Kläger will Million

Erfinder der Mafia-Speisen: “Ich wollte keinen beleidigen”

Österreich
11.06.2013 13:23
Ein in Süditalien lebender Werbeexperte hat sich als Urheber der umstrittenen Mafia-Speisebezeichnungen des bereits geschlossenen Wiener Lokals "Don Panino" geoutet. Der Niederländer wehrt sich nun gegen den Vorwurf, dadurch Italiens Anti-Mafia-Helden schwer beleidigt zu haben. Der Bruder eines dieser Helden sieht aber "jede Grenze überschritten" und fordert nun eine Entschädigung von einer Million Euro.

"Ich wollte niemanden beleidigen. Der Kunde hat mich gebeten, ein Produkt zu lancieren, das attraktiv sein könnte, und ich habe die 'Don Panino'-Kampagne aufgrund dieser Anweisungen entworfen", zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA den Mann. Seinen Namen wollte er nicht veröffentlichen. Besonders skurril an der Geschichte ist die Tatsache, dass es das Lokal seit Jänner gar nicht mehr gibt (siehe Infobox). Am ehesten konnte der ehemalige Betrieb als Lieferservice bezeichnet werden, dessen Homepage aber mittlerweile auch vom Netz genommen wurde.

"Wollen Anti-Mafia-Helden keineswegs beleidigen"
"Es ist nicht meine Schuld, wenn man im Ausland denkt, dass Italien nur Mafia, Pasta, Pizza und Berlusconi ist. In Wien gibt es eine Kette von Friseuren, die Haarmafia heißt", erklärte der Mann, der in der apulischen Ortschaft San Donaci lebt. Er habe die Inhaber von "Don Panino" kontaktiert und sie aufgerufen, die Namen der Anti-Mafia-Helden Giovanni Falcone und Peppino Impastato aus der Menüliste zu nehmen. "Wir wollen die italienischen Anti-Mafia-Helden keineswegs beleidigen", sagte der Niederländer, der mit einer Italienerin verheiratet ist.

Wirbel auf höchster Ebene
Die italienische Botschaft in Wien hatte am Samstag auf Anweisung von Außenministerin Emma Bonino in einem Schreiben an die österreichischen Behörden gegen die Beleidigung von im Kampf gegen die Mafia gefallenen Persönlichkeiten protestiert. Mehrere Personen, darunter der sizilianische Minister Giampiero D'Alia und Maria Falcone, Schwester des 1992 bei einem Bombenanschlag der Mafia auf Sizilien ermordeten Staatsanwalts Giovanni Falcone, protestierten gegen die Mafia-Gerichte von "Don Panino".

Anti-Mafia-Held "gebacken wie ein Hähnchen"
"Mafia-Pasta" und Gebäck - benannt nach Mafiosi wie Tommaso Buscetta und Toto Riina sowie nach Paten der Cosa Nostra - sollen auf der Speisekarte des Lokals gestanden sein. Für Aufregung sorgte in Italien das Brot "Don Falcone" mit Bratwurst, nach dem 1992 ermordeten Falcone benannt, weil der "gegrillt wurde, wie eine Wurst". Angeboten wurde auch "Don Peppino", ein Panino mit Huhn, nach dem 1978 getöteten Anti-Mafia-Helden Peppino Impastato benannt. "Der großschnäuzige Sizilianer wurde bei einem Bombenattentat gebacken wie ein Hähnchen", stand auf dem Menü zu lesen.

Entschädigung von einer Million Euro gefordert
Der Bruder Impastatos, Giovanni, drohte den Inhabern von "Don Panino" mit einer Zivilklage und will eine Entschädigung von einer Million Euro. "Diesmal ist jede Grenze überschritten worden. Mein Bruder ist schwer beleidigt worden. Die Entschädigung soll in die Kassen von Anti-Mafia-Organisationen fließen", betonte Giovanni Impastato.

Er forderte eine Kampagne in ganz Europa, damit Lokale mit Namen, die sich auf die Mafia beziehen, geschlossen werden. "Die Verherrlichung der Mafia ist verwerflich. Die europäische Justiz muss sich dagegen aktiv einsetzen. Europa muss Respekt für Personen haben, die im Kampf gegen die Mafia ihr Leben verloren haben", sagte Impastato.

"Das ist eine skandalöse Initiative"
Mit der Causa ist mittlerweile auch das EU-Parlament befasst: Die italienische EU-Parlamentarierin und Präsidentin der europäischen Anti-Mafia-Kommission, Sonia Alfano, hat in Straßburg an die EU-Mitgliedstaaten appelliert, Initiativen gegen die Nutzung des Begriffes Mafia zu kommerziellen Zwecken aufgerufen. "Niemand darf Geschäfte machen und dabei die Mafia-Opfer verhöhnen. Ich habe unzählige empörte Mitteilungen wegen des Wiener Lokals erhalten. Das ist eine skandalöse Initiative", betonte die sizilianische Parlamentarierin, die an der Spitze des italienischen Verbands der Mafia-Opfer steht.

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