Sie heißen Outdooractive, Komoot oder Bergfex - digitale Tourenplaner, die längst zum Standard für Wanderer, Biker oder Tourengeher geworden sind. Über 90 Prozent der Outdoor-Fans nutzen diese Apps. Doch viele wissen nicht: Was die App vorschlägt, ist nicht immer erlaubt!
Denn oft führen die Touren mitten durch gesperrte Wege, sensible Schutzgebiete oder Wildruhezonen. Nicht aus böser Absicht – sondern weil wichtige Infos schlicht fehlen. Das zeigt das deutsche Forschungsprojekt „Digital Ranger“ der Uni Bayreuth.
Nur 40 Prozent der Nutzer kennen laut Studie überhaupt die geltenden Naturschutzregeln. Die Folge: illegale Touren, gestörte Natur – und manchmal sogar gefährliche Situationen. Denn auf Plattformen wie Komoot & Co. fehlen oft Hinweise zu Sperren oder Schonzeiten.
Auch Stefan Hochstaffl, der Präsident der Österreichischen Bergrettung forderte bereits in einem „Bergkrone-Interview“, dass die App-Hersteller mehr in die Pflicht genommen werden müssen: „App-Hersteller sollten mehr Verantwortung übernehmen und von ihren Nutzerinnen und Nutzern veröffentlichte Touren auch überprüfen. Das würde ein besseres Miteinander fördern. Denn: Die Berge, in denen wir alle so gerne unterwegs sind, gehören jemandem. Es braucht deshalb mehr Rücksicht – auf Grundeigentümer, auf die Forstwirtschaft, auf die Jagd. Man fährt nicht mit Skiern durch einen Jungwald, oder wandert durch eine Wildruhezone. Im Frühjahr achtet man auf Balz- und Brutgebiete der Wildtiere. Deshalb halte ich persönlich sehr wenig davon, dass Touren – egal ob fürs Skitourengehen, Wandern, Klettern oder Mountainbiken – ungefiltert online gestellt werden können, ohne sich mit dem Umfeld auseinanderzusetzen.“
Die deutschen Forscher sehen das genauso und laut der Umfrage weiß Projektleiter Professor Manuel Steinbauer: „Die Nutzer wollen auch klare Infos.“ Denn wenn Schutzgebietsgrenzen und Verbote sichtbar wären, könnten Konflikte mit der Natur viel einfach vermieden werden. „Hier besteht Handlungsbedarf!“, so Steinbauer.
Der 2020 gegründete deutsche Verein „Digitize the Planet“ arbeitet bereits daran, Regeln und Sperren digital verfügbar zu machen. Doch, wie bei uns, fehlt es auch in Deutschland an einer bundesweit koordinierten Lösung – und an Kooperation zwischen Plattformen, Behörden und Verbänden.
Der Appell der Experten: Freiwilligkeit statt Verbote – aber mit klarer Info! Nur so lassen sich Natur und Outdoor-Spaß in Einklang bringen.
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