Umstrittenes Erbe

Äthiopiens Premier Zenawi mit 57 Jahren gestorben

Ausland
21.08.2012 10:05
Der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi ist tot. Der 57-Jährige sei am Montagabend in einem Krankenhaus im Ausland verstorben, erklärte Regierungssprecher Bereket Simon am Dienstag in der Hauptstadt Addis Abeba. Zenawi hinterlässt ein umstrittenes Erbe: Vom Westen als verlässlicher Partner gelobt, gab es aber immer wieder auch Berichte über Menschenrechtsverletzungen.

Das Schicksal des äthiopischen Regierungschefs war in den vergangenen Monaten von einer Aura des Schweigens umgeben. Zenawi war seit zwei Monaten nicht mehr öffentlich gesehen worden und fehlte bei Gipfeltreffen und Parlamentsabstimmungen. Die Regierung in Addis Abeba teilte nicht mit, woran er erkrankt war. "Er hatte sich gut erholt, aber plötzlich ist etwas geschehen und er musste in die Intensivstation eingeliefert werden", sagte Regierungssprecher Simon. "Sie konnten sein Leben nicht retten." Auch der Behandlungsort blieb im Dunkeln, lediglich von einer europäischen Klinik war die Rede.

Die Amtsgeschäfte übernimmt interimistisch sein Stellvertreter Hailemariam Desalegn, hieß es seitens der Regierung. Simon versicherte, das Land sei stabil und "alles wird so weitergehen, wie (von Premier Zenawi, Anm.) vorgesehen".

Umstrittener Langzeit-Regierungschef
Zenawi hatte Äthiopien seit mehr als zwei Jahrzehnten regiert und war ein afrikanischer Regierungschef mit vielen Facetten: Lange galt der frühere Rebellenkämpfer als verlässlicher Partner der USA im Kampf gegen den islamischen Terror. Das christlich-orthodox geprägte Land am Horn von Afrika wurde unter seiner Führung zu einer Insel der Stabilität in der Region. Aber Zenawi war gleichzeitig ein höchst umstrittener Regierungschef, dem viele vorwarfen, seit Jahrzehnten an der Macht zu kleben und jegliche Opposition zu unterdrücken.

Internationale Organisationen haben Äthiopien immer wieder wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen angeprangert. Erst kürzlich waren der prominente Journalist Eskinder Nega und zahlreiche Oppositionspolitiker zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie die umstrittenen nationalen Vorschriften zur Terrorismus-Bekämpfung verletzt haben sollen. Viele Oppositionelle sind ins Exil gegangen.

Noch nie da gewesener Aufschwung
Doch Äthiopien, das seit Jahrzehnten immer wieder von Dürren und Hungerkatastrophen heimgesucht wird, hat unter Zenawi auch einen nie da gewesenen Aufschwung erlebt. Straßenbau-, Bildungs- und Gesundheitsprojekte wurden zielstrebig vorangetrieben, zeitweise war das Wirtschaftswachstum des Landes das höchste aller nicht ölexportierenden Staaten in Subsahara-Afrika. Gleichzeitig belegt Äthiopien auf dem Entwicklungsindex weiterhin einen der untersten Plätze.

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