Toxoplasmose-Erreger

Parasit nimmt Mäusen dauerhaft Angst vor Katzen

Wissenschaft
19.09.2013 15:45
Dass ein Parasit namens Toxoplasma gondii Mäusen ihre angeborene Angst vor Katzen nimmt, konnten Forscher 2007 erstmals beweisen. Jetzt haben Wissenschaftler der University of California diese Zusammenhänge noch einmal untersucht und dabei herausgefunden, dass der Erreger den Nagern die Angst dauerhaft nimmt - selbst wenn die Infektion völlig überstanden ist, fürchten sich die Mäuse nicht vor den Stubentigern.

Die Änderung des natürlichen Verhaltens der Mäuse trete offenbar bereits während einer frühen Phase der akuten Infektion auf und die Angst der Nager vor Katzen kehre nie wieder zurück, berichtet ein Team um Wendy Ingram von der University of California in Berkeley.

"Es ist bemerkenswert, dass selbst nachdem die Infektion größtenteils oder vollständig verschwunden ist, eine umfassende Verhaltensänderung bestehen bleibt", so Ingram. Dass eine vorübergehende Infektion zu einer potenziell permanenten Veränderung der Biologie des Wirts führe, könne gewaltige Auswirkungen auf das medizinische Verständnis von Infektionskrankheiten haben, schreiben die Forscher im Fachblatt "PLOS One".

Parasit profitiert von angstfreien Mäusen
Für Toxoplasma gondii (das Bild zeigt eine mikroskopische Aufnahme des bogenförmigen Erregers), den Auslöser der hauptsächlich von Katzen bekannten Toxoplasmose, ist es von großem Vorteil, wenn Mäuse Katzen angstfrei begegnen. So erhöht sich nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass infizierte Nager von einer Katze verspeist werden, wodurch der Parasit von der Maus wieder in die Katze, seinen Hauptwirt, gelangt. Der Erreger kann - in Staubform - aber auch auf andere Tiere übertragen werden. Wird deren Fleisch nicht ausreichend gebraten, wird Toxoplasmose auch auf den Menschen übertragen.

Gefahr für Embryos und Neugeborene
Die Krankheit bleibt häufig latent, kann aber auch Lungenentzündung und Hautausschläge auslösen. Besonders gefährlich ist die Infektion für schwangere Frauen: Der Ausbruch der Krankheit kann zu Fehlgeburten führen oder Missbildungen sowie schwere Erkrankungen des Neugeborenen verursachen.

Ein Problem bei der Behandlung von des Erregers Toxoplasma gondii ist, dass der einzellige Parasit nicht nur in seiner aktiven Form vorkommt, sondern im menschlichen Körper auch dauerhafte Zysten bilden kann. Diesen ist mit Medikamenten bisher praktisch kaum beizukommen, die Krankheit kann daher auch nach scheinbar erfolgreicher Behandlung immer wieder aufflammen.

Erreger kann Selbstmordrisiko steigern
Eine erst im Vorjahr veröffentlichte Studie an 45.000 dänischen Frauen legt zudem nahe, dass Frauen mit Katzen, die an Toxoplasmose erkrankt waren, ein möglicherweise deutlich höheres Selbstmordrisiko haben. Demnach steigt die Wahrscheinlichkeit eines Suizidversuches bei diesen Frauen um 50 Prozent.

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