Hundstorfer-Plan

IHS-Chef sieht 6 Wochen Urlaub “problematisch”

Österreich
24.03.2013 14:08
Der Chef des Instituts für Höhere Studien, Christian Keuschnigg, hält wenig von Sozialminister Rudolf Hundstorfers jüngsten Vorstoß in Richtung sechs Wochen Urlaub nach 25 Dienstjahren, auch wenn man nicht durchgehend in derselben Firma war. "Eine Verlängerung des Urlaubs hat Kosten - man muss sich das im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit anschauen", sagte der IHS-Chef am Sonntag. Und das sei "problematisch, wenn man nicht andere Maßnahmen findet, die diese Kosten abwiegen".

An sich befinde sich die heimische Wirtschaft in guter Verfassung, doch mit mehr Kosten würde es schwieriger, sagte Keuschnigg in der ORF-"Pressestunde". "Letztlich muss sich alles rechnen."

Kritik für seine Aussagen zum Thema Urlaub erntete Keuschnigg am Sonntag von Wolfgang Katzian, dem Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten. Es sei "enttäuschend, dass ein sich selbst als unabhängig gebender Wirtschaftsforscher" die Interessen der Arbeitnehmer konsequent ignoriere. Keuschnigg spare nämlich aus, dass "nicht zuletzt durch bessere Erholung gesündere Arbeitnehmer auch länger im Arbeitsprozess verbleiben und dadurch volkswirtschaftliche Kosten gesenkt werden", so der GPA-djp-Vorsitzende in einer Aussendung.

Hundstorfer hatte am Freitag die Erhöhung des jährlichen Urlaubs von fünf auf sechs Wochen ins Spiel gebracht. Denn die hohe Mobilität der Arbeitnehmer brächte es mit sich, dass nur noch die wenigsten Menschen sechs Wochen Urlaub aufgrund der Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit erreichten. Derzeit haben Arbeitnehmer einen Anspruch auf eine sechste Urlaubswoche nur dann, wenn sie 25 Jahre im gleichen Unternehmen gearbeitet haben.

"Gemächliche" Reduktion des Budgetdefizits
Zum Defizitabbau Österreichs meinte Keuschnigg in der "Pressestunde": "Es gibt jetzt einen langsamen Pfad es zu reduzieren, eine gemächliche Rückführung." In der aktuellen konjunkturellen Situation sei das "okay - wenn die Konjunktur aber anzieht, sind größere Anstrengungen erforderlich, um das Defizit rascher zu senken".

Auf die Frage, warum Deutschland diesbezüglich rascher sei als Österreich sagte Keuschnigg: "Deutschland ist in einer anderen Situation. Der Euro ist für das Nachbarland zu billig, das heißt: Die Konjunktur wird beflügelt und die Steuern sprudeln, die Sanierung ist leichter. Wenn Deutschland noch die Mark hätte, würde Berlin sicher stark aufwerten."

Senkung des gesamten Steuerniveaus gefordert
Ähnliches gelte für Lohnabschlüsse, die in Deutschland zuletzt hoch ausfielen - das könne sich Deutschland wegen der hohen Leistungsbilanzüberschüsse über viele Jahre leisten. "Österreich hat nicht so hohe Überschüsse, der Spielraum ist begrenzter, man muss vorsichtiger sein", so der IHS-Chef, der sich erneut gegen eine Vermögenssteuer aussprach. Vielmehr müsste das gesamte Steuerniveau gesenkt werden. Nur wenn er die Wahl zwischen Vermögens- und Erbschaftssteuer treffen müsse, würde er sich für eine Erbschaftssteuer entscheiden.

Dinglichste Aufgabe der kommenden Regierung in Österreich werde es sein, die Sozialpolitik an die Alterung der Gesellschaft anzupassen und dass man die Innovationskraft der Wirtschaft weiter stärke. Der Bankensektor müsse ebenso wie die Staatsverschuldung "auf ein sicheres Niveau" gebracht werden.

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