Stephan Pernkopf ist in Niederösterreich nicht nur der Stellvertreter der Landeshauptfrau, sondern auch Feuerwehrlandesrat. Während der Flut-Katastrophe leitete er den Krisenstab. Die „Krone“ bat ihn zum Interview.
„Krone“: Herr Landesvize, wie oft haben Sie in der vergangenen Woche im eigenen Bett geschlafen?
Pernkopf: Im Einsatz muss man funktionieren, da zählt man keine Stunden. Der Landesführungsstab war rund um die Uhr besetzt, die Kameradinnen und Kameraden waren ständig im Einsatz. Also ich auch, ich habe dann wie sie gleich im Feuerwehr- und Sicherheitszentrum in Tulln übernachtet.
„Krone“: 70.000 Einsatzkräfte waren und sind allein in Niederösterreich im Einsatz. Wie behält man den Überblick?
Pernkopf: Durch gute Koordination und routinierte Zusammenarbeit im Führungsstab. Das ist eine eingeschworene Gemeinschaft von absoluten Profis. Ma kann sagen, da greift jedes Rädchen ineinander, auch wenn es hektisch und manchmal laut ist. Aber schlussendlich kommt es auf klare Entscheidungen und schnelle Reaktion an.
„Krone“: Was waren für Sie die größten Herausforderungen beim Unwetter-Einsatz?
Pernkopf: Ein Hochwasser-Ereignis, das in dieser Dimension flächenhaft das ganze Land überflutet, hat es bisher noch nie gegeben. Das heißt auch, die Katastrophen-Meldungen kamen aus dem ganzen Land und fast gleichzeitig im Führungsstab an, noch dazu mitten in der Nacht. Umso beeindruckender war der Zusammenhalt in dieser Ausnahmesituation. Jeder, wirklich jeder, hat die Dramatik und den Ernst der Lage sofort erkannt, auch wenn es 4 Uhr in der Früh war.
„Krone“: Seit 2002 wurden 1,6 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Hat sich das jetzt bezahlt gemacht?
Pernkopf: Absolut. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass insbesondere in den betroffenen Gebieten andere Bilder dominieren. 800 Schutzprojekte sind seit 2002 umgesetzt worden. Sie haben sich bewährt und in vielen Fällen massivere Schäden und größeres Leid verhindert. In Fahrafeld im Triestingtal wurden riesige Wassermassen durch neue Rückhaltebecken abgefangen, das untere Kamptal hielt, Hofstetten-Grünau hat sich bewährt, aber auch viele kleinere Becken und Bachaufweitungen haben geholfen. Dazu kommen natürlich die massiven Schutzausbauten in den Donaugemeinden, die im Jahr 2002 noch meterhoch überschwemmt wurden. Klar ist aber: Hundertprozentigen Schutz kann es nie geben. Trotzdem bauen wir weiter massiv aus, bis 2040 wird eine weitere Milliarde Euro investiert.
„Krone“: Ganz Niederösterreich wurde zum Katastrophen-Gebiet erklärt. Kann Sie jetzt noch etwas erschüttern?
Pernkopf: Erschüttern vielleicht nicht, aber die Betroffenheit ist in jeder Katastrophe riesig, wenn man die Schäden und das Leid sieht. Aber dann gibt es auch wieder Momente voller Zuversicht und Hoffnung, als etwa die Feuerwehr-Hilfszüge aus den anderen Bundesländern voller Motivation bei uns ankamen, um zu helfen, oder als die Black Hawks abhoben, um die Hochwasserschutz-Dämme zu sichern.
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