Für die Studie wurden österreichweit 2.851 Haushalte mit Schulkindern befragt. "Die alte Halbtagsschule macht genau dieselben Probleme wie im Vorjahr", so Tumpel. 77 Prozent aller Eltern müssen ihren Kindern bei Hausaufgaben helfen oder mit ihnen für Schularbeiten und Tests lernen. Das entspricht der Leistung von 47.000 Vollzeitbeschäftigten. Am häufigsten lernen Eltern immer noch mit Volksschulkindern (88 Prozent).
Wenigverdiener sind "extrem belastet"
Diese Zahlen haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, gesunken sind allerdings die Ausgaben der Eltern für bezahlte Nachhilfe - von 127 auf 107 Millionen Euro. Dafür macht Tumpel vor allem die Teuerung verantwortlich, bei der Österreich in Europa an vierter Stelle steht. Die Inflation treffe hauptsächlich Wenigverdiener (monatlich bis zu 1.300 Euro netto Haushaltseinkommen). Hier fühlen sich zwei Drittel durch Ausgaben für Nachhilfe "extrem belastet". 2011 war es nur ein Viertel.
Die Eltern sparen vor allem bei teuren Sprachferien oder Lerncamps (zwölf Millionen Euro weniger Ausgaben), nehmen verstärkt kostenlose Angebote in Anspruch oder engagieren günstige Nachhilfelehrer aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Nicht alle Kinder, die Nachhilfe benötigen würden, bekämen diese auch, meinte Tumpel - etwa 60.000 Schüler müssten ohne Hilfe auskommen.
Neue Mittelschule mit besseren Ergebnissen
Einen positiven Effekt zeige die Neue Mittelschule, so Tumpel. Hier müssen Eltern mit 482 Euro pro Kind und Jahr wesentlich weniger ausgeben als in Allgemeinbildenden Höheren Schulen (668 Euro). Außerdem würden die Schüler von Vornherein besser abschneiden: Nur 17 Prozent lernen für eine Nachprüfung oder um eine negative Note zu verhindern, im Gymnasium sind es schon 34 Prozent. Gegenüber der Hauptschule, die von der Neuen Mittelschule mittelfristig abgelöst werden soll, sind die Vorteile zwar auch vorhanden, aber deutlich geringer: Eltern von Kindern in Hauptschulen geben pro Jahr 528 Euro pro Kind für Nachhilfe aus und müssen nur etwas öfter mit den Kindern lernen als an der Neuen Mittelschule.
Günstig wirken sich ganztägige Schulformen aus: In Wien sind 32 Prozent der Sechs- bis 14-Jährigen in einer Ganztagsschule, einer schulischen Nachmittagsbetreuung oder einem Hort, im Bundesschnitt nur 21 Prozent. Auf Volksschulebene müssen deshalb 15 Prozent aller Wiener Eltern nie mit ihren Kindern lernen, im bundesweiten Vergleich sind es dagegen nur zehn Prozent.
"Rasche und dringende Umsetzug"
Deshalb fordert die Arbeiterkammer eine rasche und dringende Umsetzung einer einheitlichen Mittelstufe, mehr Unterricht in Kleingruppen sowie eine bessere individuelle Betreuung der Kinder. Damit könne auch die Notwendigkeit für Nachhilfe geringer gehalten werden sowie im Interesse der Eltern gehandelt werden, so Tumpel.
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