Hitzige Debatte

„Die Steuer auf Trinkgeld vertreibt Mitarbeiter“

Steiermark
08.07.2025 11:00

Noch hitziger als der Sommer ist die neu aufgeflammte Debatte ums Trinkgeld. Finger weg davon, so der Tenor beim „Krone“-Rundruf in der steirischen Gastronomie, „es reicht jetzt!“

„Ich kenn mich bei dem ganzen Getue gar nicht aus, ich versteh nur, dass die uns noch mehr ins Geldtascherl greifen wollen. Und ganz ehrlich: Es reicht!“, sagt uns einer, der schon viele Jahre Gastronomie auf dem Buckel hat, aber lieber in der Anonymität bleiben will. Worum es geht, kann ihm Edith Seitinger, langgediente Gastgeberin im Grazer Lokal Herzl, erklären.

„Es geht konkret um zwei Dinge. Zum einen will der Finanzminister das Trinkgeld des Einzelnen besteuern.“ Dass er damit durchkommt, hält sie aber für fraglich. Und: „Schon seit Langem muss an die ÖGK eine Abgabe vom Trinkgeld geleistet werden, die sich an einer fixen Pauschale orientiert. Allerdings: Immer mehr Menschen zahlen mit der Karte, auch das Trinkgeld. Das heißt, die Kasse kann nachvollziehen, wie viel das real ist. Und liegt der Wert über der Pauschale, muss der Wirt nachzahlen.“

Finger weg vom Trinkgeld der Mitarbeiter, findet Edith Seitinger
Finger weg vom Trinkgeld der Mitarbeiter, findet Edith Seitinger(Bild: POINT OF VIEW GmbH)

„Wir sind nicht im Marxismus“
Für sie absolut nicht akzeptabel, „wir sind nicht im Marxismus. Außerdem rennen uns, wenn das Trinkgeld auch noch angegriffen wird, die Mitarbeiter weg – und es ist so schon schwer oder manchmal unmöglich, Leute zu finden, die sich die Arbeitszeiten antun.“

In dieselbe Kerbe schlägt Reini Schütter, der auf der bekannten Schladminger Schafalm mit Bruder Heinz die Geschicke lenkt. Er findet deftige Worte: „Trinkgeld ist bei uns auch Teil der Kultur, Finger weg davon. Dass das auch noch besteuert werden soll, ist absoluter Schwachsinn, dazu ein Bürokratie-Ungetüm, einfach ein Witz.“

Gastro-Obmann Klaus Friedl
Gastro-Obmann Klaus Friedl(Bild: Jauschowetz Christian)

Das Argument, dass das später dem Angestellten in Form höherer Pension zukommt, lassen beide Profis so nicht gelten. „Das ist doch nur eine minimale Erhöhung, wenn überhaupt“, stimmt Branchenobmann Klaus Friedl zu. „Und wer weiß schon, wie das in 20, 30 Jahren mit der Pension ausschaut? Die Leute sind mündig genug, die können sich ja jetzt schon zusatzversichern, wenn sie das wünschen.“

„Finger weg vom Trinkgeld“
Auch er sagt: „Finger weg vom Trinkgeld, es muss gänzlich abgabenfrei werden.“ Außerdem glaubt er, dass sich seine Branche als „Vorreiter“ eine blutige Nase für andere holt. „Auch andere haben Trinkgeld, Taxler, Hausmeister, Friseur.“

Klar sieht das auch Caroline Reiter, die engagiert im Murecker Stüberl als Kellnerin werkt: „Es gibt in unserem Bereich eh schon überall Personalmangel. Das Trinkgeld ist Teil des Gehalts, das vergleichsweise eh niedrig ist. Wenn das auch noch angegriffen wird, gehen der Branche die Leute aus.“

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