Styriarte in Graz

Puppentanz im Takt einer historischen Intrige

Steiermark
22.06.2025 18:00

Zur Hochzeit von Kaiser Leopold I. und Claudia Felicitas von Tirol im Jahr 1673 in Graz wurde die Oper „Das verwunschene Glück“ nur einmal gespielt. Die Styriarte belebt das Werk nun wieder und zeigt es in neuer Bearbeitung im Planetensaal von Schloss Eggenberg in Graz.

Im Herbst 1673 erleben Graz und das Schloss Eggenberg den wohl bedeutendsten Moment ihrer Geschichte – eine royale Hochzeit. Nachdem die erste Frau von Kaiser Leopold I. unerwartet gestorben ist, heißt es schnell ehelichen Ersatz zu finden, um den Fortbestand der Monarchie zu sichern. Die Wahl fällt – nach vielen Intrigen – auf Claudia Felicitas von Tirol. Und nachdem in Wien nach dem Tod der ersten Kaiserin noch Staatstrauer herrscht, wird die Hochzeit kurzerhand nach Graz verlegt und die Braut im eben erst fertiggestellten Schloss Eggenberg untergebracht.

Auch der Kaiser hat eine Arie beigetragen
Als Teil der Feierlichkeiten wird Antonio Draghis Oper „Gl’Incantesimi discolti“ („Das verwunschene Glück“) gezeigt, in dem nur schlecht verklausuliert die Intrigen rund um die Wahl von Felicitas behandelt werden: Personifikationen des Guten (Zuneigung, Guter Rat) und des Bösen (Lüge, Neid, Selbstsucht) kämpfen um das Wohlergehen des Glücks. Sogar der musikbegeisterte Kaiser hat eine Arie für das Werk beigetragen.

Michael Hell an der Flöte, er hat das Werk für die Styriarte neu bearbeitet
Michael Hell an der Flöte, er hat das Werk für die Styriarte neu bearbeitet(Bild: Nikola Milatovic)

Einst als großes „Open Air“-Event im Park des kaiserlichen Jagdschlosses Karlau uraufgeführt, zeigt die Styriarte das Barockwerk heuer im Planetensaal von Eggenberg. Michael Hell hat die noch erhaltenen Teile der Partitur bearbeitet, Thomas Höft hat die Texte ins Deutsche übertragen. Die einst für das Event geschaffene Ballettmusik von Johann Heinrich Schmelzer ist verloren und wurde mit Tanzmusiken der Zeit ersetzt.

Spektakel mit Puppen und Tanz
Das Resultat, das die erstklassigen Musiker von Art House 17 und die Gesangssolisten (Johanna Rosa Falkinger, Sophie Danemann, Anna Manske, Julias Habermann, Markus Schäfer und Dietrich Henschel) auf die Bühne bringen, ist ein zauberhaft unterhaltsames, mitunter zwar überladenes, letztlich aber sehr harmonisches Stückwerk. Die halbszenische Umsetzung – die allegorischen Figuren sind als Handpuppen präsent – ist flott, hat in manchen Passagen aber auch das Flair von Kindertheater. Für die Ballette hat Mareike Franz, die mit drei weiteren Tänzerinnen (Anca Huma, Klara Beyeler und Anne-Marie Warburton) auf der Bühne steht, ausdrucksstarke Choreografien geschaffen.

Letztlich hätte „Das verwunschene Glück“ aus heutiger Sicht eine Spur weniger Spektakel vertragen. Doch andererseits: Welche royale Hochzeit glänzt schon durch unspektakuläre Bescheidenheit – egal ob im Barock oder heute?

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