UNESCO-Kulturerbe

1.500 Geschäfte auf Basar von Aleppo Raub der Flammen

Ausland
01.10.2012 08:39
Zum sinnlosen Töten in Syrien gesellt sich jetzt auch die wahllose Zerstörung seines Kulturerbes. Im mittelalterlichen Basar von Suk al-Madina in der syrischen Stadt Aleppo seien bereits mindestens 1.500 Geschäfte durch die Flammen zerstört worden, hieß es am Sonntag. Händler wurden nach eigenen Angaben von der Armee daran gehindert, den Schaden zu begutachten, nachdem dort am Samstag reihenweise Stände in Flammen aufgegangen waren. Der Markt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist der größte dieser Art weltweit.

Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus, weil in dem überdachten Markt viele Händler Stoffe anbieten. Videoaufnahmen im Internet (wie jene oben), die aus der Millionenstadt stammen sollen, zeigen Geschäfte, die ein Raub der Flammen werden.

Die Aufständischen beschuldigten Regierungstruppen, das Feuer mit Brandmunition ausgelöst zu haben. Der örtliche Aktivist Ahmad al-Halabi sagte, die syrischen Behörden hätten der Stadt die Wasserversorgung gekappt, sodass die Löscharbeiten schwierig seien. Die Angaben aus Syrien lassen sich allerdings kaum überprüfen, weil die Regierung den Zugang von ausländischen Journalisten einschränkt.

Basar fast täglich Schauplatz von Kämpfen
Der Markt war in den vergangenen Wochen fast täglich Schauplatz von Kämpfen. Seit Beginn einer Rebellenoffensive im August kontrolliert jede der Konfliktparteien etwa eine Hälfte der strategisch wichtigen Handelsmetropole, in der 2,5 Millionen Menschen leben.

Wiederholte Versuche beider Seiten, auch die andere Hälfte einzunehmen, scheiterten. Nach Angaben von Aktivisten haben Scharfschützen der Regierungstruppen auf der Zitadelle, die das Zentrum dominiert, Stellung bezogen. Die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA) begann laut Aktivisten bereits am Donnerstag mit einer Offensive, die sie als entscheidende Schlacht bezeichnete.

UNESCO: "Großer Verlust und eine Tragödie"
Die Altstadt von Aleppo war 1986 mitsamt dem Markt von der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, zum Weltkulturerbe erklärt worden. Sie gilt unter anderem als einmaliges Zeugnis seltener arabischer Architekturstile und der Bedeutung der Stadt als jahrtausendalter kultureller Knotenpunkt. Der historische Basar - einst eine der größten Touristenattraktionen in der Stadt - galt als einer der am besten erhaltenen in der gesamten Region. Seit Jahrhunderten wurden hier Lebensmittel, Stoffe und Gewürze verkauft.

Die UNESCO reagierte mit Bestürzung auf die Zerstörung des historischen Basars. Es sei ein "großer Verlust und eine Tragödie", sagte der Direktor des Weltkulturerbeprogramms, Kishore Rao. "Die Nachrichten aus Aleppo sind zutiefst erschreckend", kommentierte Generaldirektorin Irina Bokowa am Sonntagabend. "Ich rufe alle Beteiligten auf, ihr Möglichstes zu tun, um diese Denkmäler der Menschheitsgeschichte zu verschonen", appellierte Bokowa an die Aufständischen und Soldaten. Sie sei entsetzt und in tiefer Sorge angesichts der Entwicklungen.

UNESCO will Expertenteam nach Syrien schicken
Sobald es die Sicherheitslage zulässt, will die UNESCO ein Expertenteam nach Syrien schicken, um die Lage zu bewerten und Erste Hilfe für das Welterbe zu leisten. Das Kulturerbe in Syrien zeuge von der Tausende Jahre alten Geschichte des Landes und werde in der ganzen Welt geschätzt und bewundert, erklärte Bokowa.

Experten aus der Region wollen nun in Kairo diskutieren, wie man die Zerstörung historischer Stätten in Syrien - dazu zählen Kreuzfahrerfestungen, osmanische Moscheen, römische und byzantinische Siedlungen - eindämmen kann. Vor allem Moscheen und Festungen geraten häufig unter Beschuss, weil sie wegen ihrer oft strategisch günstigen Lage von Kämpfern der Opposition, Milizionären und Soldaten besetzt werden.

Bereits 30.000 Tote im Bürgerkrieg
In Syrien hält der Aufstand gegen Präsident Bashar al-Assad seit 18 Monaten an. Inzwischen hat er sich zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet. Schätzungen der Opposition zufolge sind bisher mehr als 30.000 Menschen getötet worden.

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