Seit zwölf Jahren spielt Matthias Ohner Kafkas verwandelten Protagonisten in einem Solo - das Interesse ist ungebrochen. Was macht den Erfolg von Ed. Hauswirths Inszenierung aus?
Als Schüler, sagt Matthias Ohner, „habe ich gar nichts mit der ,Verwandlung’ anfangen können“. So geht es wohl vielen, wenn die Deutsch-Professorin ihnen Franz Kafkas Erzählung im gelben Einband vorlegt. Ein Mann, der zum Ungeziefer wird?
Und trotzdem feiern Matthias Ohner und Ed. Hauswirth mit dem Literatur-Klassiker seit genau zwölf Jahren große Erfolge. Zwischen 150- und 200-mal hat Ohner das Solo gespielt - im Schauspielhaus Graz, wo es nun wiederaufgenommen wurde, in Klassenzimmern, beim Rostfest in Eisenerz. „Unbedingt anschauen!“, stand in der „Krone“-Rezension der Premiere vom 18. Oktober 2011. Das Publikum nahm den Rat ernst: „Das Stück hat eine Auslastung, die einfach nicht abreißt“, sagt Ohner. Hundert Menschen sehen jede Vorstellung.
Also, was ist das große Geheimnis der Inszenierung? „Man braucht nur einen Overhead-Projektor, einen Tisch und eine Leinwand. Es ist kompakt, beweglich, dramaturgisch super zusammengestrichen und toll inszeniert – 55 Minuten, die brennen.“ Und für Schüler perfekt „aufnahmetauglich gemacht“, damit sie nicht ratlos mit dem Klassiker zurückbleiben. Auch Albernheit hat da durchaus einen Platz.
Käfer als Lebensbegleiter
Aber nicht nur das Publikum muss ein Stück mögen - auch als Schauspieler muss man es aushalten können. „Der Käfer ist für mich ein kurioser Lebensbegleiter geworden“, sagt Ohner. „Ich lerne den Text immer noch neu kennen. Das ist ein Luxus.“ Es sind die gewaltigen Sprachbilder im Text, die ihn faszinieren.
Ein Beispiel gefällig? Als die Mutter zum ersten Mal ihren verwandelten Sohn sieht, schreibt Kafka: „(Sie) fiel inmitten ihrer rings um sie herum sich ausbreitenden Röcke nieder.“ – „Das ist wie eine Kameraeinstellung!“, sagt Ohner. Ans Aufhören ist nicht zu denken.
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