Klinik Innsbruck

Eine neue Ambulanz für mehr Schutz vor Gewalt

Tirol
14.03.2024 09:00

Die meisten Fälle von häuslicher Gewalt und sexuellen Übergriffen werden nie zur Anzeige gebracht. Wenn Opfer doch Hilfe suchen, dann tun sie das vor allem in Gesundheitseinrichtungen. Die Klinik Innsbruck baut deshalb ihr Hilfsangebot deutlich aus und bietet nicht nur medizinische Betreuung. 

Eine Frau kommt mit einem gebrochenen Arm in die Notfallambulanz der Klinik. Für Pflegekräfte und Ärzte ist rasch klar: Hinter der Verletzung steckt häusliche Gewalt. Geschichten wie diese kommen erschreckend oft vor. Laut einer Erhebung sind mehr als 26 Prozent der Patienten in den Notfallambulanzen der Klinik Innsbruck von häuslicher Gewalt betroffen. Nicht nur Frauen, aber vor allem (70 %).

Zitat Icon

Betroffene können im Grund in allen Bereichen der Klinik auftauchen.

(Bild: Birbaumer Christof)

Andrea Hohenegger, stv. Leiterin Opferschutzgruppe

Umfassende Betreuung und Beweissicherung
Was tun in so einer Situation? Mit dieser Frage beschäftigt man sich am größten Krankenhaus Tirols seit Jahren intensiv. Mitarbeiter wurden geschult, Opferschutzgruppen eingerichtet, eigene Anlaufstellen geschaffen. Jetzt kommt mit einer neu aufgestellten Gewaltschutzambulanz samt Kompetenzzentrum eine wichtige Einrichtung mit eigenen Räumlichkeiten dazu. Dort erhalten Opfer neben medizinischer Hilfe psychosoziale Betreuung und eine fundierte Beweissicherung für den Fall einer Anzeige.

„Verletzungsdokumentation ist vor Gericht entscheidend“, unterstreicht Marion Pavlic von der Gerichtsmedizin der Medizin-Uni die Bedeutung der Beweissicherung. Auch dann, wenn ein Opfer vorerst keine Anzeige machen will, raten Fachleute dazu. Erhebungen zeigen, dass viele Opfer erst nach einiger Zeit den Mut für den Weg zu Gericht aufbringen. Ohne stichhaltige Beweise ist eine Verurteilung aber kaum realistisch.

Zitat Icon

Die Kernkompetenzen der Gerichtsmedizin umfassen die Einschätzung von körperlichen Verletzungen und deren gerichtsverwertbare Dokumentation.

(Bild: Birbaumer Christof)

Marion Pavlic, Gerichtsmedizin der Medizin-Uni Innsbruck

Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) und Frauenlandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) sehen im neuen Kompetenzzentrum ein Vorreiterprojekt. „Es ist niederschwellig und rund um die Uhr erreichbar“, nennt Hagele zwei Vorteile. Pawlata weist darauf hin, „dass vor allem die psychosoziale Beratung ein enorm wichtiges Zusatzangebot zur medizinischen Versorgung ist“.

Neues Schulungsprogramm für Mitarbeiter
Gleichzeitig mit der neuen Einrichtung startet bei den Tirol Kliniken ein Schulungsprogramm für Mitarbeiter. Jede Einrichtung soll einen Gewaltschutzbeauftragten erhalten. Das Wissen soll auch in die Bezirke getragen werden. Welche Rolle Spitäler für Opferschutz spielen, zeigt die Statistik: Suchen Opfer Hilfe, dann vor allem in Gesundheitseinrichtungen (20%), weniger oft bei Polizei (16,9%) und einschlägigen Beratungsstellen (12,5%). Der Großteil versucht sein Martyrium zu verschweigen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Tirol



Kostenlose Spiele