Schießereien in Guinea

Bewaffnete holen Ex-Diktator Camara aus Gefängnis

Ausland
04.11.2023 13:32

Im westafrikanischen Guinea sind der wegen eines Massakers angeklagte Ex-Junta-Chef Moussa Dadis Camara und mehrere seiner Verbündeten aus dem Gefängnis entkommen. 

Schwerbewaffnete griffen am frühen Samstagmorgen das Gefängnis im Zentrum von Guineas Hauptstadt Conakry an, überwältigten die Wärter und befreiten Camara und drei Mitglieder seiner Militärregierung, wie ein dpa-Reporter aus Justizkreisen erfuhr. In Conakry waren am Samstagmorgen vorübergehend Schüsse zu hören.

Grenzen geschlossen
Guineas Justizminister Alphonse Charles Wright sagte am Samstagvormittag örtlichen Medien, dass einer der entkommenen Verbündeten Camaras bereits wieder festgenommen worden sei. Die Grenzen des Landes seien geschlossen. Die Regierung betonte, die Lage unter Kontrolle zu haben. Das Gefängnis in Conakry wurde von Militärfahrzeugen gesichert.

„Kriegswaffen“ im Einsatz
Der Anwalt Camaras ließ gegenüber der Nachrichtenagentur AFP offen, ob Camara befreit oder gegen seinen Willen aus dem Gefängnis geholt wurde. „Ich habe erfahren, dass es eine Freisetzung aus einem Zivilgefängnis in Conakry gab, die meinen Klienten Moussa Dadis Camara betrifft“, sagte der Anwalt Jocamey Haba.

Vor der Nachricht von der Abholung Camaras aus dem Gefängnis hatten Einwohner Conakrys von heftigen Schusswechseln berichtet, Sicherheitskräfte hätten den Zugang zum Zentrum der Hauptstadt abgeriegelt. „Es wird sowohl mit automatischen als auch mit Kriegswaffen geschossen“, berichteten Augenzeugen der AFP. Betroffen sei das Viertel Kaloum, das politische und administrative Zentrum des Landes.

Für Massaker verurteilt
Hauptmann Camara hatte sich am 24. Dezember 2008, einen Tag nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Lansana Conté, unblutig an die Macht geputscht. Ursprünglich wollte er freie Wahlen organisieren und danach die Macht abgeben. Er entwickelte sich allerdings zum Despoten.

Ende September 2009 gingen Zehntausende in Conakry auf die Straße, um für den Rücktritt Camaras zu demonstrieren. Die Armee eröffnete das Feuer auf die Menschen. Mindestens 87 Personen wurden damals getötet. Die Vereinten Nationen sprachen von 157 Toten.

Knapp ein Jahr nach seinem Putsch wurde Camara Opfer eines Attentats, bei dem er schwer verletzt wurde und zur Behandlung nach Marokko ausgeflogen wurde. 2010 ließ er von der Macht. Für das Massaker während seiner Zeit als Präsident wurde Camara 2022 in Guinea zu einer Haftstrafe verurteilt.

Doumbouya an Macht geputscht
In Guinea hatte sich im September 2021 Juntachef Mamady Doumbouya an die Macht geputscht und damit elf Jahre ziviler Regierung beendet.

Damit gehört das Land neben Mali, Burkina Faso, dem Niger und Gabun zu den westafrikanischen Staaten, in denen seit 2020 - meist unter Kritik am Westen und der früheren Kolonialmacht Frankreich und deren militärischen Kampf in der Region gegen Jihadisten - geputscht wurde.

Friedliche Machtübernahme steht noch aus
Die Militärs in Guinea haben sich unter internationalem Druck bereit erklärt, bis Ende 2024 die Macht an eine gewählte Regierung zu übergeben. Die Opposition wirft der Junta aber vor, bisher nichts unternommen zu haben, um eine friedliche Machtübergabe vorzubereiten.

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