Rotlicht-Prozess

Zeuge “Versace” entlastet Gürtel-Boss Steiner

Österreich
12.06.2013 17:02
Er war der Trauzeuge von "Rocky", er war "Familienmitglied". Dann fiel "Versace" (Bild) in Ungnade, wie er sagt. Wer aber nun meint, dass am Mittwoch beim Rotlicht-Prozess gegen den ehemaligen Gürtel-Boss Richard Steiner und fünf weitere Angeklagte in Wien die Stunde der Vergeltung schlug, der irrte. Der Zeuge redete zwar Tacheles, beschuldigte aber niemanden.

Vor etlichen Jahren hatte "Versace" Anzeige gegen Steiner wegen Nötigung erstattet. Er behauptete, er sei von ihm zum Bezahlen von Schutzgeld gezwungen worden. Am Mittwoch bestätigte er zwar vor Gericht, an die dereinst von Steiner initiierte "Nachbarschaftshilfe" gezahlt zu haben, dazu genötigt worden sei er allerdings nicht.

"Der Lange kann überzeugend reden"
"Wir sind für dich da, wenn du dabei bist, hat's geheißen", erklärte "Versace". Launige Replik von Richter Stefan Erdei: "Das könnte auch von der Kirchenbeitragsstelle stammen." "Aber auf einmal hatte ich keine Polizeikontrollen mehr am Straßenstrich", so der Zeuge trocken. Auch alte Schulden wurden beglichen, und benötigte man doch einmal Hilfe gegen renitente Gäste, dann waren die ebenfalls angeklagten "Rocky" und der zwei Meter große Peter A. zur Stelle: "Aber friedlich, der Lange kann überzeugend reden", so "Versace".

"Bin in Ungnade gefallen und verstoßen worden"
Familienmitglied sei er gewesen, berichtete der Zeuge frank und frei. "Dann bin i in Ungnade gefallen und verstoßen worden." Er habe nämlich Mädchen beschäftigt, die zuvor in Etablissements von Steiner gearbeitet hatten. Bei ihm hätten es die jungen Frauen aber besser gehabt: "Auf der Straß'n können sie machen, was sie wollen." Steiner habe dagegen ein viel strengeres Regiment geführt. "Rocky" habe ihm daraufhin die Leviten gelesen, das sei gegen die "Ehre", "Versace" wurde daraufhin verstoßen. Repressalien habe es jedoch keine gegeben. 

"Das war ein Angeber-Strizzi"
Steiner und seine fünf Mitangeklagten verfolgten "Versaces" Zeugenauftritt gut gelaunt und feixend. Sie machten deutlich, dass sie von seinen Angaben wenig bis gar nichts hielten. Steiner hatte im Rahmen seiner gerichtlichen Einvernahme "Versace" folgendermaßen charakterisiert: "Das war ein Angeber-Strizzi, der is' mit einem halben Kilo Gold umadum g'rennt. Das war so ein Typ, wie wir ihn nicht wollten." 

Andere Zeugen wollten nicht so frei reden wie "Versace", sie entschuldigten sich mit Krankenständen. Die Verhandlung wird frühestens Mitte August zu Ende gehen.

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