Besuch bei "Exotica"

Tierschutz übt scharfe Kritik an Terraristikbörsen

Tierecke
04.09.2012 11:47
Einen tierischen Fund hat Sonntagvormittag eine Passantin im Burgenland gemacht: Die Frau entdeckte neben einem Radweg drei mangelernährte und von Parasiten befallene Würgeschlangen. Gegen den unbekannten Aussetzer wurde Anzeige wegen Tierquälerei erstattet. Fälle wie dieser fachen die Debatte um exotische Tiere in Privathaltung weiter an - in der Kritik stehen vor allem Terraristikbörsen wie die "Exotica", die vergangenen Sonntag erneut stattfand. Der Vorwurf: Die Tiere würden dort unter katastrophalen Bedingungen ausgestellt und ohne ausreichende Beratung an Laien verkauft.

Bei dem Schlangenfund im Bezirk Eisenstadt-Umgebung handelt es sich um eine zweieinhalb Meter lange Boa Constrictor und zwei Jungschlangen. Die Passantin hatte nach der Sichtung die Polizei verständigt, die Tiere wurden von den Beamten eingefangen. Die drei Würgeschlangen wurden zur tierärztlichen Versorgung und weiteren Verwahrung in den Reptilienzoo nach Forchtenstein im Bezirk Mattersburg gebracht. Nach dem ehemaligen Halter, der die Schlangen ausgesetzt hat, wird gesucht.

Terraristikbörsen in der Kritik
Sichtungen ausgesetzter Exoten wie in jenem Fall fachen die Debatte um exotische Tiere in Privathaltung weiter an. Auch bei der diesjährigen Terraristikbörse "Exotica", die am vergangenen Sonntag in St. Pölten stattfand, konnten die Besucher exotische Tiere erwerben. Viele der Käufer haben jedoch von deren Haltung aufgrund unzureichender Informationen vor Ort viel zu wenig Ahnung, davon ist Nikola Furtenbach von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" überzeugt. Sie besuchte die Messe und wurde Zeugin unzähliger Verkaufsgespräche. Außerdem, so Furtenbach, seien die Ausstellungsbedingungen für die Tiere katastrophal gewesen (das erste Bild zeigt einen bereits toten Frosch).

"Die Tiere waren, wie auch schon in den Jahren davor, in winzige Boxen gepfercht, die absolut keine Bewegungsfreiheit erlaubten", erzählt Furtenbach. Als zusätzlicher Stressfaktor werden die Tiere auf solchen Börsen immer wieder angefasst oder aus ihren Behältnissen herausgenommen. Sie sind einem enormen Geräuschpegel ausgesetzt und haben in der Regel stundenlange Transporte vor und hinter sich. "Leider sind solche Börsen in Österreich nach wie vor völlig legal, was unserer Ansicht nach ein Skandal ist", kritisiert Furtenbach.

Veranstalter wehrt sich gegen Vorwürfe
"Exotica"-Veranstalter Alexander Dobernig weist diese Vorwürfe in einer Aussendung zurück: Neben zwei Amtstierärzten, die über sechs Stunden präsent waren, sei ein weiterer Tierarzt und Zoologe für Auskünfte zur Verfügung gestanden. Er betonte weiters, dass die über 200 Aussteller teilweise jahrelange Erfahrung hätten und neben den Tierärzten auch weitere zehn Controller angestellt waren, die beraten und überprüft haben. Dass die endgültige Verantwortung dennoch beim Käufer liege, sei aber unbestritten.

Furtenbach will diese Argumente nicht gelten lassen: Das Personal kümmere sich in der Regel nicht darum, ob Käufer auch über die nötigen Voraussetzungen zur Haltung der anspruchsvollen Tiere verfügen, so die Tierschützerin. "Jeder Laie kann sich exotische Wildtiere anschaffen. Viele Arten kosten nur ein Taschengeld, was die Gefahr von Spontankäufen erhöht. Eine junge Schlange, die ausgewachsen bis zu 1,50 Meter lang wird, wurde zum Beispiel um nur 10 Euro angeboten. Dass dabei alle zukünftigen Halter die teils erheblichen Folgekosten und die komplizierten Haltungsanforderungen kennen, können wir nach diesem Lokalaugenschein ausschließen", so Furtenbach.

Tierschützer fordern: "Keine Exoten in Privathaushalten!"
Generell haben exotische Wildtiere aus Tierschutz-, aber auch aus Sicherheitsgründen in Privathaushalten nichts verloren, so die "Vier Pfoten". Tatsächlich scheinen Halter mit ihren Reptilien immer wieder überfordert zu sein. Aktuell wird nicht nur in der Drau nach einem vermutlich ausgesetzten Krokodil gesucht, auch im Lavanttal wurde nach einem anonymen Hinweis ein Krokodil in Privatbesitz beschlagnahmt. Die Organisation unterstützt einen Gesetzesantrag, dem zufolge der Kauf exotischer Tiere durch Private stark eingeschränkt werden und ein Sachkunde-Nachweis für potenzielle Käufer zur Pflicht werden soll. Tierbörsen wie die "Exotica" sollen außerdem verboten werden.

Furtenbach: "Unsere Forderungen gehen allerdings darüber noch hinaus: Wir wollen ein generelles Verbot von exotischen Tieren in Privathaushalten – die Tiere können dort einfach nicht artgerecht gehalten werden." Die "Vier Pfoten" hoffen, dass der Tierschutzrat und Bundesminister Alois Stöger diese Anliegen ernst nehmen und eine entsprechende Gesetzesänderung im Sinne des Tierschutzes, aber auch zur Erhöhung der Sicherheit der Bevölkerung vornehmen.

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