Mädchen oft erst 13

Syrien: Flüchtlinge heiraten aus Angst vor Vergewaltigung

Kaum dem Krieg in Syrien entkommen, droht insbesondere syrischen Frauen und Mädchen in den Flüchtlingslagern eine neue Gefahr: Immer wieder kommt es zu Vergewaltigungen. Die Flüchtlingsfamilien sind laut CNN inzwischen so verzweifelt, dass ein neues Phänomen die Runde macht: Schon blutjunge Mädchen werden an den Nächstbesten verheiratet, um Schutz von einem Ehemann und zwei Familien zu erfahren.

Als Beispiel nennt CNN das Flüchtlingscamp Zaatari (Bild) in Jordanien, nahe der syrischen Grenze, wo es immer wieder zu sexueller Belästigung sowie Vergewaltigungen komme. Als einzige wirksame Gegenmaßnahme würden immer mehr Familien die sogenannte Sutra-Heirat wählen - die Vermählung als Schutz. Dabei seien die Eltern keineswegs glücklich darüber, ihre Töchter in die Ehe zu drängen.

Mädchen werden schon mit 13 verheiratet
Ein Beispiel ist die erst 13-jährige Najwa, die mit dem 19-jährigen Khaled vermählt wurde. Auch ihre zwei älteren Schwestern wurden kürzlich von ihren Eltern verheiratet. Als Grund dafür gibt die Mutter die aussichtslose Lage der Frauen im Flüchtlingslager an: "Ich schwöre bei Gott, ich hätte sie nicht so jung heiraten lassen, wenn wir noch in Syrien wären." Vor der Heirat habe sie aus Sorge um ihre Mädchen keinen Schlaf mehr gefunden. Khaled fügte hinzu: "Es hat Vergewaltigungen gegeben."

"Ihr Leben endet früh"
Ruwaida, die schon in Syrien Bräute ausstattete, hilft auch in Zaatari bei Hochzeitsvorbereitungen. Zu Hause seien Bräute im Alter von 13 Jahren sehr selten gewesen, so Ruwaida gegenüber CNN, doch im Flüchtlingslager sei dies immer öfter der Fall. Sie habe immer mehr Kinder als Bräute, denen zu viel Verantwortung aufgebürdet werde: "Ich fühle, dass ihr Leben vorbei ist, ihr Leben endet früh."

Laut der syrischen Flüchtlingshelferin Farrah Sukkar haben die Eheschließungen von Teenagern um 60 Prozent zugenommen. Das sei nicht nur psychologisch bedenklich, sondern auch medizinisch, denn ihre Körper seien oft nicht voll entwickelt.

Sex in der Ehe als Zwang
Auch außerhalb des Flüchtlingscamps leiden Frauen und Mädchen unter sexueller Ausbeutung. So hat etwa die 14-jährige Eman bereits ein Kind, auch sie wurde zum Schutz verheiratet. "Ich hätte nicht geheiratet, es ist wegen der Situation", erklärt Eman. Der Vergewaltigung durch Fremde ist sie damit zwar vielleicht entgangen, doch ihrem neuen Mann ist sie ausgeliefert. "Ich habe meinem Sohn gesagt, die Ehe nicht zu vollziehen, doch er hat nicht zugehört", so Emans Schwiegermutter.

Auch Menschenhändler nützen Verzweiflung aus
Die verzweifelte Situation der syrischen Flüchtlinge wird nicht nur von Vergewaltigern und Ehemännern ausgenützt, sondern auch von Menschenhändlern. Gegenüber CNN berichtete etwa Mariam, sie und ihre zehnjährige Tochter seien mit dem Angebot kostenloser Wohnungen in eine andere Stadt gelockt worden, zusammen mit vielen anderen Frauen. Schon auf der Fahrt habe sie ein mulmiges Gefühl gehabt, das sich später bestätigte, als sie eingeschlossene Mädchen entdeckte, die kaum bekleidet waren und offenbar gegen ihren Willen festgehalten wurden.

"Hier kommt der Tod langsam"
Sie habe mit ihrer Tochter und den anderen gerade angekommenen Frauen fliehen können, so Mariam - was mit den gefangenen Mädchen geschehen ist, ist nicht bekannt. Trotz ihrer Flucht ist sie verzweifelt: "Wenn wir in Syrien geblieben wären, um zu sterben, wäre das ehrenhafter gewesen. Dort kommt der Tod schnell, hier kommt er langsam."