Rückschritt

Klonschaf Dolly musste getötet werden

Wissenschaft
17.02.2003 11:01
Das Klonschaf Dolly hatte eine Welt geöffnet, die zuvor nur in Science-Fiction-Fantasien vorkam. Es erweckte Klonfantasien in der gesamten Welt bis hin zur Verkündung der Geburt des angeblichen Klonbabys "Eve" im Dezember vergangenen Jahres - für das die Ufo-gläubige Sekte der Raelianer immer noch keine Beweise vorgelegt hat.
Der frühe Tod des Klonschafes Dolly , das nur sechs statt wie für ein Schaf gewöhnlich zwölf Jahre alt wurde, könnte hochfliegende Klonträume nun wieder platzen lassen. Der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers musste nach Angaben des Roslin-Instituts bei Edinburgh wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert werden.
 
Dennoch ist das Schaf ein Meilenstein für die Forschung. Wissenschaftler haben nach der Dolly-Methode in den vergangenen Jahren einen Zoo weiterer Klontiere hergestellt: Rinder, Mäuse, Schweine, Ziegen, Kaninchen und mindestens eine Katze.
 
Ernüchterung statt Euphorie
Bei insgesamt wenigen Erfolgen starb jedoch die ganz überwiegende Mehrzahl der geklonten Tiere bereits im Mutterleib oder kurz nach der Geburt. Viele haben ein gestörtes Immunsystem, sind dicker als gewöhnliche Artgenossen. Zudem leiden sie überproportional oft an anderen Krankheiten. So lebte etwa der weltweit erste Klon einer vom Aussterben bedrohten Tierart nur zwei Tage. Der Gaur-Ochse "Noah" starb im Januar 2001 an Ruhr. Nur 14 bis 15 Prozent der erfolgreich geklonten Rinder-Embryonen werden zu lebenden Nachkommen, von denen einige zudem bald erkranken.
  
Ist der frühe Gnadentod eine Spätfolge des Klonens?
Dolly
 hat mit ihrer Kinderschar mehrfach bewiesen, dass sich auch Klontiere auf normalem Wege fortpflanzen können. Dollys Tod ist jedoch ein weiterer Hinweis darauf, dass geklonte Tiere vorzeitig altern. Das Klonschaf bekam frühzeitig Arthritis  im linken Hinterbein. Auch eine Lungenentzündung gilt als typische Alterskrankheit bei Schafen. Dolly hatte ein aus erwachsenen Zellen stammendes Erbgut. Die Enden seines Erbmaterials (Telomere) waren verkürzt. Gerade diese spielen vermutlich beim Altern eine Rolle, auch wenn ihre exakte Bedeutung noch nicht bekannt ist.
  
Dennoch hat Dolly eine wichtige Lehrmeinung der Biologie umgekehrt: Viele hochrangige Wissenschaftler wollten im Februar 1997 nicht glauben, was ihnen der schottische Forscher Ian Wilmut auf nur drei Seiten im Fachjournal "Nature " präsentierte. Denn bei dem Verfahren geschah genau das, was jahrelang als unmöglich galt. Das ausdifferenzierte ältere Erbgut eines erwachsenen Tieres wandelte sich zum Großteil zurück ins Embryostadium.
  
Das Team vom Roslin-Institut hatte einem Schaf Euterzellen entnommen und im Labor per "Diät" in einen Ruhezustand versetzt. Das Erbgut aus einer dieser Zellen setzten sie in eine zuvor entkernte Eizelle ein. Der dadurch entstandene Embryo wurde in die Gebärmutter eines weiteren Schafes gesetzt und wuchs zu einem gesunden Tier heran, dem Klonschaf Dolly. Aus dem Erbgut der Euterzelle waren alle Organe entstanden - von Haut und Leber bis zum Gehirn. Dolly war lange einmalig. Erst an ihrem zweiten Geburtstag bekam die Welt weitere geklonte Säugetiere zu sehen.
  
Nach seinem Geburtstag am 5. Juli 1996 führte der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers sieben Monate das Leben eines unbekannten Schafes. Erst im Februar 1997 wurde es der Öffentlichkeit präsentiert und tausendfach abgebildet. Natürlich hat der Ruhm eine Kehrseite. Dolly wusste nicht, wie die Sonne aussieht, und hatte nie Gras gezupft. Aus Sicherheitsgründen lebte sie in einem streng bewachten Betonblock und zerkaute dort Pillen mit Nahrungskonzentrat. Und einige Forscher sagten schon 1997 einen schnellen Alterungsprozess voraus, da Dolly aus den Zellen eines bereits erwachsenen Schafes entstanden war.
 
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