Mit herber Kritik muss sich der Chef-Chirurg des Unfallkrankenhauses Salzburg auseinandersetzen. Gleich mehrere Ex-Kollegen packten aus und kritisieren heftig seinen „militärischen Führungsstil“ und den Umgang mit Mitarbeitern. Die Klinik kündigt Maßnahmen an.
Es gab keine Kommunikation, keine eigene Meinung. Wer etwas sagte, wurde niedergebrüllt. Ein Klima der Angst statt des Respekts herrschte über Jahre im Salzburger Unfallkrankenhaus am Franz-Rehrl-Platz, berichten zwei Mediziner der „Krone“, die deswegen bereits das Handtuch geworfen haben. Seit der neue Primar im März 2020 die Unfallchirurgie übernahm, wandelte sich die Situation: „Wir hatten in jedem Gebiet Spitzenleute, bis der neue Primar kam“, erzählt Arzt Philipp Schultes.
Er schrie herum und putzte die Kollegen herunter. Er ist ein richtiger Narzisst mit einem militärischen Führungsstil. Er glaubt, dass er alles beherrscht. Wir gingen mit der Kritik bereits zur Führung, doch da wurden wir vertröstet.
Dr. Philipp Schultes über den Primar
Er hatte erst kürzlich das UKH verlassen: „Der militärische Führungsstil war für mich nicht mehr tragbar. Ich habe mich am Anfang, wie andere, blenden lassen durch die eloquente Art. Jetzt aber weiß ich, dass er ein richtiger Narzisst ist.“ Sechs andere Kollegen haben, genauso wie er, deswegen das Spital verlassen.
Fragwürdiger Stil löste nun Welle an Kritik aus
Bernd Hiller, ebenfalls Chirurg und Ex-Mitarbeiter des Unfallspitals, ging im Juni 2022 und stimmt im „Krone“-Gespräch zu: „Ja, er ist ein Narzisst. Und es gibt wahnsinnig viele Sachen, die störend waren.“ Der Primar habe Leute bevorzugt, sie angeschrien, es musste alles nach seinem Willen passieren, erzählt Hiller: „Er wollte beispielsweise jeden Klasse-Patienten selbst operieren.“ Kollegen wollten nicht mehr in die Arbeit kommen.
In vier Jahren sei vieles, was gut war, zerstört worden. „Das Traurigste ist aber, dass es so lange keine Reaktion von der Spitalsführung gab“, unterstreicht Hiller. Bereits 2021 habe ein Arzt dem Spitalsdirektor erstmals dieselben Vorwürfe geschildert – doch es passierte danach nichts. Offenbar bis jetzt.
Nachdem am Freitag erstmals die Vorwürfe am Führungsstil des Primars der Unfallchirurgie publik wurden, hat am Wochenende die AUVA Landesstelle mit dem ärztlichen Leiter Wolfgang Voelckel reagiert: „Wir untersuchen jeden Vorwurf und gehen begründeten Anlässen konsequent nach. Da der manchmal harte Umgangston Beschwerden hervorgerufen hatte, wurden bereits Ende 2022 Maßnahmen eingeleitet. Dabei wurden nachweislich Fortschritte erzielt, aber anscheinend nicht genug.“
Man wolle alle Vorwürfe im Detail prüfen. „Aufgrund der offensichtlich kulturell nicht zu überwindenden Gräben arbeiten wir an einer Lösung der Situation.“ Heute soll es wegen der Sache Gespräche mit allen Oberärzten geben.
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