Mit oder ohne Matura

Ausbildung im Akkord: FH Gesundheit stockt auf

Tirol
23.04.2024 13:00

Die Ausbildung für Hebammen wurde bereits im Herbst 2023 von einem alle drei Jahren stattfindenden zu einem jährlichen Angebot ausgebaut. Logopädie und Diätologie sollen nun ab dem Studienjahr 2025/2026 mit jeweils 24 Studienplätzen ebenfalls jährlich angeboten werden. Das Land Tirol setzt mit der FH Gesundheit und dem AZW Maßnahmen zur bevorstehenden Pensionierungswelle.

Wer an Medizin denkt, denkt meistens an Ärzte. Doch die Menschen, die sich um unsere Gesundheit kümmern, haben vielfältige Berufe – von Hebammen über biomedizinische Analytikerinnen bis hin zu Logopäden. „Der Bereich der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe ist einer, der uns alle beschäftigen sollte“, erklärt die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) den Ernst der Lage, „so werden allein in der Pflege in den nächsten zehn Jahren 40 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger in Pension gehen.“

„Dieser Standort ist österreichweit ein Unikat“
Wer einen Gesundheitsberuf oder gesundheitsnahen Beruf studieren möchte, kann das akademisch an der FH Gesundheit machen, wie derzeit 1830 Studierende in insgesamt 25 Bachelor- und Master-Programmen sowie zahlreichen Lehrgängen, oder nicht-akademisch am AZW. „Dieser Standort ist österreichweit ein Unikat. Ein Unikat insofern, als dass wir akademische Ausbildungen und auch nicht-akademische Ausbildungen im Zuge des AZW haben. Alles ist wichtig. Durch diese Verbindung gibt es auch für die nicht-akademischen Berufe immer ein Weiterkommen“, sagt FH-Rektor Walter Draxl.

Medizinische Assistenzberufe als Teil des AZW können durch die FH weiterentwickelt werden, schlussendlich zu akademischen Ausbildungen im Zuge der beruflichen Qualifikationsschiene.

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Die FH Gesundheit unterstützt maßgeblich die Gesundheitsstrukturen im Land Tirol.

FH-Rektor Walter Draxl

„Dafür, dass wir Nicht-Maturanten im Zuge der beruflichen Qualifikation ein Studium machen lassen, werden wir durchaus auch kritisch betrachtet. Aber ich denke, das sind wir diesen Personen schuldig, denn 10 bis 20 Prozent sind immer geeignet – auch ohne Matura – ein Studium zu machen“, ist sich Draxl sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.

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Die Nachfrage nach ausgebildeten Personen in den Gesundheitsberufen ist so hoch wie noch nie.

LR Cornelia Hagele (ÖVP)

Logopädie und Diätologie mit jährlichem Start
Im kommenden Jahr soll das Studienangebot erweitert werden: So ist in den Bereichen Logopädie- und Diätologie ein jährlicher Start (statt wie zuvor alle zwei Jahre) mit jeweils 24 Studienplätzen vorgesehen. Damit setzt sich ein Trend fort: Schon ab Herbst dieses Jahres werden etwa die Ausbildungsplätze für Ergotherapie von 30 auf 40 Plätze erhöht. Auch die Hebammen-Ausbildung, die bis dahin nur alle drei Jahre angeboten wurde, ist seit Herbst 2023 im jährlichen Angebot. Das Angebot für Physiotherapeuten konnte ebenfalls ausgebaut werden: wohl ab Herbst 2024 gibt es erstmalig einen speziell für Physiotherapeuten entwickelten berufsbegleitenden Master-Hochschullehrgang.

Seit die FH im Oktober 2007 mit 164 Studierenden ihre Arbeit aufgenommen hat, hat sich also einiges getan – auch was die Fachrichtungen angeht: Neben den genannten Berufen steht auch Radiologietechnologie, Augenoptik oder Gebärdensprachdolmetschen am Programm.

Interview
Fokus liegt auf „gut ausgebildete Tiroler“

„Krone“: In welchem Bereich besteht besonders viel Bedarf?
FH-Rektor Walter Draxl: Alle Gesundheitsberufe sind stark nachgefragt. Einen verstärkten Bedarf haben wir bei den Hebammen und in der Logopädie festgestellt. Corona hat den Bedarf zusätzlich verstärkt.

Gibt es einen Bereich, der bei den Menschen weniger „am Schirm“ ist?
Die diagnostischen Berufe: Biomedizinische Analytik und Radiologietechnologie. Insbesondere auch die Assistenzberufe in diesem Beruf. Da müssen wir in die Schulen hinein gehen, um diese Berufe sichtbar zu machen.

Gibt es genug junge Leute, um den Bedarf zu decken?
Alle Wege müssen geöffnet werden. Mein erstes Ziel ist es, dass die Tiroler Bevölkerung gut ausgebildet wird und dass wir hier die Chancen verbessern. Sollte mit diesen Personen der Bedarf nicht abgedeckt werden können, müssen wir auch Werbung machen für Absolventen aus anderen Ländern. Wir müssen aber darauf achten, dass wir kein „Brain Drain“ (Anm.: Abfluss von Intelligenz und Verstand) betreiben und dass Personen aus jenen Ländern kommen, wo die eigene Versorgung noch gut funktionieren kann. Wir sind mit Hochschulen etwa in Kolumbien, Bosnien, Georgien oder der Türkei in Kontakt – doch die dortige Versorgung darf natürlich nicht kaputtgehen.

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