Kosovo-Konflikt

Heftige Proteste und Morddrohungen nach Einigung

Ausland
21.04.2013 17:17
Als Meilenstein und historischen Schritt feiern EU und UN die Einigung Belgrads mit Pristina nach Jahrzehnten der Gewalt. Doch noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Vor Ort regt sich Widerstand. Die Beilegung des jahrzehntelangen Streits Serbiens mit dem Kosovo wird international begrüßt. In den Ländern selbst gibt es aber auch Proteste und sogar Morddrohungen.

Der serbische Regierungschef Ivica Dacic und sein kosovarischer Amtskollege Hashim Thaci hatten sich am Freitagabend unter EU-Vermittlung auf eine Normalisierung ihrer Beziehungen verständigt. Das öffnet beiden Ländern das Tor zu einer Annäherung an die Europäische Union. Die EU gratulierte zu einem "historisches Abkommen", UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von einem Meilenstein.

Dagegen kritisierten die Kosovo-Serben das Abkommen und kündigten ein Referendum dazu an. "Niemand hat das Recht, ein Dokument zu unterzeichnen, das die Verfassung verletzt und einen Teil des eigenen Territoriums aufgibt", erklärten Vertreter der vier serbischen Gemeinden im hauptsächlich von Albanern bewohnten Kosovo bei einer Versammlung in Zvecan.

Die unter Vermittlung der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton unterzeichnete Vereinbarung legt die Rechte der serbischen Minderheit in dem fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo fest.

"Eine Gelegenheit, die nicht verpasst werden kann"
EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle sagte, es sei jetzt entscheidend, dass beide Länder dem Textvorschlag endgültig zustimmten. "Das ist eine Gelegenheit, die nicht verpasst werden kann." Ähnlich äußerte sich Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle, der Serben und Kosovaren zu der Einigung gratulierte. Die Vereinbarung müsse nun auch in beiden Ländern breite Akzeptanz finden und vollständig umgesetzt werden, forderte er.

Der serbische Staatschef Tomislav Nikolic, der sich gern als Hardliner in Sachen Nationalismus gibt, begrüßte das Abkommen mit einer begrenzten Autonomie für die Landsleute im Kosovo ausdrücklich. So wird das Abkommen von der serbischen Staatsspitze wohl in Kürze endgültig angenommen werden.

Morddrohungen gegen Vize-Premier
Serbien erkennt die 2008 erklärte Unabhängigkeit des Kosovos allerdings nicht an, das einst Teil Serbiens und Jugoslawiens war. Serbische Nationalisten verurteilten die Übereinkunft als Verrat. Der Vater des Pakts mit dem Kosovo, der serbische Vize-Regierungschef Aleksandar Vucic, erhält nach eigenen Angaben Morddrohungen. "Jede Sekunde erhalte ich eine Mitteilung, dass sie mich umbringen wollen", zitierte ihn das serbische Staatsfernsehen RTS. Aktivisten der Radikalen Partei verteilten laut RTS Flugblätter mit der Handynummer Vucics auf der Straße.

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