Eine neue Ausstellung im Mozart-Wohnhaus in Salzburg zeigt neben dem Wunderkind auch den normalen Salzburger Alltag der Mozarts. Nach demTod der Mutter zerfiel die Familie.
Wer an die Familie Mozart denkt, denkt an Genie, virtuose Kompositionen und große Opern – aber wohl kaum daran, dass auch bei den Mozarts mal der Hund raus musste. Mit der neuen Ausstellung „Mozart 1775. Der größte Komponist“ im Mozart-Wohnhaus rückt jetzt eine Seite ins Blickfeld, die sonst oft untergeht: das ganz normale Familienleben der Mozarts – mitten in Salzburg, im Jahr 1775.
Wer dieses Jahr verstehen will, kann das jetzt nicht nur anhand von Objekten, sondern direkt vor Ort. Denn viele der Schauplätze von damals gibt es noch immer.
Das Jahr 1775 beginnt eigentlich schon 1773, als die Familie Mozart von der beengten Wohnung in der Getreidegasse in das sogenannte Tanzmeisterhaus auf der anderen Seite der Salzach übersiedelte. Ein echter sozialer Aufstieg, wie Museumsleiter Linus Klumpner im Podcast der Stiftung Mozarteum verrät: „Die Getreidegasse war damals nicht die Flaniermeile, wie wir sie heute kennen, sondern dreckig. Der Umzug in das große Haus zeigte: „Wir haben es geschafft, wir haben dieses fantastische Wunderkind in der Familie und eine Tochter, die eine herausragende Pianistin ist. „Und das ist heute vergleichbar mit dem Umzug in ein Penthouse.“
Das neue Zuhause bot Raum und Repräsentation. Mit einem eigenen Konzertsaal wurde es zum gesellschaftlichen Zentrum Salzburgs. Hier kegelte man, hielt Soireen ab, schoss mit Druckluftgewehren – „Bölzlschießen“ genannt. Es herrschte ein stetes Kommen und Gehen von Gästen. Wer heute vom Eckzimmer des Wohnhauses in Richtung Mirabell blickt, schaut auf denselben Garten wie damals Maria Anna Mozart. Sie beobachtete von dort die Spaziergänger, führte den Familienhund Madame Pimperl aus, sah den Gästen des Hoftheaters zu. Vieles davon hielt sie in ihrem Tagebuch fest, in dem sich der kleine Bruder Wolfgang ebenfalls mit der ein oder anderen Blödelei verewigte, so wie es Geschwister nun einmal tun.
Harmonische Jahre sollten nicht lange dauern
Die persönliche Entwicklung vollzog sich vor dem Hintergrund eines bemerkenswerten Familienlebens. Die Mozarts haben sich selbst ein außergewöhnliches Zeugnis hinterlassen: Durch ihre detaillierten Briefe und Tagebucheinträge gewähren sie heute einzigartige Einblicke in den Alltag einer Familie des 18. Jahrhunderts. Solche umfassenden Aufzeichnungen sind aus der Zeit selten erhalten. Doch die harmonischen Jahre im Tanzmeisterhaus sollten nicht lange dauern. Nach Wolfgangs Reise nach Paris, bei der die Mutter 1778 überraschend starb, zerfiel die Familie.
Wolfgang ging 1781 nach Wien und wagte den mutigen Schritt als „Freelancing-Artist“, Maria Anna heiratete nach St. Gilgen, Leopold blieb allein in Salzburg zurück, wie in der Zeit gefangen. Rückblickend waren die Jahre um 1775 für die Familie wahrscheinlich die glücklichsten und schönsten, wie Linus Klumpner betont.
Eine Zeit, in der sich das Genie noch mit dem ganz normalen Familienleben verband – bevor der Künstler seinen eigenen Weg ging und den Mythos Mozart begründete. Wer heute durch Salzburg spaziert, geht oft auf denselben Wegen – und sieht mit etwas Aufmerksamkeit noch immer, was ihn damals umgeben hat.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.