Lorraine Hansberry

Schauspielhaus Graz holt Pionierin vor den Vorhang

Steiermark
16.09.2025 10:00

Als erste schwarze Frau mit einem Stück am Broadway hat Lorraine Hansberry in den 1950ern US-Theatergeschichte geschrieben. Im deutschsprachigen Raum ist die Dramatikerin und Aktivistin kaum bekannt. Das möchte das Schauspielhaus Graz ändern und startet die Saison am Freitag mit der deutschsprachigen Erstaufführung ihres letzten Stücks.

Es ist ein letzter politischer Aufschrei, den Sängerin Nina Simone ihrer Freundin und Weggefährtin Lorraine Hansberry kurz nach ihrem Tod ermöglicht: In dem von ihr inspirierten Song „Young, Gifted and Black“ besingt Simone „eine Million junger Buben und Mädchen“ als „jung, talentiert und schwarz“ – der Song wird zu einer Hymne der Bürgerrechtsbewegung, für die Hansberry sich zeit ihres viel zu kurzen aber umso bewegteren Lebens stark gemacht hat.

Autorin, Aktivistin, Ausnahmetalent
1930 wird sie in Chicago in eine politisch aktive Familie geboren. Als sie acht Jahre alt ist, zieht sie mitten in der Zeit restriktiver Rassentrennung in eine weiße Nachbarschaft – und geht trotz massiver Proteste erst wieder weg, als sie der Oberste Gerichtshof dazu zwingt. Als junge Frau studiert Hansberry Malerei in Chicago, doch ihre Leidenschaft für das Theater führt sie nach New York. Dort heiratet sie einen jüdischen Verleger und Aktivisten (obwohl sie eigentlich wohl lesbisch war und früh auch in der Schwulenbewegung aktiv) und startet eine Karriere als Schriftstellerin.

Am Schauspielhaus Graz wird gerade für die deutschsprachige Erstaufführung ihres Stücks „Les ...
Am Schauspielhaus Graz wird gerade für die deutschsprachige Erstaufführung ihres Stücks „Les Blancs“ geprobt.(Bild: Clara Wildberger)

Quasi über Nacht wird sie 1959 mit ihrem ersten Theaterstück „A Raisin in the Sun“, in dem sie von einer afroamerikanischen Arbeiterfamilie erzählt, die unter Armut und Rassismus zu leiden hat, berühmt und schreibt Geschichte: Sie ist die erste schwarze Frau, deren Theaterstück am Broadway gezeigt wird. Nur ein Jahr später wird es mit Sidney Poitier in der Hauptrolle verfilmt und erobert auch in Europa die Theaterbühnen.

Stück über Auswirkungen des Kolonialismus
Plötzlich stehen Hansberry alle Türen offen. Doch sie bleibt ihrem Ziel – der Vermählung von Kunst und Aktivismus – treu, schreibt kämpferische Essays, nimmt an Protesten teil und beginnt die Arbeit an jenem Stück, das sie selbst als ihr wichtigstes bezeichnen sollte: In „Les Blancs“ blickt Hansberry nach Afrika und arbeitet sich an den Auswirkungen des Kolonialismus ab. Doch die Uraufführung sollte die Autorin nicht mehr erleben. 1964 erkrankt sie an Bauchspeicheldrüsenkrebs und stirbt wenig später mit nur 34 Jahren. Posthum feiert „Les Blancs“ mit einem jungen James Earl Jones in einer der Hauptrollen seine gefeierte Uraufführung am Broadway.

Das Vermächtnis von Hansberry wird schon bald von „A Raisin in the Sun“ dominiert. Das Stück wird vor allem in den USA zu einem Klassiker, der den Rest ihres Schaffens derart in den Schatten stellt, dass sie schon bald als „One Hit Wonder“ gilt. Doch seit einigen Jahren feiert Hansberry in den USA eine Renaissance, die nun auch nach Europa überschwappt.

Das Schauspielhaus Graz zeigt ab Freitag die deutschsprachige Erstaufführung von „Les Blancs“. Für Intendantin Andrea Vilter ist es ein wichtiger Schritt für die Erweiterung des Theaterkanons: „An dem Text ist exemplarisch zu sehen, dass hervorragende Dramatik und Literatur durchs Raster gefallen oder vielleicht auch aussortiert worden ist, und damit auch wichtige Perspektiven und Geschichten.“

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