Es ist das Ende einer Ära. Peter Fasshuber und Wolfgang Seidl geben mit Ende des Jahres die Leitung vom Theaterland Steiermark ab. Doch der letzte Vorhang ist damit nicht gefallen: Hinter den Kulissen arbeitet das neue Leitungs-Duo Verena Kiegerl und Gero Tögl bereits an Ideen für die Zukunft des Theater-Nahversorgers.
„Unser Ziel ist es, das kreative Potenzial in den steirischen Regionen zu entdecken und zu fördern.“ Es ist ein großes Ziel, das sich Verena Kiegerl und Gero Tögl gesetzt haben. Mit 1. Jänner 2026 werden sie offiziell die Leitung von „Theaterland Steiermark“ übernehmen. 2004 rund um Peter Faßhuber gegründet, hat das Theaterland sich in den vergangenen 20 Jahren mit seinen Theaterfesten der Regionen zu einem der wichtigsten und beliebtesten kulturellen Nahversorger des Landes entwickelt.
„Festivals verjüngen und zukunftsfit machen“
Es ist also ein großes Erbe, das Kiegerl und Tögl antreten. Gleichzeitig braucht das Theaterland auch frischen Wind: „Die Altersstruktur im Publikum ist relativ hoch, wir wollen die Festivals verjüngen, um sie zukunftsfit zu machen“, ist sich das Duo sicher. Dabei ist klar: „Wir können nicht alle Festival, die es derzeit gibt, in der Form weiterführen. Das geht sich schon rein finanziell nicht aus.“ Aber einige Konstanten stehen schon fest: Die Theatertage Weißenbach etwa soll es weiter geben – „auch weil die Menschen und Kulturinitiativen vor Ort sich sehr um den Erhalt bemüht haben und sehr aktiv sind“, erklärt Kiegerl.
Auch die Rabiatperlen in Deutschlandsberg und die Theaterfabrik in Weiz soll es weiter geben – wenn auch in überarbeiteter Form. Neu denken will man auch das Figurentheaterfestival in Wies: „Wir wollen weg davon, dass Festivals sich ausschließlich einem Gennre widmen“, erklärt Kiegerl. Soll heißen: Figurentheater soll künftig kein eigenes Festival mehr haben, sondern auf allen Festivals Platz finden.
Neues Festival in Stainach geplant
Starten will das Duo im April 2026 aber mit einem neuen Festival in Stainach mit dem Titel „Am Zug“. „Das CCW als Veranstaltungsort liegt sehr nahe am Bahnhof, damit ermöglicht es die einfache Anreise für junges Publikum aus der Region. Deshalb wollen wir dort in Kooperation mit dem spleen*graz-Festival vor allem Stücke für 14- bis 22-Jährige zeigen“, erklären Kiegerl und Tögl. Doch das Theater soll es nicht nur zum Ansehen sein, sondern auch zum Mitmachen – die internationalen Theatermacher, die dafür vor Ort sind, werden auch Workshops geben. „Wir wollen junge Menschen für das Theater infizieren.“
Das neue Festival ist nur ein Beispiel dafür, wie das Duo, die Festivals noch enger mit der Region, in der sie stattfinden, verbinden will: „Statt dem biennalen Werkstatt-Festival in Oberzeiring planen wir, Residencies bei allen Festivals einzuführen. Das heißt, steirische Theatergruppen kommen an unterschiedlichste Orte der Steiermark und entwickeln Stücke mit den Menschen dort“, erklärt Kiegerl. So erarbeitet das Planetenparty Prinzip etwa derzeit für die Theatertage Weißenbach 2026 eine Version seiner beliebten „Spiel mich!“-Performance, die maßgeschneidert für den Ort sind.
Die Stücke, die bei diesen Residencies entstehen, sollen dann auch gesammelt bei einem neuen Festival in Graz zu sehen sein – eine neue Art Leistungsschau, die künftig das newsOFFstyria-Festival ersetzen soll. „Dorthin wollen wir dann auch Vertreter der internationalen Theaterszene einladen, um den heimischen Gruppen einen Link ins Ausland zu legen“, so Tögl.
Um dieses Ziel zu erreichen, soll es künftig aber auch ein weiteres neues Festival in der Region Weiz geben, das in Kooperation mit dem Performance-Duo KRA entstanden ist und „Kraft-Festival“ heißen soll: Drei junge wilde internationale Truppen, die Theater neu denken und bereits am Weg zum großen Erfolg sind, sollen dabei mit drei jungen heimischen Gruppen aufeinandertreffen: „Wir hoffen, dass dabei nicht nur für das Publikum tolles, innovatives Theater zu sehen ist, sondern dass auch für die heimische Szene neue Impulse und auch Netzwerke entstehen“, so Kiegerl.
Aktuell freilich ist vieles noch in der Entwicklung: „Wir hoffen, dass das Publikum mit uns diesen Schritt in die Zukunft macht“, sagen Kiegerl und Tögl. Jedenfall will das Duo die Menschen in den Regionen künftig noch mehr einbinden. So entsteht derzeit etwa auch ein „Mobiles Wohnzimmer“, das auf allen Festival zu finden sein wird: „Es soll ein deutliches Zeichen sein: Das Theaterland ist da! Aber es soll vor allem auch ein Ort sein, an dem man über Theater reden kann.“
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