Das Klonschaf Dolly hatte eine Welt geöffnet, die zuvor nur in Science-Fiction-Fantasien vorkam. Es erweckte Klonfantasien in der gesamten Welt bis hin zur Verkündung der Geburt des angeblichen Klonbabys "Eve" im Dezember vergangenen Jahres - für das die Ufo-gläubige Sekte der Raelianer immer noch keine Beweise vorgelegt hat.
Der frühe Tod des Klonschafes Dolly
, das nur sechs statt wie für ein Schaf gewöhnlich
zwölf Jahre alt wurde, könnte hochfliegende Klonträume
nun wieder platzen lassen. Der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers
musste nach Angaben des Roslin-Instituts bei
Edinburgh wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert
werden.
Dennoch ist das Schaf ein Meilenstein für die
Forschung. Wissenschaftler haben nach der Dolly-Methode in den
vergangenen Jahren einen Zoo weiterer Klontiere hergestellt: Rinder,
Mäuse, Schweine, Ziegen, Kaninchen und mindestens eine
Katze.
Ernüchterung statt Euphorie
Bei insgesamt wenigen Erfolgen starb jedoch die ganz
überwiegende Mehrzahl der geklonten Tiere bereits im Mutterleib
oder kurz nach der Geburt. Viele haben ein gestörtes Immunsystem,
sind dicker als gewöhnliche Artgenossen. Zudem leiden sie
überproportional oft an anderen Krankheiten. So lebte etwa
der weltweit erste Klon einer vom Aussterben bedrohten Tierart
nur zwei Tage. Der Gaur-Ochse "Noah"
starb im Januar 2001 an Ruhr. Nur 14 bis 15 Prozent der erfolgreich
geklonten Rinder-Embryonen werden zu lebenden Nachkommen, von
denen einige zudem bald erkranken.
Ist der frühe Gnadentod eine Spätfolge
des Klonens?
Dolly hat mit ihrer Kinderschar mehrfach bewiesen,
dass sich auch Klontiere auf normalem Wege fortpflanzen können.
Dollys Tod ist jedoch ein weiterer Hinweis darauf, dass geklonte
Tiere vorzeitig altern. Das Klonschaf bekam frühzeitig Arthritis
im linken Hinterbein. Auch eine Lungenentzündung
gilt als typische Alterskrankheit bei Schafen. Dolly
hatte ein aus erwachsenen Zellen stammendes Erbgut. Die Enden
seines Erbmaterials (Telomere) waren verkürzt. Gerade diese
spielen vermutlich beim Altern eine Rolle, auch wenn ihre exakte
Bedeutung noch nicht bekannt ist.
Dennoch hat Dolly eine wichtige
Lehrmeinung der Biologie umgekehrt: Viele hochrangige Wissenschaftler
wollten im Februar 1997 nicht glauben, was ihnen der schottische
Forscher Ian Wilmut auf nur drei Seiten im Fachjournal "Nature
" präsentierte. Denn bei dem Verfahren geschah genau das,
was jahrelang als unmöglich galt. Das ausdifferenzierte ältere
Erbgut eines erwachsenen Tieres wandelte sich zum Großteil
zurück ins Embryostadium.
Das Team vom Roslin-Institut hatte einem Schaf
Euterzellen entnommen und im Labor per "Diät" in einen Ruhezustand
versetzt. Das Erbgut aus einer dieser Zellen setzten sie in eine
zuvor entkernte Eizelle ein. Der dadurch entstandene Embryo wurde
in die Gebärmutter eines weiteren Schafes gesetzt und wuchs
zu einem gesunden Tier heran, dem Klonschaf Dolly. Aus dem Erbgut
der Euterzelle waren alle Organe entstanden - von Haut und Leber
bis zum Gehirn. Dolly war lange einmalig. Erst an ihrem zweiten
Geburtstag bekam die Welt weitere geklonte Säugetiere zu
sehen.
Nach seinem Geburtstag am 5. Juli 1996 führte
der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers sieben Monate
das Leben eines unbekannten Schafes. Erst im Februar 1997 wurde
es der Öffentlichkeit präsentiert und tausendfach abgebildet.
Natürlich hat der Ruhm eine Kehrseite. Dolly wusste nicht,
wie die Sonne aussieht, und hatte nie Gras gezupft. Aus Sicherheitsgründen
lebte sie in einem streng bewachten Betonblock und zerkaute dort
Pillen mit Nahrungskonzentrat. Und einige Forscher sagten schon
1997 einen schnellen Alterungsprozess voraus, da Dolly aus den
Zellen eines bereits erwachsenen Schafes entstanden war.
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