Gregor V.

Als ein Steirer auf dem Papstthron in Rom saß

Steiermark
07.05.2025 18:00

Den meisten dürfte diese Episode aus der Kirchengeschichte unbekannt sein: Vor mehr als tausend Jahren saß Gregor V., der wohl im obersteirischen Stainach geboren wurde, auf dem Stuhl Petri. Sein Pontifikat dauerte aber nicht lange – er starb nach nur vier Jahren als Papst in Rom.

Auch wenn italienische Medien vor einigen Tagen dem emeritierten Wiener Erzbischof Christoph Schönborn gute Chancen auf das Papst-Amt einräumten, wird er wohl nicht die Nachfolge von Franziskus auf dem Heiligen Stuhl antreten. Der Kardinal ist beim Konklave bekanntlich nicht dabei, er ist aufgrund der Altersgrenze von 80 Jahren nicht wahlberechtigt. 2013 galt er jedenfalls als „papapile“, wäre damals aber nicht der erste Pontifex aus Österreich gewesen.

Denn „wir“ waren schon einmal Papst, und zwar wir Steirer! Diese kirchenhistorische Sensation liegt allerdings schon mehr als tausend Jahre zurück.

Ein Stainacher wird Pontifex maximus
Tatsächlich besagt die Legende, dass der einzige Stellvertreter Christi aus Erden rot-weiß-roter Herkunft in Stainach geboren wurde, das anno dazumal zum Herzogtum Baiern gehörte: Bruno von Kärnten, der spätere Gregor V. Historische Quellen dafür gibt es nicht, aber wir Steirer wollen gerne daran glauben. Er kam 972 als zweiter Sohn aus der Ehe von Otto von Wormsgau und Judith von Kärnten im Ennstal zur Welt, wo sein Vater eine Herrschaft hatte.

Papst Gregor V. krönt Otto III.
Papst Gregor V. krönt Otto III.(Bild: Wikpedia)

Als Adelsspross war Bruno eine Laufbahn als Kirchenfürst in die Wiege gelegt, und so begann er eine Ausbildung in der deutschen Bischofsstadt Worms. Als sein Lehrer fungierte etwa der Grieche Johannes Philagathos, der später zu seinem Gegenpapst und damit erbittertstem Widersacher wurde.

 Auf einer Reise nach Rom, auf der Bruno seinen verwandten König Otto III., begleitete, ereilte ihn die Todesnachricht von Papst Johannes XV. Woraufhin Otto III. den Kleriker zum Nachfolger auf Petri Stuhl wählen ließ – mit nur 24 Jahren. Wenige Tage nach seiner Weihe krönte Gregor V. im Gegenzug den nur 16-jährigen Otto zum Kaiser.

Intrigen und Machtkämpfe
Doch die Amtszeit Gregors war, wie im Frühmittelalter üblich, überschattet von Intrigen und blutigen Machtkämpfen. So wehrte sich der römische Adel gegen die Einsetzung des deutschsprachigen Papstes – und hievte mit Johannes Philagathos dessen Kontrahenten und Lehrmeister auf den Papstthron.

Doch der Aufstand währte nicht lange: Gregor V. und Otto III. schlugen zurück, vertrieben den Gegenpapst, ließen Philagathos an Händen, Zunge, Nase und Ohren verstümmeln, danach wurde er verkehrt auf einem Esel sitzend unter Spott durch Rom getrieben. Nach nur knapp vier Jahren als Papst starb Gregor V. im Alter von 27 Jahren in Rom, wohl an Malaria.

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