Billie Steirisch

Mit Dialekt, Schmäh und Haltung zum TikTok-Star

Die „Krone“ traf die Unterhaltungskünstlerin für ein Gespräch.(Bild: Scherbichler Wulf)

Billie Steirisch begeistert Tausende Follower auf TikTok. Dahinter steckt die Südsteirerin Gini Lampl. Sie setzt auf Schmäh, bezieht aber gleichzeitig klar Haltung, unter anderem bei Frauenthemen. Jetzt überrascht sie mit einem neuen Song.

„Ich war immer schon bissl auffällig, ich habe nie in die Norm gepasst“, sagt Gini Lampl, besser bekannt als Billie Steirisch. Ihre Kleidung, ihr Selbstbewusstsein, ihr Interesse für Kunst und Musik – „für ein Mädchen war ich zu laut, gerade am Land eckt man da oft an“. Aufgewachsen an der Sausaler Weinstraße in St. Andrä, mit dem Bauernhof ihrer Großmutter als zweites Zuhause, zog es die 27-Jährige immer in die Großstadt.

Heute ist Wien ihr Lebensmittelpunkt, auch wenn sie für ihren Beruf viel herumkommt – erst am Wochenende hatte sie Termine in Semriach und Kalsdorf. „Gerade wurde ich von ein paar Mädels angesprochen“, erzählt sie an diesem Montagvormittag in Graz. Warum man sie auf der Straße erkennt? 2020 hob sie ihre Bühnenpersönlichkeit Billie Steirisch aus der Taufe. Sie parodierte Stereotypen in Beziehungen, begann Tier-Dokumentationen im Dialekt zu kommentieren und englische Songs auf steirisch nachzusingen.

Letzterem Format ist sie treu geblieben, allerdings erreicht sie mittlerweile stolze 169.000 Follower auf TikTok. „Jede Nocht, in meim Traum, do sich‘ I di, do gspür‘ I di“, singt sie „My heart will go on“ von Céline Dion. Musik, vor allem selbstgeschriebene, ist Ginis größte Leidenschaft: „Am liebsten würde ich nur das machen.“ Auch ihr Name entstand angelehnt an die US-amerikanische Pop-Ikone Billie Eilish. Ganz neu ist ihr Song „Clubklo“ – er handelt von Liebeskummer und ist der Teil der neuen EP „Furtgehen“.

Ein Tampon als Zigarette: Gini Lampl tanzt aus der Reihe – und das mit Absicht.(Bild: Andreas Boldt)

Die musikalische Ader hat sie seit der Kindheit. „Ich wurde von klein auf mit Rockmusik und RnB beschallt“, erzählt sie. In Wien absolvierte sie dann ein Musical-Studium. Seither ist ihr vielseitiges Jobprofil komplett: von Musikauftritten über Schauspieljobs bis zu Comedy-Videos für TikTok. Außerdem verkauft sie Kernöl als Merchandise. „Irgendwie habe ich auch einfach Lust auf Schabernack und Blödsinn“, sagt sie.

Für ein Mädchen war ich immer zu laut, gerade am Land eckt man da oft an. Deswegen habe ich mich immer in die Stadt gesehnt.

Gini Lampl

Dahinter steckt aber auch das Bedürfnis, Dingen Gehör zu verschaffen: „Mir sind Frauenthemen und die queere Community sehr wichtig.“ Bei Anfeindungen, von wegen „Regenbogen-Scheiß“, vergeht ihr dann auch mal der Humor. „Aber ich rede mit allen Leuten und platziere mich nicht politisch.“ Billie ist diesbezüglich hart im Nehmen, nicht so verletzlich, wie es Gini vielleicht manchmal wäre. „Ich bin eben nicht die Influencerin, die in die Kamera weint.“

„Der Algorithmus sitzt einem im Nacken und erlaubt keine Pause“, sagt die Content-Creatorin. Dennoch überwiegen für sie die Vorteile: „Ich liebe es, kreativ zu sein. Statt in eine Rolle eingezwängt zu sein, zählt die Person.“ Vorerst kann es also so weitergehen. Das nächste Mal in der Steiermark zu sehen ist Billie Steirisch am 19. September im Grazer PPC mit Band. Und online als Unterhaltungskünstlerin selbstverständlich jederzeit.