit massiven psychischen Problemen endlich Hilfe bekommt. Nun muss er die verwahrloste Wohnung generalsanieren. 

Ende August bekam der Vermieter Peter L. aus Marbach an der Donau einen Anruf von einer Mieterin im untersten Stockwerk. Von der Decke tropft es! Schnell läutete er bei der verdächtigen Wohnung an und stand mitten in einer Katastrophe: überall liegt Müll herum, im Kühlschrank ist alles seit Monaten abgelaufen. Weil die Dame versucht hatte, den Müll in der Kloschüssel zu entsorgen, lief diese irgendwann über. „Die Fäkalien haben sich schon überall im Vorraum verteilt und sickerten irgendwann ins Erdgeschoss durch“, berichtet der schockierte Vermieter. 

Ein langer Kampf
Dass die Wohnung in keinem guten Zustand ist, ist ihm aber schon länger bewusst. Als die ältere Dame in einer seiner Wohnungen eingezogen war, sei ihr Zustand noch relativ normal gewesen, erinnert sich Peter L. Während der Pandemie ging es dann schnell bergab. Die 70-jährige Frau entwickelte eine schwere Spielsucht und Nikotinabhängigkeit, die sie mittellos machten. Als sie kein Auto mehr hatte, blieb sie nur mehr zu Hause. „Wir haben ihr immer wieder Mietaufschub gegeben, bis uns schließlich zehn Monatsmieten fehlten“.  

Auch das Verhalten der Dame wurde besorgniserregend. Im örtlichen Lokal nahm sie Zigarettenstummel aus den Aschenbechern. Immer wieder rief sie auch selbst die Polizei, „weil sie sich von den Nachbarn bedroht fühlte“. Die ganze Umgebung sorgte sich um das Wohlbefinden der Frau, die aber jede Hilfe verweigerte. 

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Allein in der Region Marbach gibt es solche Fälle im zweistelligen Bereich, wie man unter der Hand erfährt.

Vermieter Peter L. 

„Ehrlich gesagt habe ich lange gezögert, damit an die Öffentlichkeit zu gehen“, meint Herr L. nachdenklich. „Oft kommt dann der Vorwurf, dass der Vermieter nur jemanden aus der Wohnung haben will, damit er renovieren kann“. Als sozialer Mensch habe er der Frau vor Jahren die Wohnung für vier Euro pro Quadratmeter gegeben, „damit sie nicht obdachlos wird“. 

BH: „Nicht zuständig“, „Polizei schaut weg“
Die Rechtslage ist laut Bezirkshauptmannschaft Melk klar: „Mietrückstände, die Einhaltung des Vertrages und die ordnungsgemäße Benutzung sind dem Privatrecht zuzuordnen“, heißt es von dort. Kommt die Person alleine nicht zurecht, könne eine „Erwachsenenvertretung“ geschickt werden. Nachdem der Mieter ein Jahr lang immer wieder der BH mitgeteilt hatte, dass die Dame eine Gefahr für sich selbst und für andere wäre, kam immer die Antwort „Dafür sind wir nicht zuständig“. Vom Land NÖ sei Sozialhilfegeld ausbezahlt worden, welches sie aber nur für ihre Sucht ausgab. 

 Vor einem Jahr habe Herr L. schon einmal den Weg per Gericht versucht. „Und das ist abgelehnt worden, weil die gemeint hatten, so schlimm ist es noch nicht“, ärgert er sich. Erst durch das Eingreifen der Gemeindeärztin wurde die Frau schließlich in eine psychiatrische Einrichtung nach Mauer überstellt. „Ich habe das Gefühl, hier hat jeder gesagt ‘Das ist nicht mein Kaffee‘.“

Während die verwahrloste Wohnung verschlossen blieb, lebte die Familie im Erdgeschoss weiter mit den Folgen der Fäkalienkatastrophe. Erst am 15. September – ganze 16 Tage später – durfte der Vermieter die Schäden offiziell beheben. Auf den Kosten für die Sanierung bleibe er wohl sitzen. „Und das wird im sechsstelligen Bereich sein“. 

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