Meteorologe erklärt

So entstand der Tornado, der Graz in Atem hielt

Steiermark
22.05.2024 18:00

Am Dienstag spielten sich die bisher heftigsten Unwetter des Jahres in der Steiermark ab. Während der Bezirk Weiz mit starken Überflutungen zu kämpfen hatte, suchte Graz ein kleiner Tornado heim. Wie konnte dieser mitten über dem Stadtgebiet entstehen? Und werden Luftwirbel dieser Art häufiger? Ein Meteorologe gibt Auskunft.

Viele Grazer trauten am Dienstag ihren Augen kaum: Am Abend braute sich ein kleiner Tornado über dem Stadtgebiet zusammen. Er nahm über dem Plabutsch seinen Ursprung und zog über die Bezirke des Grazer Westens her – etwa in Eggenberg war er deutlich zu beobachten.

Dieses gefährliche Naturspektakel ist hierzulande allerdings nicht so unüblich, wie man vielleicht denkt, weiß Christoph Matella, Meteorologe bei Ubimet. Den Grazer Raum nennt er im Österreichvergleich sogar einen „Tornado-Hotspot“. „Österreichweit gibt es drei bis fünf Tornados pro Jahr“, erklärt der Experte. Außergewöhnlich sei eher gewesen, dass er sich ausgerechnet über dem Stadtgebiet bildete, was für viele Schaulustige sorgte.

Tornado über Wiener Neustadt forderte 34 Menschenleben
Die Zahl an österreichischen Tornados relativiert sich jedoch im internationalen Vergleich. So werden in den USA jährlich etwa 1200 Stürme dieser Art registriert – mit teils heftigen Konsequenzen. Der bisher verheerendste österreichische Tornado zog 1916 über Wiener Neustadt, mindestens 34 Menschen kamen dabei ums Leben. Auch 2021 forderte ein gefährlicher Luftwirbel an der niederösterreichischen Grenze mehrere Menschenleben.

Tornados entstehen häufig, wenn unterschiedliche Luftströme aufeinandertreffen – das nennt man Windkonvergenz. (Bild: Krone KREATIV, Quelle: dpa)
Tornados entstehen häufig, wenn unterschiedliche Luftströme aufeinandertreffen – das nennt man Windkonvergenz.

Diese starken Tornados unterscheiden sich jedoch deutlich von jenem in Graz in ihrer Windgeschwindigkeit. „Starke Tornados wie in den USA haben Geschwindigkeiten über 200 km/h. Da hält nicht mehr viel stand, und Trümmerteile werden herumgewirbelt“, erklärt Matella. Jener über der steirischen Landeshauptstadt dürfte gerade mal 100 km/h erreicht haben und verursachte bloß kleine Schäden wie umgefallene Bäume und locker gewordene Dachziegel. Nach wenigen Minuten kehrte wieder Stille ein.

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Starke Tornados wie in den USA haben eine Geschwindigkeit über 200 km/h. Da hält nicht mehr viel stand, und Trümmerteile werden herumgewirbelt.

Christoph Matella, Meteorologe bei Ubimet

Auch in ihrer Entstehung lassen sich zwei Typen von Tornados unterscheiden. Heftigere Stürme kommen durch sogenannte Superzellen zustande. Sie sind also das Resultat äußerst geladener Unwetter. „Typ Zwei Tornados entstehen bei Windkonvergenzen“, erklärt Matella. Winde aus verschiedenen Richtungen trafen am Dienstagabend aufeinander, zudem hingen die Wolken besonders tief – es herrschten also optimale Bedingungen.

Ob Luftwirbel wie jener über Graz häufiger werden könnten? Das ließe sich nicht final sagen, auch nicht im Zusammenhang mit dem Klimawandel, meint der Meteorologe. „Tornados treten sehr lokal und unregelmäßig auf“, erklärt Matella. „Aber die Beobachtungen werden mehr, weil jeder ein Smartphone hat.“ Allenfalls ist nicht so bald mit dem nächsten Sturm zu rechnen: Zwar bleibt die Woche in der Steiermark unbeständig, Unwetter wie am Dienstag sind aber nicht zu erwarten.

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